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Einzelhandel im Überlebenskampf: Die Luft wird dünn

16.1.2021, 08:04 Uhr
Einzelhandel im Überlebenskampf: Die Luft wird dünn

© Foto: Marco Frömter

Auch er macht sich natürlich Gedanken: "Die Zahlen beziehen sich allein auf Meldungen unserer Verbandsmitglieder. Die tatsächliche Anzahl der Betroffenen möchte ich mir gar nicht ausmalen." Im fränkischen Raum registriere der Verband gut 7500 Mitglieder. Davon hätten bereits 500 Betriebe verlauten lassen, dass zum Monatswechsel "Schluss" sei. "Bei täglich 150 Millionen Euro Umsatzeinbußen ist das kein Wunder", so Heyder.

Der verfüge nicht nur über ein großes Netzwerk, sondern auch den entsprechenden Überblick: "Ich weiß von vielen Händlern, dass die Soforthilfemaßnahmen sehr schlecht laufen". Hauptsächlich betroffen sei die Textil- und Haushaltswarenbranche. "Bis jetzt konnten sich viele einigermaßen über Wasser halten. Aber jetzt geht denen die Luft aus."

Über die spezielle Situation im Landkreis Roth gebe es momentan keine Informationen. "Doch wir werden mit Sicherheit nicht verschont bleiben", sagt Uwe Heyder. Aus eigener Erfahrung als Einzelhändler müsse er zugeben: "Würde ich nicht über Rücklagen verfügen, hätten auch wir im Dezember die Ladentür zusperren können."

Aufwind im Spätsommer?

Einen wirtschaftlichen Aufwind erwartet sich Uwe Heyder erst wieder im Spätsommer. Bis dahin rechne er mit weiteren Einschränkungen: "Das wird noch mehr Geschäftsleuten das Genick brechen". Sollten weitere Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus getroffen werden müssen, hoffe Heyder auf "richtige Entscheidungen" seitens der Regierung: "Ich kann gerade nicht nachvollziehen, dass große Handels- und Discounterketten neben Lebensmitteln alles Mögliche verkaufen dürfen."

Der Fachhandel werde dagegen komplett geschlossen. "Das ist eine Ungleichbehandlung der Gewerbetreibenden – und in den Lebensmittelgeschäften klingeln die Kassen." Werde es so weitergehen, seien weitere Geschäftsaufgaben unausweichlich. "Ein dritter Lockdown wird richtig schmerzlich. Dann trifft es auch alteingesessene und große Betriebe", ist sich Heyder sicher.

Seit Wochen versuche der Bayerische Handelsverband gegenüber der Regierung auf diese Problematiken hinzuweisen und Verbesserungen zu erwirken. "Die Hoffnung ist groß, dass sich ab Februar etwas ändert. Ansonsten steht der Wirtschaft eine Katastrophe bevor." Die Handels- und Dienstleistungsbereiche hätten jedenfalls bewiesen, dass sich an die "Spielregeln" gehalten werde: Die Hygienekonzepte "haben funktioniert". Der Bayerische Handelsverband, so versichert Heyder, werde weiterhin "alles Erdenkliche" unternehmen, um die Wirtschaft so schnell wie möglich zu "reaktivieren".

Eine Wiederbelebung des Markt- und Kugelbühlplatzes liegt Heyder besonders am Herzen: "Es müssen Anreize geschaffen werden, um nach Roth kommen zu wollen." Mit der Ausrichtung von Festen sei es alleine nicht mehr getan. "Wir brauchen in diesen Bereichen etwas Nachhaltiges." Ein Café mit Außensitzplätzen oder dauerhaft aufgebaute Spielgeräte für Kinder wären für Heyder ein guter Anfang. Entsprechende Ideen und Vorschläge wolle er bei der Stadtverwaltung vortragen: "Ich hoffe auf eine konstruktive Zusammenarbeit".

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