Ein Golfplatz als grüne Oase

27.5.2020, 05:38 Uhr
Ein Golfplatz als grüne Oase
Ein Golfplatz als grüne Oase

© Foto: Günther Wilhelm

"Neuntöter sind selten geworden. Genau wie der Wendehals oder der Eisvogel", ergänzt sein LBV-Kollege Michael Braun. "Insgesamt habe ich hier schon über 100 verschiedene Vögel gesehen. Das gibt es nur, wo die Natur in Ordnung ist." Und das ist sie an einem Ort, an dem man es auf den ersten Blick nicht unbedingt vermutet.

Die Rede ist nicht etwa von einem verwunschen unberührten Waldstück, sondern vom Golfplatz in Abenberg, wo seit 11. Mai nach der Corona-Sperre die Golfer wieder ihre Schläger schwingen.

"60 Hektar unberührt"

 

"Golfplätze waren ja als Monokultur verpönt", erklärt Armin Jonik. Bahnen, die sich wie lange Schneisen ziehen, top gepflegte "Grüns" rund um die Löcher, eine scheinbar ausgeräumte Kunstlandschaft. Das ist oft der erste Eindruck, dies war lange Zeit das Image. "Aber die Realität ist eben eine andere", betont Armin Jonik.

"Unser Golfplatz ist rund 100 Hektar groß", sagt Golfclub-Manager Michael Schalt. "Davon werden 40 Hektar als Spielfläche täglich gepflegt. 60 Hektar aber überlassen wir der Natur." Und nicht nur das.

Seit einigen Jahren arbeitet der Golfclub mit dem Landesbund für Vogelschutz zusammen. So wurden rund 100 Nistkästen für Vögel aufgestellt, 15 Kästen für Hornissen, zehn für Fledermäuse.

Es gibt Stöcke mit Bienen, die auf insgesamt rund 30 000 Quadratmeter großen Blühwiesen reichlich Nahrung finden. Klassen der Mittelschule haben zudem "Insektenhotels" gebaut. Insekten finden ein Zuhause auch in mehreren Totholzhaufen, die ebenso über das gesamte Gelände verteilt sind wie zehn Naturteiche mit Schilfbewuchs.

Inzwischen fühlt sich eine vielfältige Tierwelt heimisch. Von den Vögeln und Insekten über Rehe und Feldhasen, Kröten und Ringelnattern, Wildbienen und Libellen bis hin zu Wasserschnecken und Muscheln. "Sogar Rebhühner sind wieder da", berichtet Jonik. Und nicht zu vergessen: eine Biberfamilie, die im kleinen Kaltenbach, der den Golfplatz durchzieht, einen stattlichen Damm errichtet hat.

 

100 000 Euro vom Förderverein

 

"Das ist eine Oase für Flora und Fauna", sagt Michael Schalt nicht ohne Stolz. Die Biotope werden von den Golfern auch respektiert. "Sie dürfen nicht betreten werden, auch nicht für das Suchen eines verschlagenen Balles", ergänzt Jonik.

Umweltschutz ist für den Golfclub ein wichtiges Anliegen. "Unser Förderverein hat bereits 100 000 Euro für gezielte Projekte gefördert", sagt Michael Schalt, "etwa für eine neue Halle, in der die Geräte wassersparend gewartet werden".

Die Wasseranalysen im Kaltenbach seien "wahnsinnig gut", so Jonik. "Die Nitratwerte sind nur ganz minimal." Das dürfte nicht zuletzt an Werner Nißlein liegen. Der "Head-Greenkeeper" ist seit dem Beginn 1989 auf der Anlage und Chef eines zehnköpfigen Teams, das die Golfbahnen pflegt. Er sorgt für optimale Bedingungen für die rund 1050 Mitglieder.

Besonders beeindruckend sind die "Greens". Um die Löcher herum muss der Ball perfekt spielbar sein. Der Rasen ist extrem dicht und kurz, wirkt eher wie Kunstrasen.

Wie er das schafft? "Durch genau dosierte Düngung. Es geht um gezielte Nährstoffgabe. Unkrautvernichter aber benutzen wir keine", betont Werner Nißlein. Golf und Umweltschutz schließen einander also keineswegs aus.

 

Bronze, Silber, zweimal Gold

 

Der Golfclub Abenberg stellt sich deshalb sogar einer regelmäßigen Überprüfung. Seit einigen Jahren vergibt der Deutsche Golfverband sein Qualitätszertifikat "Golf & Natur", das alle zwei Jahre neu erworben werden muss. "2013 hat es der Golfclub Abenberg erstmals in Bronze erhalten, 2015 dann in Silber, 2017 in Gold und 2019 wieder in Gold", listet Armin Jonik auf.

Eine Erfolgsgeschichte sowohl für den Golfclub als auch für den Landesbund für Vogelschutz und die beiden ehrenamtlichen Betreuer der Anlage. "Begonnen hat alles mit den Hornissen", erzählt Jonik. Die hatten sich in einer der Schutzhütten eingerichtet, die aber für die Golfer bei plötzlichem Regen gedacht sind. Die Umsiedlung der Hornissen in eigene Kästen war Joniks erste Aufgabe. Seitdem gibt es keine Probleme mehr.

"Seit 2015 habe ich dann den Golfplatz in puncto Naturschutz betreut. Jetzt will ich aber etwas kürzertreten", sagt der Büchenbacher.

 

Eine Runde um 5 Uhr morgens

 

Mit Michael Braun aus Abenberg hat er bereits einen Nachfolger gefunden. Zwei bis drei Mal pro Woche dreht er seine Runden, oft schon ab 5 Uhr morgens, wenn noch kein Golfbetrieb ist.

"Bis etwa 7 Uhr laufe ich das Gelände ab, schaue, welche Vögel fliegen und welche Nistkästen belegt sind und dokumentiere alles", erzählt er. Was ihn motiviert? "Ich habe mich schon immer für die Natur interessiert. Das ist einfach ein schöner Ausgleich zum Büro."

Und für Jonik ist der Golfplatz, dessen Wege auch für Spaziergänger offen sind, fast so etwas wie Urlaub. "Ich fahr’ nicht mehr nach Mallorca", sagt er schmunzelnd, "ich kann mich hier entspannen."

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