Fahrschulen: Wir wollen wieder arbeiten

24.1.2021, 05:00 Uhr
Fahrschulen: Wir wollen wieder arbeiten

© Foto: imago images/Future Image

Es habe in keiner einzigen Fahrschule in Deutschland einen Corona-Fall gegeben. "In Bussen und Bahnen ist die Gefahr viel größer", meint der Hilpoltsteiner. "Wir kommen uns vor wie die Stiefkinder der Regierung. Es gibt uns auch keiner Auskunft", so der Fahrlehrer, der auch in der Kreisstadt Roth eine Fahrschule betreibt.

Neun Wochen lang mussten die Fahrschulen im ersten Lockdown schließen. Zwischen dem 10. März und dem 11. Mai fand kein Unterricht mehr statt. Damals hätten die Fahrschulen wie auch viele andere Betriebe Soforthilfen bekommen sollen.

Großhauser wartet bis heute noch auf diese 5000 Euro, die allerdings seiner Meinung nach eh nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen wären – und, wenn es dumm läuft, aus steuerlichen Gründen wieder zurückgezahlt werden müssen, wie er meint.

Seit dem 10. Dezember sind die Fahrschulen abermals geschlossen. Und dieses Mal gibt es bis dato überhaupt kein Geld. "In der Dezemberhilfe sind wir nicht einmal vorgesehen, weil wir erst am 10. Dezember geschlossen wurden. Bei der Überbrückungshilfe III könnten wir eventuell einen kleinen Teil für die Fixkosten bekommen. Aber das ist noch sehr unsicher", wie Großhauser von seiner Steuerberaterin erfahren hat.


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Summa summarum kommt der Hilpoltsteiner Fahrlehrer auf laufende Kosten von bis zu 30 000 Euro monatlich, vor allem das Leasing der Fahrschulautos, die Mieten und der Kredit für einen neuen Lkw kämen ihn teuer zu stehen.

Wenigstens habe sein Versicherungsmakler für ihn erreichen können, dass die Kfz-Versicherungsverträge stillgelegt sind, solange die Autos nicht bewegt werden dürfen. Abgemeldet hat er sie nicht.

Von seinen vier Fahrlehrern sind zwei in Kurzarbeit, einer muss noch Überstunden abbauen, und einer ist noch in der Ausbildung, die aber durch den erneuten Lockdown unterbrochen wurde.

Frühestens im April könne er seine Abschlussprüfung machen, hat bis dahin aber keine Beschäftigung und muss weiterbezahlt werden. Großhauser und seine Frau, die im Büro arbeitet, sind verzweifelt: "Es geht schon ans privat Ersparte."

Seit dieser Woche wäre es zumindest möglich, Theorieunterricht über das Internet anzubieten. Aber auch das ist nicht so ohne Weiteres umzusetzen. Erst einmal sei es mit weiteren Anschaffungskosten verbunden für Kamera, Mikrofon und entsprechende Programme.

Dann müsse der Online-Unterricht von der Verwaltungsbehörde, sprich Landratsamt, und dann noch von der für Fahrschulen zuständigen Regierung der Oberpfalz genehmigt werden. Diese wiederum müsse das Ganze auch noch überwachen. Soll heißen, da müsse ein Gutachter kommen und schauen, dass alles in Ordnung ist. Das koste wieder Geld.

"Bis das alles durch ist, können wir vielleicht schon wieder aufmachen", so Großhauser. Selbst der Bayerische Fahrlehrerverband weist darauf hin, dass jede Fahrschule kritisch überprüfen solle, ob sich dieser Aufwand lohne.

"Wir müssen Fahrstunden machen, denn nur so verdienen wir Geld." Er habe schon von Kollegen gehört, die wegen des Lockdowns ihre Fahrschule aufgeben mussten – allerdings nicht im Kreisverband Roth.

Sicher, wenn die Fahrschulen wieder öffnen dürfen, gebe es eine enorme Nachfrage nach Fahrstunden. Das sei auch schon nach dem ersten Lockdown so gewesen. Aber: "Wir konnten die Stunden nicht nachholen. Wir dürfen nicht mehr als elf Stunden zu je 45 Minuten plus zwei Stunden Theorie pro Tag arbeiten", sagt Großhauser.

Somit dauert es länger, bis jemand den Führerschein kriegt. "Die Leute hatten dafür im Sommer nicht mehr viel Verständnis." Das werde wohl wieder so kommen. Der Hilpoltsteiner hat Fahrschüler, die den Lkw-Führerschein machen wollen. Sie haben bereits Stellenzusagen, können aber ihren Schein nicht fertig machen.

Was Großhauser gar nicht versteht, ist, dass derzeit immer noch Theorieprüfungen beim TÜV und bei der IHK in Nürnberg stattfinden, wo bis zu 40 Prüflinge in einem Raum sitzen. Aber Theorieunterricht in der Fahrschule darf nicht durchgeführt werden. Dabei hat er auch dort in Desinfektionsspender, Masken und Filtergeräte investiert, um die Hygieneschutzauflagen einzuhalten.

"Der jetzige Lockdown macht uns Fahrschulen Stück für Stück kaputt", so lautet der Hilferuf von Olaf Großhauser stellvertretend für alle Fahrschulen. "Ohne den Pkw-Führerschein ist die Mobilität der jungen Menschen eingeschränkt, der Führerschein ist oft Grundvoraussetzung für ihren Beruf, um ihn überhaupt ausüben zu können oder um an ihre Arbeitsstelle zu kommen, gerade in den ländlichen Gegenden gilt das noch mehr."

An die Adresse der Politiker fragt er: "Warum dürfen in allen anderen Bundesländern die Fahrschulen noch arbeiten? Fahrschulen sind systemrelevant."

 

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