Ehrenamtlicher "Maskenflug" gegen Waldbrände

21.4.2020, 17:53 Uhr
Ehrenamtlicher

© Jochen Heider

Für die am Flugplatz Schwabach stationierten Piloten der Luftrettungsstaffel kam der Anruf der Regierung von Mittelfranken überraschend. Aktuell ruht der Flugbetrieb, aber eben nicht, wenn es um den Katastrophenschutz und die Brandbekämpfung geht. Was viele Spaziergänger in den Wäldern nicht wissen dürften, ist, dass die Einstrahlung der Sonne im April so stark ist wie im August.

Die aktuelle Schönwetterlage sorgt für eine starke Austrocknung der im Frühjahr noch nicht voll ausgeprägten Vegetation. Hinzu kommen Winde, welche die Austrocknung und damit die Brandgefahr weiter "anheizen". Genau diese Umstände haben nun zur Anordnung von Überwachungsflügen geführt.

Auch bei diesen Flügen muss auf einen entsprechenden Abstand der Personen und Schutz der Insassen geachtet werden. Wie aber in einem Cockpit, welches keine zwei Meter Abstand ermöglicht? Hierfür gibt es klare Vorgaben – und so waren die Piloten mit ihren Begleitern in der zweiten Aprilwoche doch in der Lage, Ausschau nach Brandherden zu halten. Entgegen der sonst üblichen Besatzung mit zwei Luftbeobachtern, einem Förster und einem Feuerwehrmann sowie dem Piloten wird in der aktuellen Zeit nur mit zwei Personen geflogen.

Dies reduziert die Ansteckungsgefahr ebenso, wie die Vorgabe, dass der Luftbeobachter nun auf der hinteren Sitzreihe Platz nehmen muss. Selbstverständlich ist dabei das Tragen des Mundschutzes für alle Beteiligten.

Insgesamt wurden an acht Tagen je zwei Einsatzflüge für Mittelfranken angeordnet. Der Stützpunkt Schwabach-Büchenbach war an drei Tagen mit sechs Flügen beteiligt. Pro Flug umrundet die Besatzung einmal Mittelfranken. Die Route geht grob vom Flugplatz Schwabach-Büchenbach, Altmühlsee über Ansbach, Emskirchen, Weißendorf in Richtung Hetzleser Berg. Von dort geht es weiter Richtung Hersbruck und über den Rothsee wieder zurück zum Flugplatz Schwabach-Büchenbach. Dabei wird pro Route eine Strecke von zirka 250 km überflogen und kontrolliert.

500 Kilometer am Tag

Insgesamt fliegt die Besatzung an einem Einsatztag somit rund 500 Kilometer. Durch die Streckenwahl kann ganz Mittelfranken auf Rauchentwicklungen abgesucht werden.

Als Ergebnis konnten bei allen Flügen zwei Waldbrände beziehungsweise Rauchentwicklungen entdeckt werden, welche direkt aus dem Flieger noch an die Integrierte Leitstelle in Ansbach gemeldet wurden. Somit konnte damit schon schlimmeres verhindert werden.

Doch, wie die Ausbreitung des Corona-Virus, wird auch die Waldbrandgefahr weiterhin genau beobachtet. Falls nötig sind die Piloten der Luftrettungsstaffel der Fliegervereinigung auch dann wieder gefordert unter den Bedingungen eines "Maskenflugs" für Sicherheit, zumindest in Bezug auf die Waldbrandgefahr, zu unterstützen.

Ein wichtiger Appell aller Luftbeobachter geht dabei an alle Waldbesucher keine Folien, Flaschen oder gar Zigaretten im Wald zurückzulassen. All dies bereitet dem "Feuervirus" nur den Boden. Die vorhergesagten trockenen und heftigen Winde aus Osten in den nächsten Tagen dürften nicht zu einer Entspannung der Situation beitragen.

InfoDie Luftrettungsstaffel existiert nur in Bayern und ist Bestandteil des Katastrophenschutzes. Insgesamt stehen 159 Flugzeuge und 300 ehrenamtliche Piloten aus Flugvereinen dem Freistaat Bayern zur Verfügung, auf welche er im Katastrophenfall, beziehungsweise zur Abwendung von Gefahr, zugreifen kann. In anderen Bundesländern muss der Staat hohe Geldsummen in die Hand nehmen, um Piloten und Flugzeuge für den Ernstfall vorhalten zu können.

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