Erzählcafé: Von Odelschöpfern und Mistpatschern

27.6.2019, 12:00 Uhr
Erzählcafé: Von Odelschöpfern und Mistpatschern

© Foto: Maximilian Peschke

Georg Hafner zückte einen alten Holzrechen, mit dem man früher fein säuberlich jeden Grashalm auf dem Feld zusammenrechen musste. Damals wurde das Gras schon in aller Frühe ab 4 Uhr noch mit der Sense gemäht. Wenn die Sense nicht mehr scharf genug war, hat man sie mit dem Wetzstein scharf gemacht oder zum Dengeln dem Schmied gebracht. Es wurde erzählt, dass das mit der Sense geschnittene Gras seiterzeit wertvoller war, als das mit einer Mähmaschine geschnittene Gras.

Dann zeigte er eine dreizinkige lange Heugabel, mit der man früher das Heu hoch auf den Heuwagen platzieren konnte. Er hatte auch einen Mistpatscher und eine Mistgabel mitgebracht, die vier Zinken hatte und viel kleiner war. Wenn der Mist aufgeladen war, hat man ihn mit dem Mistpatscher glatt geschlagen, damit er nicht vom Fuhrwerk fiel.

Arbeit mit dem "Fleck"

Die Feldarbeiter haben eine blaue Arbeitsschürze "Fleck" genannt getragen. Reiche Bauern hatten oft eine weiße Schürze an. Dann zeigte Hafner einen Odelschöpfer, den man brauchte um seine Odelgrube zu entleeren, weil es noch keine Kanalisation gab. Mit dem Odelschöpfer hat man das Odelfass befüllt. Hafner erzählte, dass er einmal mit dem vollen Odelfass zu schnell gefahren ist, dieses vom Anhänger fiel und zerbrach – eine Riesensauerei.

Weiter wurde ein Milchseiher gezeigt, mit dem die Bauern damals die Milch gereinigt haben, bevor die Milch zur Sammelstelle Stengel/Binner in der Hauptstraße gebracht wurde. Das nächste Gerät war ein Wäschestampfer, den alle Gäste des Erzählcafés noch aus eigener Erfahrung kannten. Hafner hatte dazu einen Originalwäschestampfer der Firma "Husch-Husch" mit gebracht, mit dem man die im Waschkessel eingeweichte Wäsche gestampft hat, um die schmutzige Wäsche vom Dreck zu befreien. Hafner hatte auch alte Holzsägen dabei, mit denen man früher große Bäume um geschnitten hat. Andreas Meier erzählte, dass man seinerzeit noch die Wurzelstöcke der Bäume mit der Schaufel, Kreuzhacke und Beil mit der Hand ausgraben musste. Er habe den Besitzer des Eisenhammers bei Eckersmühlen, Fritz Schäff, während des Krieges einmal besucht und ihm seine schwere Arbeit beim Ausgraben der Wurzelstöcke geschildert. Der Schmiedemeister habe damals spontan zu ihm gesagt: "Ich schmiede Dir einen speziellen Eisenkeil, damit Dir die Arbeit leichter fällt". Nach etwa einer Stunde war das Prachtstück fertig. Er wollte keinen Lohn für seine Arbeit und schenkte ihm den Eisenkeil, der jetzt 75 Jahre alt ist. Seine Arbeit beim Spalten der Wurzelstöcke wurde mit dem Eisenkeil wesentlich leichter, erinnerte sich Meier.

Schließlich wurde erzählt, dass der Cafe-Blank einst der größte Bauer in Heideck war. Früher hatten die großen Bauern in Heideck, Schloßberg und Laibstadt Rösser, bevor in Heideck der Barth-Schneider den ersten Bulldog kaufte und andere Bauern nachzogen.

Das nächste Erzählcafé findet erst am 10. Oktober um 14.30 Uhr im Bürgersaal des Rathauses statt. Dann geht es um die Handwerkszeuge und die Arbeit der Braumeister.

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