Unerwünschtes Grün

Fränkische Stadt ist Hotspot: Diese Pflanze ist für Allergiker gefährlich

11.7.2021, 09:18 Uhr
Johannes Schneider auf Ambrosia-Jagd: Regelmäßig kontrolliert er bekannte befallene Flächen auf junge Ambrosia-Pflänzchen. Mit Handschuhen geschützt geht es denen dann an den Kragen.

© Marco Frömter Johannes Schneider auf Ambrosia-Jagd: Regelmäßig kontrolliert er bekannte befallene Flächen auf junge Ambrosia-Pflänzchen. Mit Handschuhen geschützt geht es denen dann an den Kragen.

Das Beifußblättrige Traubenkraut „Ambrosia“ hat sich mittlerweile auch im Landkreis Roth etabliert. Die Pflanze kann weit über einen Meter groß werden und sorgt bei Allergikern oftmals für tränende Augen, Kopfschmerzen und Asthma. Auch in bestimmten landwirtschaftlichen Kulturen kann es zu einem gefürchteten Unkraut heranwuchern. Nun wurde das Landratsamt Roth vom Bayrischen Gesundheitsministerium beauftragt, ein entsprechendes „Monitoring“ durchzuführen. Diese Aktion wird aktuell von der Projektgruppe „Biodiversität und Landschaftsökologie in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Landwirtschaft“ geleitet - ein aufwändiges Unterfangen nicht nur für Johannes Schneider von der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege am Rother Landratsamt.

Die Ambrosia-Pollen sind bei Allergikern gefürchtet. Erkennbar ist die Pflanze unter anderem an den beidseitig behaarten Blättern.  

Die Ambrosia-Pollen sind bei Allergikern gefürchtet. Erkennbar ist die Pflanze unter anderem an den beidseitig behaarten Blättern.   © Marco Frömter, NN

Regelmäßig tauscht Schneider derzeit die Schreibtischarbeit dafür ein, dass er die bekannten Gebiete durchstreift und auf einen erneuten Befall durch Ambrosia kontrolliert. Hauptsächlich würde es sich um Einzelflächen im mittleren bis nördlichen Landkreis handeln, so Schneider.

„Besonders tritt der invasive Neophyt auf Brachflächen in sonnigen und trockenen Bereichen auf. Die Pflanze ist wenig konkurrenzstark und setzt sich auf dicht bewachsenem Grünland neben Gräsern daher nur schwer durch.“ Dennoch sei oberstes Gebot, Ambrosia zu bekämpfen und die Ausbreitung einzudämmen. „Wir finden Eigentümer heraus, beraten zu Maßnahmen, überwachen und betreuen die vom Bewuchs betroffenen Flächen langfristig.“ Bei kleineren Beständen schreite die Kreisfachberatung auch selbst zur Tat, so Schneider.

Dabei seien zur eindeutigen Identifizierung der Ambrosia (In der griechischen Mythologie macht eine Speise namens Ambrosia die Götter unsterblich) botanische Kenntnisse sehr wichtig. Dafür qualifiziert hat sich Schneider durch sein Studium im Bereich Landschaftsbau und -management. Bereits bei der Einarbeitung für seine neue Aufgabe wurde er durch seine Vorgängerin, Renate Haberacker, hinsichtlich der Bekämpfung der Ambrosia sensibilisiert und konnte dabei den ein oder anderen „Hotspot“ im Landkreis kennenlernen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um landwirtschaftliche Flächen, Bereiche im Forst oder auch abgeräumte Vegetationsflächen in Baugebieten.

Nicht blühen lassen

„Ziel ist es, die weitere Ausbreitung zu stoppen und wichtige Bereiche in dichter Bebauung komplett zu bekämpfen, was in einigen Baugebieten bereits geschafft wurde“, erklärt Schneider. Trotz vieler Erfolge steht für den Kreisfachberater weiterhin an erster Stelle: „Regelmäßiges Kontrollieren der bekannten Flächen, und Maßnahmen zur Bekämpfung einleiten.“ Dazu gehöre auch die ständige Absprache mit den betroffenen Gemeinden und den Privateigentümern.

Schwierig wird es überall dort, wo die Pflanze die Blüte erreicht hat und sich durch Samenflug weiterverbreiten kann. „Hier bilden sich innerhalb weniger Jahre mit mechanischen Mitteln nicht mehr bekämpfbare Bestände. Auf diesen Flächen ist es zwingend notwendig, dichtes Dauergrünland auszusäen und auf Bodenstörungen wie umpflügen zu verzichten.“ Grundsätzlich gelte jedoch: „Jede Pflanze, die ausgerissen wurde, kann sich nicht mehr vermehren.“

Die Ambrosia kann übrigens auch im heimischen Garten Wurzeln schlagen. Oft ist hier der Umkreis von Vogelfutterstellen betroffen, durch die Verbreitung von beispielsweise verunreinigtem Vogelfutter. Schneider rät: „Melden und unter Schutzmaßnahmen selbst ausreißen.“ Dabei sei das Tragen von Handschuhen besonders wichtig. Während der Blüte sollte darüber hinaus Mundschutz getragen werden. Haarspray eigne sich besonders gut zum „Festigen der Pollen und Samen“. Eine Entsorgung müsse in verschlossenen Müllsäcken über die Müllverbrennung erfolgen, um einer möglichen Verbreitung durch Samenflug entgegenzuwirken. Für Ambrosia besteht Meldepflicht – am besten direkt über das Landratsamt. „Melden und ausreißen für ein besseres Allgemeinwohl“, appelliert Schneider.

Aus der "Neuen Welt" eingeschleppt

Die Pflanze Ambrosia wächst sehr spät im Jahr und erreicht im August und September ihre volle Größe von bis zu 1,50 Metern. Stängel und Blätter sind behaart und färben sich in der Altersphase rotbraun. Ein besonderes Merkmal sind die doppelt gefiederten grünen Blätter an der Ober- und Unterseite. Di Weiterverbreitung erfolgt durch Samen.

Die selbstständige Vermehrung in Süddeutschland wird bereits seit den 1990er Jahren beobachtet. Durch den Klimawandel und ungewollte menschliche Hilfe hat der Bestand stark zugenommen. Die Ambrosia kommt ursprünglich aus Nordamerika und ist wohl Mitte des 19. Jahrhunderts als Schiffsfracht in Getreide nach Europa gelangt. Die Blüte und somit die stärkste Belastung für Allergiker erfolgt je nach Standort zwischen Mitte August und Mitte September (siehe auch unter www.ambrosiainfo.de).