Generationsübergreifend online

28.6.2020, 15:41 Uhr
Fanny Seitz, Joachim Winnekens, Stefan Bindner, Monika Bergauer und Markus Mahl stehen voll hinter „Jung hilf Alt“.
 
  

© Tobias Tschapka Fanny Seitz, Joachim Winnekens, Stefan Bindner, Monika Bergauer und Markus Mahl stehen voll hinter „Jung hilf Alt“.  

Sechs Jahre lang hat Joachim Winnekens, Mathe-, Physik- und IT-Lehrer an der Realschule Hilpoltstein, zusammen mit dem Seniorenbeirat der Stadt Hilpoltstein das Senioren-Schüler-Projekt "Jung hilft Alt – eine Fragewerkstatt für PC, Tablet und Handy" organisiert. Ende diesen Schuljahrs verabschiedet er sich in den Ruhestand — eine gute Gelegenheit für einen Rückblick aller Beteiligten. Die positive Nachricht für die Zukunft: Das Projekt soll weiterlaufen.

Bei "Jung hilft Alt" geht es darum, dass Neunt- und Zehntklässler der Realschule, die mit Smartphone und Computer ganz selbstverständlich aufwachsen, älteren Menschen die vermeintlichen "Geheimnisse" im Umgang mit den modernen Geräten und Medien näherbringen. Frei nach dem Motto "Digital Natives" helfen "Digital Immigrants".

Das Ganze fand bisher blockweise für eineinhalb Stunden, jeweils an Freitagnachmittagen statt. "Ich war wirklich überrascht, wie viele Schülerinnen und Schüler sich ausgerechnet so kurz vor dem Wochenende bereiterklärt haben, mitzumachen", so Schulleiter Stefan Bindner. "Es war phänomenal zu beobachten, wie gut Jung und Alt dabei zusammengearbeitet haben."

Dem kann Joachim Winnekens nur zustimmen. "Manche der Schüler, von denen man das gar nicht erwartet hätte, blühen richtig in ihrer Rolle als Nachhilfelehrer auf und erklärten den Senioren höflich, kompetent und geduldig die digitale Welt, sodass ich sie fast nicht wiedererkannt habe."

Zum Konzept: Zu Beginn befassen sich die Teilnehmer, die einen Unkostenbeitrag von fünf Euro leisteten, mit leichten Dingen. Wie schreibe ich eine E-Mail, wie funktioniert eine Suchmaschine, oder wie gestalte ich ein Fotobuch. "Und speziell Senioren, die gerne wandern, wollten alles über die vielfältigen Funktionen von Google-Maps wissen", erinnert sich Monika Bergauer, die Vorsitzende des Seniorenbeirats.

Mit fortschreitenden Fähigkeiten wurden dann auch komplexere Themen behandelt, wie zum Beispiel das Kalkulationsprogramm Excel. "Das Interesse seitens der Senioren war riesengroß", betont Fanny Seitz vom Seniorenbeirat. "Die Leute kamen nicht nur aus Hilpoltstein, sondern auch aus Roth, Schwabach, Weißenburg, Allersberg, und einer kam sogar aus Fürth."

Viele Fragen drehten sich auch um die Sicherheit und wie man sich im Internet bewegt, ohne Opfer von Betrügern zu werden. "Manche wussten nicht, was sich hinter dem Begriff Cookies verbirgt, deren Verwendung praktisch auf jeder Internetseite abgefragt wird", so Seitz.

Laut Schulleiter Bindner stelle das Projekt eine echte Win-win-Situation für alle Beteiligten dar. "Die beteiligten Schüler finden es toll, selbst in die Lehrerrolle zu schlüpfen, was wiederum ihr Selbstbewusstsein stärkt; dasselbe wiederum gelte für die Senioren und Seniorinnen, die sich in der digitalen Welt immer sicherer bewegten, je mehr sie davon begriffen", erklärt Bindner. Außerdem sei seiner Ansicht nach auch das gegenseitige Verständnis zwischen junger und älterer Generation gewachsen.

 

Zertifikat der Stadt

 

Für Bürgermeister Markus Mahl spielt bei dem Projekt nicht zuletzt der Erwerb von sozialen Fähigkeiten eine große Rolle. "Deswegen ist es für uns als Stadt eine Selbstverständlichkeit, dass wir nach der erfolgreichen Teilnahme bei ‚Jung hilft Alt‘ auch den jugendlichen Teilnehmern ein Zertifikat ausstellen, was ihnen vielleicht in ihrer Bewerbungsmappe hilft. Denn so genannte ‚Soft Skills‘ stehen bei den Arbeitgebern hoch im Kurs."

Angst, sich bei "Jung hilft Alt" zu blamieren, musste niemand haben. Alle Fragen waren erlaubt und stießen auf viel Verständnis. "Und man darf nicht vergessen, dass die Senioren gerade in der Zeit des coronabedingten Lockdowns, bei dem mehrere Wochen kein persönlicher Kontakt zu den Angehörigen möglich war, von ihren digitalen Fähigkeiten profitierten", so Bergauer. "Denn wenngleich kein direkter Besuch möglich war, konnte man sich seine Familie dann doch mittels Video-Chat oder andere digitaler Kommunikationsmöglichkeiten in seine Wohnung holen."

"Deswegen bin ich überzeugt, dass auch künftig das Interesse der älteren Generation an Workshops dieser Art groß bleiben wird", glaubt Bindner; "umso mehr hoffe ich, dass wir das Ganze im nächsten Schuljahr fortführen können, auch wenn uns Herr Winnekens bald verlässt, für den wir hoffentlich zeitnah einen Nachfolger finden". An der Motivation seiner Schülerinnen und Schüler würde eine Fortsetzung sicher nicht scheitern, ist Bindner überzeugt.

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