Georgensgmünder Hallenbad schlägt hohe Wellen

24.8.2019, 11:26 Uhr
Georgensgmünder Hallenbad schlägt hohe Wellen

© Symbolfoto: NN/dpa

Architekt Thomas Kalman vom Planungsbüro Krieger schüttelte ungläubig den Kopf: Das hatte er in 15 Jahren Erfahrung mit Bürgerversammlungen noch nicht erlebt. Stau auf der Außentreppe der Krone und vor dem Saaleingang! Die Versammlung zum Thema Hallenbad in Georgensgmünd geriet zur Großveranstaltung mit rund 400 Teilnehmern.

Dies bestätigte: Die Gmünder Bevölkerung will sich im Detail informieren über den Umbau des Hallenbades aus den 1960er Jahren. Bürgermeister und Gemeinderat waren andererseits interessiert an "Volkes Stimme". Entschieden werden Art und Umfang des Umbaus in der Gemeinderatssitzung am Montag, 2. September, 19.30 Uhr.

In die Turnhalle verlegt

Angesichts des Publikumsandrangs entschied Bürgermeister Schwarz vor Ort spontan den Umzug in die alte Turnhalle. Innerhalb kurzer Zeit saßen die Besucher, war das technische Equipment bereit und der Architekt, der einen Planungsentwurf nach den Vorgaben des Gemeinderats erstellt hatte, konnte mit seiner Präsentation beginnen.

Was ist neu? Der Gemeinderat stehe vor einer schwierigen Entscheidung, sagte Schwarz. Immerhin brachte die erste vorläufige Planung Kosten in einer Höhe, mit der niemand gerechnet hatte: Das neue Bad soll demnach 10,5 Millionen Euro kosten. Und das ohne Schnickschnack, den manche Zuhörer aber dann doch vermuteten. Eine Steigerung der Attraktivität ist aber von allen gewünscht.

Ohne Schnickschnack schon teuer

Die Planungen sehen vor: Das Edelstahlbecken mit vier Bahnen, Hubboden und Seiteneinstieg wird auf wettkampftaugliche 25 Meter verlängert; eine Art Wintergarten mit Liegen hinter großen Glasscheiben soll künftig den Blick auf die Schwäbische Rezat öffnen und viel Tageslicht hereinlassen. Ein Kinderbecken mit Brodelwasserflächen ganz in der Nähe erhöht die Attraktivität für Familien ebenso wie eine Textilsauna.

Neu wäre nach dem derzeitigen Entwurf der Ausbau eines Dachraums über dem Bad mit teilbaren Zwischenwänden. Er könnte beispielsweise für Sportveranstaltungen, Seminare oder Feiern vermietet werden. Eine eigenständige Gastronomie ist nicht angedacht, aber eine "Cateringküche".

Wenig Zeit

Welche Zuschüsse sind zu erwarten? Erstmals könnten sogar zwei Förderprogramme in Anspruch genommen werden, die außergewöhnlich hohe Zuschüsse in Aussicht stellen. Baubeginn müsste aber bis spätestens 2020 sein, so die Architekten. Deshalb spricht Ben Schwarz auch von einem "hohen Zeitdruck". Weil die hohe Förderung allerdings erst unter bestimmten Voraussetzungen greift, wäre es unter finanziellen Gesichtspunkten sogar sinnvoller, deutlich mehr als das unbedingt Notwendige zu machen.

Die umfassende Wunschvariante würde also ein Komplettpaket mit 25-Meter-Becken, Hubboden, Kinderbereich, Sauna inklusive Saal im Obergeschoss beinhalten. Zu erwarten wären Zuschüsse in Höhe von vier bis fünf Millionen Euro.

Gut eine Million weniger

Bei der kleiner dimensionierten Variante II mit 20-Meter-Becken, ohne Kinderbereich, Sauna, inklusive Saal unter dem Dach betrüge die Baukostenersparnis weniger als eine Million Euro bei einer Zuschuss-Summe von insgesamt maximal 3,8 Millionen Euro. Bei der "großen Lösung" mit fünf Millionen Euro an Eigenanteil für Georgensgmünd blieben für die Gemeinde bei einem Zins von einem Prozent mit einer Laufzeit von 30 Jahren eine Belastung von knapp unter 200.000 Euro pro Jahr. "Das könnte ich derzeit sofort unterschreiben", meinte Kämmerer Christian Rascher, und führte die hohen frei verfügbaren Mittel im Verwaltungshaushalt der Gemeinde an, die in den vergangenen Jahren verfügbar waren. Aber "keiner kann eine Prognose wagen" sagte der Kämmerer.

Breiten Raum in der Diskussion nahmen die künftigen Betriebskosten ein. Bürgermeister Schwarz: "Sie hängen nicht wesentlich von der Ausbauvariante, sondern von der Frage ab, wie viel das Bad auch von der Öffentlichkeit genutzt wird; denn hier sind die Personalkosten der größte Faktor."

Im Sommer zu?

Diese zu verringern, wäre durch eine Schließung in den Sommermonaten oder auch durch eine Partnerschaft mit Freibädern und einem neuen Modell von Personalaustausch denkbar.

Die Zahlen wurden ermittelt zu zwei Betriebsmodellen, jeweils im Ganzjahresbetrieb: Das eine mit einer öffentlichen Nutzung parallel zum Schul- und Vereinsbetrieb und einem jährlichen Betriebskostendefizit von zirka 717.500 Euro; das andere mit einem öffentlichen Betrieb ab den Nachmittagsstunden mit einem Defizit von zirka 580.500 Euro.

"Es gibt kein kommunales Bad, das kostendeckend arbeitet — außer Spaßbäder mit hohen Eintrittskosten. Und so eines wollen wir in Gmünd nicht!", betonte Schwarz.

 

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