Donald Trump: Diese Amtszeit konnte nur so enden

HILPOLTSTEIN/ROTH/SCHWABACH - Die Bilder vom Mob, der das Capitol in Washington, D.C. stürmt, haben in der ganzen Welt Erschrecken und Entsetzen ausgelöst. Vor allem die Tatsache, dass Präsident Trump seine Anhänger mit seiner Rede kurz zuvor aufgewiegelt hatte. "Ein Putsch", sagt Wayne Lempke, der in Hilpoltstein lebt und in Nordbayern Sprecher der Democrats abroad ist. Er nennt die Szenen "schockierend, aber eigentlich nicht überraschend".

Herr Lempke, wie sehr schaden diese Vorgänge vor und im US-Parlament dem Ruf der Vereinigten Staaten?

Die Frage ist schwer zu beantworten, vielleicht müssen Sie die als Deutsche beantworten. Dafür ist es auch noch zu früh. Aber obwohl uns diese Szenen wahnsinnig erscheinen: Die Demokratie wird siegen und Biden Präsident werden.

Eigentlich musste uns längst allen klar sein: Die Amtszeit dieses Präsidenten konnte nur so enden. Auch wenn es schockierend ist, überrascht dieses Ende nicht. Wer davon überrascht ist, hat vorher nicht richtig aufgepasst: Donald Trump hatte doch schon vor Monaten zu seinen Proud boys gesagt: ,Stand back and stand by!‘ Er hat nicht gesagt: ,Stand down‘, also ,tretet zurück!‘. Damit hat er schon in der Debatte vor der Präsidentenwahl angekündigt, was er vorhat: Es ist ein Putschversuch.

 

Welche Rolle hat die Polizei dabei gespielt? Hat sie ihre Arbeit nicht ordentlich gemacht?

Die Security am Capitol ist eigentlich extrem scharf – wie im Flughafen. Dass da plötzlich Tausende durchmarschieren können, ist unerhört. Aber wenn dann mal eine bestimmte Menge durchkommen kann, ist das nicht mehr zu beherrschen. Die Sicherheitsleute waren nicht darauf vorbereitet. Aber der Geheimdienst hätte davon natürlich wissen und das Ganze abfangen müssen. Dafür ist wiederum die Regierung Trump zuständig, also der Justizminister, aber den gibt es gerade nicht. Bestimmt ist es Absicht, dass Barr vor Kurzem zurückgetreten ist. Wie gesagt, es ist Wahnsinn, aber nicht überraschend.

 

© Foto: Stefan Hippel

Wie kann es denn sein, dass Trump es immer noch schafft, so viele Menschen zu fanatisieren? Hat er so viel Charisma?

Ich frage mich auch immer wieder, welche Störung Menschen haben müssen, die sich derartig manipulieren lassen. Das ist ein ähnliches Phänomen wie in Nazideutschland: Hitler war ein Ekelpaket, trotzdem standen die Massen mit hochgerecktem Arm am Straßenrand. Diese Frage müssen die Psychologen beantworten.

Eine Erklärung dafür ist aber sicherlich, dass es noch nie einen US-Präsidenten auf so niedrigem Niveau gegeben hat. Alle bisherigen Präsidenten hatten zumindest ein bisschen Charme und wenigstens gute Manieren. Trump dagegen lässt einfach ,die Sau raus‘. Die Leute finden es gut, dass er genau so drauf ist wie sie, das halten sie für heldenhaft.

 

Ist es tatsächlich notwendig, dass Trump seine Niederlage eingesteht, damit Joe Biden Präsident werden kann?

Nein, die Verfassung sieht das nicht vor, es ist nicht notwendig. Am 20. Januar wird Joe Biden vereidigt, und dann ist der Spuk vorbei.

 

Aber die Spaltung des Landes ist nicht vorbei ...

Die bleibt die gleiche. Ich glaube nicht, dass Trump-Unterstützer sich plötzlich zum demokratischen Lager öffnen werden.

 

Zumindest die Abgeordneten der Republikaner müssten die Niederlage doch anerkennen.

Immerhin sind es jetzt ein paar mehr republikanische Senatoren, die das Wahlergebnis anerkennen. Zuerst haben elf oder zwölf angekündigt, dass sie es nicht anerkennen, jetzt sind es nur noch sechs.

Aber es ist schon erstaunlich, dass darüber überhaupt weltweit berichtet wird. Normalerweise ist das eine Formalität, so als ob hier der Bundespräsident Entlassungspapiere überreicht. Dass alle Welt diese Formalie verfolgt, sagt schon viel aus.

 

Lieben Sie Ihr Land trotzdem?

Lieben? Es ist meine Heimat. Aber lieben in diesem patriotischen Sinn, dass die USA großartig sind – nein, das tue ich nicht. Ich trete dafür ein, dass es nicht in die Hoffnungslosigkeit abdriftet.