"Für alle lebenswert"

14.7.2020, 06:00 Uhr

© Foto: Stefanie Graff

Ariane Winter lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Büchenbach. Sie ist gelernte Physiotherapeutin mit akademischer Ausbildung, hat ein Bachelor-Studium mit Schwerpunkt Pädagogik absolviert und bildet an der Fachschule in Schwabach junge Kolleginnen mit aus. Nach wie vor ist sie auch an Patienten tätig. "Ich arbeite besonders gerne mit Senioren, mache viele Hausbesuche, oft auch in Seniorenheimen. Da bekommt man sehr viel mit und weiß, worum es geht, wenn von Selbstbestimmung im Alter die Rede ist." Dass die Generationen gut zusammenleben können, ist ihr ein Anliegen. Sie selbst hat kleine Kinder und wohnt in engem Kontakt direkt neben den eigenen Großeltern.

Ihren Einstand bei der Gemeinde hatte sich Ariane Winter freilich ganz anders vorgestellt. "Ich wollte in meinem ersten halben Jahr als Seniorenbeauftragte alle Kreise, Gruppen und Vereine besuchen, mich überall vorstellen und mit möglichst vielen älteren Menschen in Kontakt kommen." Das wurde "dank" Corona nichts und auch die Bürotür musste erstmal geschlossen bleiben. Jetzt sind die Rathaustüren aber wieder offen und Ratsuchende können direkt zu ihr ins barrierefreie Büro kommen. "Ich freue mich über jede und jeden, der mit einer Frage zu mir kommt. Bei mir kann man einfach reinschauen." Bei größeren Anliegen sei aber eine Terminvereinbarung gut.

"Büchenbach soll für alle lebenswert sein." Dafür will sie sich einsetzen, Senioren mit Rat und Tat zur Seite stehen und vor allem in Sachen Vernetzung die Fäden zusammenführen. Einen Veranstaltungskalender speziell für Senioren könne sie sich vorstellen. Eine Liste seniorenfreundlicher Begegnungsräume auch. Eine Broschüre zum Thema Seniorensport in Zusammenarbeit mit dem TV 21 ist bereits fertig.

Söckchen für Neugeborene

Fertig sind auch ein ganzer Berg kleiner bunter Babysöckchen, die sich auf ihrem Schreibtisch türmen. Im Lockdown hatte Ariane Winter über den Seniorenbeirat alte Menschen dazu aufgerufen, Willkommens-Söckchen für neugeborene Büchenbacher zu stricken. Die Resonanz war überwältigend. Auch die Aktion "Büchenbach hilft" und die Einrichtung des Tausch- und Gabenhäusles seien prima angenommen worden.

Von Anfang an sehr gut war der Kontakt mit dem ehrenamtlichen Seniorenbeirat. "Wir stehen in regem Austausch." Dass das Rathaus in Sachen Barrierefreiheit mit gutem Beispiel vorangehen muss, ist für Ariane Winter selbstverständlich. "Ich gehe mit geschultem Blick durchs Haus und mache auf Verbesserungsmöglichkeiten aufmerksam."

Die im März ausgefallene Vorstellung der Seniorenbeauftragten im auch für Seniorenfragen zuständigen Kulturausschuss wurde jetzt im Juli nachgeholt. Dabei hat Ariane Winter auch noch einmal die wichtigsten Ergebnisse der Büchenbacher Senioren-Zukunftswerkstatt zusammengetragen. Mobilität stand dabei auf der Liste der erarbeiteten Defizite ganz weit oben. Dieses Thema wird wohl das erste größere Projekt sein, dem sie sich konkret widmen wird. Denn für Senioren, die schlecht zu Fuß sind und kein eigenes Auto (mehr) haben, sei das Angebot des ÖPNV insbesondere in den Ortsteilen wenig übersichtlich und komfortabel. Dass schon wenige Kilometer Luftlinie da schnell zur tagesfüllenden Odyssee werden können, hatte die Tennenloherin Heidemarie Neber vom Seniorenbeirat dem Kulturausschuss eindrücklich geschildert.

Derzeit ergänzt der Seniorenbeirat den ÖPNV in Eigeninitiative und organisiert Fahrdienste zu Veranstaltungen mit privaten PKWs. Den Einsatz eines Gemeindebusses könnte sich die Seniorenbeauftragte hier gut als Entlastung vorstellen. Dazu gebe es mehrere Modelle, die in anderen Landkreisgemeinden, etwa in Georgensgmünd, bereits praktiziert oder aktuell ins Leben gerufen werden. Denkbar seien sowohl Fahrten zu Veranstaltungen als auch eine regelmäßige Einkaufsrunde. Auch Vereinen und Initiativen könnte so ein Bus als Leihfahrzeug zur Verfügung stehen.

Das ist eine Idee, die auch dem noch amtierenden Seniorenbeirat gut gefällt. Dessen Amtszeit läuft aber in den nächsten Wochen aus. Im Herbst soll ein neu zusammengesetztes Gremium die Arbeit aufnehmen. Was nicht heißt, dass die engagierten Senioren um den derzeitigen Vorsitzenden Klaus Beck und seinen Stellvertreter Roland Dressel aufhören. Bis zu 15 Mitglieder kann der Gemeinderat auf drei Jahre in den unabhängigen Beirat berufen. Wer Lust hat, künftig darin mitzuarbeiten, der kann sich bei Ariane Winter melden. "Trauen Sie sich!", bittet Ursula Traxler, die jetzt schon dabei ist. "Wir brauchen Leute sowohl aus dem Kernort als auch aus den Ortsteilen." Der Seniorenbeirat organisiert sich selbst und ist in seiner Arbeit völlig unabhängig. Für den direkten Draht ins Rathaus hat er nun mit Ariane Winter eine starke Fürsprecherin.

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