Eileen Henglein: Olympia ist kein Hirngespinst

4.1.2019, 14:26 Uhr
Eileen Henglein aus Wassermungenau auf First Lady.

© Jessica Gühring Eileen Henglein aus Wassermungenau auf First Lady.

Ludwig Wechsler ahnte es schon kurz nach der Geburt seiner Tochter. "Das ist die künftige Olympiasiegerin, ich weiß nur noch nicht in welcher Sportart", verkündete Wechsler, als er die neue Erdenbürgerin am 25. August 2000 erstmals an sein Herz drücken konnte. Heute wandelt Eileen Henglein tatsächlich auf diesen Spuren. "Vielleicht irgendwann Olympia", sagt die 18-Jährige mit Blick auf ihre sportliche Zukunft und schildert damit kein Hirngespinst.

Schließlich hat sie 2016 bereits den Titel einer Mannschafts-Europameisterin in der Pony-Dressur errungen. Nun ist sie Dank ihrer überragenden Begabung schon eine Stufe weiter. Seit kurzem gehört sie als "Junge Reiterin" zum Bayernkader der Dressurreiterinnen der S-Klasse. "Alonso" und "Licosto" heißen ihre großen Pferde, die sie dabei lenkt.

Eine eigene Prüfung musste Eileen dafür nicht absolvieren. "Weil sie auf dem Pony soviel gewonnen hat", erklärt Mutter Birgit Henglein, die großen Anteil an den Erfolgen der Tochter hat. "Von der Mama habe ich das Gefühl für Pferde, vom Papa den Ehrgeiz", sagt Eileen Henglein. Gewissermaßen entdeckt hat sie ein mittelfränkischer Pferdefachmann. Dieter Schüle aus Ansbach, einer der bedeutendsten Dressurrichter Deutschlands, hat Eileen für höhere Aufgaben empfohlen.

Die erste Trainerin war Mama Birgit. Die Pferde für die Erfolge ihrer Tochter hat die 54-Jährige ebenfalls ausgebildet. Birgit Henglein wiederum hat ihre Leidenschaft vom Vater übernommen. Hans Henglein hat Pferde geliebt. Der 2014 verstorbene Unternehmer brachte häufig Pferde vom Schlachthof mit nach Hause. "Mit denen habe ich gearbeitet", erinnert sich Birgit Henglein. Auch die ersten Ponys für die Enkelin gingen auf sein Konto.

Stolzer Opa

"Er war sehr stolz auf Eileen", sagt Birgit Henglein. Denn ihr außergewöhnliches Talent wurde schnell entdeckt. 2009 saß sie erstmals auf einem Pony. Danach gewann sie sechs Wettbewerbe der "Führzügelklasse" hintereinander. Schnell ritt sie Prüfungen nach internationalem Standard und fand Aufnahme in den Frankenkader. 2011 folgte der Bayernkader. Ihr Name schallte zu dieser Zeit offenbar wie Donnerhall durch die deutsche Reiterlandschaft.

Obwohl man die Bayern bei der von Nordlichtern dominierten Pferdedressur immer belächelt, setzte sie sich bei Sichtungen und Turnieren zunehmend durch. "Am Ende wusste stets jeder, wer Eileen Henglein ist", sagt Birgit Henglein. In Bayern hat sie damals ohnehin alles gewonnen. Sie war Fränkische und Bayerische Meisterin in der Ponydressur. 2011 war erstmals die Bundestrainerin in Wassermungenau aufgetaucht. Cornelia Endres leitete den Reiter-Stützpunkt des Deutschen Olympischen Komitees und war aus Warendorf bei Münster angereist. Seither gehörte Eileen Henglein dem Bundeskader der Ponyreiter an. Auch mit Unterstützung aus Mittelfranken. Constance Rügheimer leitet in Pleinfeld ein eigenes Dressurzentrum und kann auf zahlreiche Erfolge mit verschiedenen Pferden und Reitern verweisen. Üblich ist es, zum Training nach Pleinfeld zu fahren. Für Eileen Henglein aber macht sie eine Ausnahme. Deren Übungseinheiten leitet Rügheimer in Wassermungenau. Außerdem fährt sie zu jedem großen Turnier mit. "Constance sieht Eileens Talent und unterstützt sie, wo sie kann", sagt Birgit Henglein.

Wichtig ist beim Dressurreiten, dass Reiter und Pferd auf den Punkt fit sind. Aber nicht nur das. Die Qualität des Pferdes hat entscheidenden Anteil am Erfolg des Duos. "Es gibt Dressurpferde, die eine halbe Million Euro kosten", erklärt Birgit Henglein. Das kann und will man sich bei den Hengleins nicht leisten. "Bisher hat ihre Technik und ihr gutes Reiten Nachteile ausgeglichen", weiß Birgit Henglein. Um die nächsten Ziele zu erreichen, braucht Eileen aber ein besonders gutes Pferd.

Auf einem guten Weg

Die Aufnahme in den Bundeskader der Jungen Reiter soll bald erreicht werden. Ab 21 Jahren will sich Eileen für den "Grand Prix" qualifizieren. "Das wird schwer", sagt sie. Die familiäre Unterstützung wird dabei gewiss noch deutlicher zum Tragen kommen. Schließlich wird Klaus Wechsler alles tun, um diesen Weg zu fördern. Nur dann kann sich seine Prophezeiung erfüllen. Denn die "Grand-Prix-Dressur" ist es, die bei Olympia verlangt wird.

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