Gefühlvolle Festival-Vorschau auf die 29. Rother Bluestage

12.2.2020, 16:57 Uhr
Gefühlvolle Festival-Vorschau auf die 29. Rother Bluestage

© Foto: Hans von Draminski

Monika Ammerer-Düll kam 1999, damals noch als Assistentin der Kufa-Gründungsintendantin Ruth Kiefer, zu den Bluestagen. Viele der Musikerinnen und Musiker, die sich zur 29. Ausgabe des mittlerweile in Süddeutschland führenden Blues-Festes die Ehre geben, hat sie schon im Konzert in der Kulturfabrik oder einem der Außenspielorte erlebt. Deshalb kann Ammerer-Düll auch klar konstatieren, dass in diesem Jahr noch stärker als sonst die Gitarre das musikalische Geschehen dominiert: "Sie ist das Instrument unserer Zeit", meint die Festivalmacherin und nennt Gitarristengrößen wie Festival-Opener Sascha Vollmer, der von "The Boss Hoss" kommt, aber keinen Country spielen wird, sondern mit "Hot Boogie Chillun" die volle Rock'n'Roll-Nostalgiedröhnung liefert.

Blues mit Frauenpower

Yasi Hofer darf einen der beiden Doppel-Konzertabende eröffnen, ehe Ryan McGarvey für Stimmung sorgt. Yasi ist auch musikalischer Ehrengast auf der Pressekonferenz – und sie zeigt den versammelten Medienvertretern der Region, dass Blues und Bluesrock mit Frauenpower keine Legende sind. Yasi rockt den Saal, auch wenn er nur mit "Offiziellen" – Medienvertretern und Kufa-Team – gefüllt ist, gibt sich ebenso gefühlvoll wie virtuos und reißt mit.


Der Vorverkauf für die Rother Bluestage hat begonnen.


Eigentlich kein Wunder, wenn man mit zwölf Jahren angefangen hat, Gitarre zu spielen und mit 14 vom großen Vorbild Steve Vai auf die Bühne des Ulmer Zeltfestivals geholt wurde, um das unzweifelhaft vorhandene Können vor Publikum zu demonstrieren. "Ich wusste, ich gehör' genau dort hin", erinnert sich Yasi Hofer mit leisem Augenzwinkern.

Im Festival-Kontext ist die schlanke Blondine mit den flinken Fingern eine von jenen Blues-Frauen, die längst Stilbildnerinnen geworden sind. Auch Samantha Fish, eine willkommene Bluestage-"Wiedergängerin", deren Auftritte zuverlässig für Gänsehaut-Momente gut sind, hat längst Blues-Geschichte geschrieben. Aus Monika Ammerer-Dülls Sicht ist Fish "eine verdammt gute Songschreiberin und ein 'Badass Girl'". Mit der Übersetzung des amerikanischen Ausdrucks hat die Kufa-Chefin dann ein leises Problem, weil der Ausdruck "harter Knochen" auf eine taffe Saitenhexe nicht unbedingt passen will. Fish teilt sich die Bühne mit dem Briten Aysley Lister, der 1999 bei Monika Ammerer-Dülls ersten Bluestagen als spannender Newcomer gehandelt wurde und bis heute zu den wichtigen Motoren des Blues zählt.

"Riffs für die Ewigkeit"

Allen Schemata entzieht sich die junge polnische Bassistin Kinga Głyk, denn sie singt nicht und "spricht" mittels ihres E-Basses, wie sie selber sagt. Gleichwohl gibt es auch hier die "Riffs für die Ewigkeit", durch die sich Saiteninstrumente auszeichnen, ganz gleich, ob es sich um das Intro von "Smoke on the Water" handelt oder um die zwingende Basslinie der "Seven Nation Army".

Einen sarkastischen Seitenhieb in Richtung Großbritannien kann sich Monika Ammerer-Düll nicht verkneifen: "Um die Ausnahmestellung Großbritanniens zu betonen, hätte es keinen Brexit gebraucht", meint Ammerer-Düll, die in den vergangenen 21 Jahren durchaus zum Bluesfan geworden ist. Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer, der mit auf dem Podium sitzt, maßt sich keine überdurchschnittliche Blues-Kompetenz an, gibt aber dafür den humorvollen Moderator und Sprücheklopfer, dem das Vergnügen anzumerken ist, eines der weltweit renommiertesten Blues-Festivals in seiner Heimatstadt beherbergen zu dürfen. Freude pur, nicht nur bei ihm.

Karten und weitere Infos: www.bluestage.de mit ZAC-Rabatt für Zeitungsabonnenten.

 

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