Faschingsfreunde fahren heuer im Wikingerschiff

3.2.2014, 17:19 Uhr
Faschingsfreunde fahren heuer im Wikingerschiff

© Leykamm

Die richtige Antwort der starken Männer wie auch der adretten Frauen der 45-köpfigen Clique wäre analog zum TV-Klassiker eigentlich „Wir sind entzückt!“ gewesen. Ganz so war es aber nicht. „Es gab schon heiße Diskussionen“, sagt der Pressesprecher der Truppe, Marco Schmitzer. Beim Treffen vor Weihnachten standen als Motive für die diesjährige Session auch noch „Las Vegas“ und „Märchenwald“ zur Auswahl. Eine hauchdünne Mehrheit favorisierte letztlich den Vorschlag Bischoffs.

Den Ausschlag gab vielleicht auch der eigene Ehrgeiz, denn im Vorfeld „hat keiner geglaubt, dass wir so ein Schiff bauen können“, sagt der Sprecher. Die Skeptiker wurden allesamt eines Besseren belehrt. Das monumentale Seefahrzeug nimmt derzeit in einer Maschinenhalle der Landwirtsfamilie Heinloth Konturen an.

Erfolgreiche Suche

In der dritte Narrensession in Folge darf man jene Halle nutzen und weiß das sehr zu schätzen. „Das ist nicht selbstverständlich!“ sagt Schmitzer und denkt drei Jahre zurück. Damals waren die Mitglieder schon fast verzweifelt auf der Suche nach einer Lokalität, in der der eigene Faschingswagen in Ruhe und überdacht gebaut werden kann. Die weite Streuung an Domizilen der Mitglieder der Clique kam ihnen schließlich zu Hilfe. Die 45 jungen Damen und Herren machten sich in ihren fast halb so vielen Wohnorten auf die Suche. Und Tobias Bauer wurde bei seinem Nachbarn in Oberrödel fündig.

Seither entstehen dort zu jeder närrischen Jahreszeit wahre Prachtbauten. 2012 sicherte man sich bei der Wagenprämierung im Rahmen des Schwander Faschingszugs den zweiten Platz. Damals waren die „MC Ochsen“ als Hippies unterwegs. Im vergangenen Jahr ging es in römischer Streitwagenmanier durch die fränkischen Straßen.

Das Motto „Kolosseum“ bracht kolossale Ergebnisse bei der Prämierung: Platz drei in Allersberg und Platz zwei in Spalt. An allen genannten Orten wird nun auch das Wikingerschiff in den Umzügen zu sehen sein, ebenso in Thalmässing. Zwischen 23. Februar und 4.März bleibt der Gruppe fast keine Atempause. Die Vorbereitungen sind nicht weniger aufwendig. Um die 1300 Einsatzstunden bringen die Damen und Herren jährlich bei der Herstellung der schmucken Wagen ein, die nach der Session wieder fein säuberlich zerlegt werden. Was sich wiederverwerten lässt, hebt man fürs nächste Mal auf. Das ist zwar meist viel. Trotzdem brauchte man für das voluminöse Wikingerschiff 100 Quadratmeter frische Fichten- und Kiefernbretter. Die Zahl verdoppelt sich noch, denn die Dicke von 25 Millimetern erwies sich als zu stark für die nötigen Biegungen des Rumpfes und so war Zweiteilung angesagt.

Beim Grobentwurf ließen sich Fliesenleger Johannes Fleischmann und Schreiner Christoph Kobras aus Hilpoltstein vom Schiff aus Flake inspirieren. Das gilt natürlich insbesondere für den signifikanten Kopf, der per CNC-Technik anhand einer Schablone entstand, die ein Foto des Originals zur Vorlage hatte. Gleich nach den Weihnachtsfeiertagen begannen dann die handwerklichen Arbeiten in der Maschinenhalle.

Seither treffen sich die Wikinger jeden Tag nach Feierabend zum Werkeln und bringen auch noch Geld mit. Denn die von den „MC Ochsen“ selbst getragenen Kosten für einen solchen exklusiven Faschingswagen summieren sich (wie im vergangenen Jahr geschehen) auf fast 4500 Euro – Arbeitszeit nicht eingerechnet. In dieser gilt es, kübelweise Farbe aufzutragen, Tausende von Schrauben in die Bretter zu bohren und natürlich die Flagge mit dem Gruppenemblem zu malen: ein skizzierter schwarzer Ochsenkopf auf rotem Grund. Was natürlich zwangsläufig zu der Frage führt, woher die „MC Ochsen“ eigentlich ihren Namen haben. Aber das wissen sie selbst nicht so genau. Nur, dass sie sich 2008 zusammengefunden haben, um gemeinsam Spaß zu haben, inklusive eines gemeinsamen Urlaubs auf Mallorca.

Traktor gesucht

Herzstück der Aktivitäten ist aber das Basteln der Faschingswagen. Wenn der jetzige fertig ist, verfügt das Schiff, das auf einem Tieflader des Lohnunternehmers Josef Schmidt aus Eismannsdorf liegt, über eine Länge von 22 Metern. Fahrer Josef Eisen aus Walting braucht also Geschick – und auch noch einen Traktor, der wird noch gesucht. Falls die Pferdestärken nicht ausreichen, hilft das rot-weiße fränkische Flake-Segel mit seinen zehneinhalb Quadratmetern beim Fortbewegen nach.

Die Wellen des Meeres, durch das das Schiff ziehen soll, malen die Damen der Clique auf Bettlaken um das Schiff herum. Auch sonst weiß dieses mit so manchem Detail zu glänzen – die Masthalterung etwa hat ein eigenes Fräsmuster erhalten. Ein paar Lichteffekte werden das Gefährt dann bei den Zügen noch imposanter erscheinen lassen. Allein der Mast verfügt über eine komplette Höhe von fast acht Metern. Zu hoch für die Tortürme. Dank der von Jürgen Eitel (Hilpoltstein) geschweißten Scharniere lassen sich aber Mast und Kopf bequem umklappen.

Wenn nun noch die Schilde die Wikinger und das Schiff zieren, aus dessen Rumpf noch die Ruder ragen – dann kann es losgehen mit der wilden Fahrt durch die Faschingsmetropolen im Landkreis. Zum krönenden Abschluss geht es übrigens ins Girlanden behangene Spalt. Da wird dann der Mast einfach mit der Säge gekürzt, um ihn nicht dauernd einklappen zu müssen.

Keine Kommentare