Täter festgenommen

SEK-Einsatz auf der A9 bei Roth - Verdächtiger wird in Fachklinik eingewiesen

22.9.2021, 15:16 Uhr
SEK-Einsatz auf der A9 bei Roth - Verdächtiger wird in Fachklinik eingewiesen

© Vifogra/Goppelt

Mehrere laute Schläge hallten über die menschenleere A9, Blitze zuckten auf, ein Helikopter stand über einem Reisebus. Gegen 21.30 Uhr lösten Spezialkräfte eine "latente Bedrohungslage", zumindest formuliert es die Polizei so, bei Roth auf. War es eine Geiselnahme, die durch das SEK beendet wurde? Das weist das zuständige Präsidium Mittelfranken auf Nachfrage unserer Redaktion zurück. "Dafür gibt es keine Anhaltspunkte", sagt ein Polizeisprecher.

Ob es die mutmaßliche Schusswaffe wirklich gab, ist unklar. Der Bus sei umstellt worden, sagt ein Polizeisprecher. Bei der Durchsuchung sei nichts gefunden worden. Noch in der Nacht auf Mittwoch hat die Polizei den Zeugen vernommen. Der Verdächtige soll mehreren Menschen mit dem Tod gedroht haben. Sein Motiv ist aber völlig unklar.

Der Mann wurde am Dienstagmittag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Dabei machte der 30-jährige Serbe von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Nach Einschätzung eines Sachverständigen ist laut Polizei nicht auszuschließen, dass sich der 30-Jährige in einem psychischen Ausnahmezustand befindet. Auf Anordnung des Ermittlungsrichters wurde der Tatverdächtige in einer entsprechenden Fachklinik untergebracht. Gegen ihn wird mittlerweile wegen versuchtem Mord ermittelt. Am Vormittag hieß es aus Polizeikreisen noch, dass die Ermittlungen wegen versuchten Totschlags aufgenommen würden.

SEK stürmte Bus

Das Aufgebot der Polizei am Dienstagabend war gewaltig. Ein Bus reihte sich an den nächsten, maskierte und schwer bewaffnete Kräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) rückten an. "Um jedes Risiko zu vermeiden", wie ein Sprecher erklärt. Hier, auf der A9 zwischen Hilpoltstein und Greding, soll es gegen 17 Uhr in einem Bus zu einem Streit zwischen mehreren Fahrgästen gekommen sein. Dabei verletzten sich zwei Menschen leicht im Gesicht. Was im Inneren geschah, ist unklar - eine Zeugin will jedoch einen bewaffneten Mann gesehen haben. Eine speziell geschulte Verhandlungsgruppe versuchte stundenlang, mit dem 30-Jährigen Kontakt aufzunehmen. Lange Zeit vergeblich. Erst der Zugriff des SEK beendete die Bedrohungslage. Als die Sondereinheiten den Bus stürmten, war der Mann alleine. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Zuvor konnten die drei Fahrer den Bus verlassen.

Die meisten der elf Fahrgäste des Busses, das bestätigt das Präsidium Mittelfranken auf Nachfrage unserer Redaktion, retteten sich selbst ins Freie. "Sie sind in Obhut der Polizei", sagte ein Sprecher gut eine Stunde vor dem Zugriff. Der Täter und mutmaßlich die drei Busfahrer blieben aber im Inneren. Es handelt sich wohl um einen ausländischen Reisebus, der über die A9 Richtung München auf dem Weg nach Serbien war. Die Ermittlungen der Schwabacher Kripo laufen.

Autobahn in beide Richtungen gesperrt

Die Einsatzkräfte hielten einen Abstand von rund 500 Metern zu dem Fahrzeug, das auf dem Seitenstreifen unweit der Anschlussstelle Hilpoltstein parkte. Die A9 blieb über Stunden in beide Richtungen ebenso gesperrt wie die ICE-Strecke zwischen München und Nürnberg, die entlang der Autobahn verläuft. Schon ab Biebelried in Unterfranken wurde der Verkehr über die A7 und die A8 abgeleitet. Auf den Ausweichstrecken staute es sich, quer durch Franken.

Der Artikel wurde zuletzt am 22. September um 15 Uhr aktualisiert.


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