Gerhard Koller tritt beim LBV in die zweite Reihe zurück

31.3.2019, 06:00 Uhr
Gerhard Koller tritt beim LBV in die zweite Reihe zurück

© Foto: Tobias Tschapka

Wehmut scheint Gerhard Koller nicht zu kennen. Mit Leidenschaft und ohne Abschiedsschmerz erzählt der 64-Jährige von seinem Job, auf den er über eine Stellenanzeige am 11. Juni 1981 in unserer Zeitung aufmerksam geworden sei.

"Mitarbeiter für das Vorstandsbüro eines gemeinnützigen Verbandes im Großraum Nürnberg gesucht", stand da zu lesen. Als Tätigkeitsschwerpunkte wurden Organisation, Planung, Verwaltung genannt. Dafür gebe es "zeitgemäße Bezüge und gute Aufstiegsmöglichkeiten. Die Bewerbung ging an Ludwig Sothmann in der Christoph-Sturm-Straße 22, wo der LBV lange sein Quartier hatte.

In einem Bewerbungsgespräch an einem späten Freitagabend überzeugte er Ludwig Sothmann von seinen Qualitäten. Am Montag darauf trat er die Stelle an. Er, der nach eigener Aussage, "von Flora und Fauna relativ wenig Ahnung hat".

Musste er auch nicht, denn sein Job war die Schaffung der Verbandsstruktur mit einem Netz von LBV-Gruppen in allen Landkreisen Bayerns und die Schaffung eines Geschäftsstellennetzes einschließlich entsprechender Strukturen in Bayern, was ihm im Laufe der Jahre auch gelungen sei.

Zudem war er zuständig für Werbung und Marketing. "Das erste Spendenmailing habe ich mit meiner damaligen Fußball-A-Jugend eingetütet", so Koller.

Zusammen mit Ludwig Sothmann, dem ehemaligen LBV-Vorsitzenden, habe er ein eingespieltes Team gebildet. "Auch wenn wir mal unterschiedlicher Meinung waren, war für mich immer klar: Sothmann ist der Chef und genauso strukturiert wie ich."

Bis das jetzige Domizil am Eisvogelweg bezogen wurde, dauerte es 15 Jahre. Zuvor waren die drei Büros zum Teil über die gesamte Innenstadt verteilt. "Was das Arbeiten nicht gerade effektiv gemacht habe", erklärt er.

1994 bietet die Stadt Hilpoltstein den Naturschützern im jetzigen Eisvogelweg ein Grundstück an. Das war quasi die Geburtsstunde der jetzigen Landesgeschäftsstelle. Mittlerweile war auch diese zu eng geworden, sodass ein Anbau nötig wurde, der gerade bezogen wird.

"1996 konnten wir dank der Unterstützung von Herstellerfirmen und Spenden von Mitgliedern die jetzige Landesgeschäftsstelle bauen," meint Koller nicht ohne Stolz. "Von den Ziegeln bis zur Dämmung bekamen wir vieles gesponsert, was zu einem Hausbau nötig ist – und gestrichen haben wir Mitarbeiter das Gebäude damals selbst."

Gerhard Koller tritt beim LBV in die zweite Reihe zurück

© LBV-Archiv

Doch 1996 war nicht nur das Jahr der neuen Geschäftsstelle. Mit einem bundesweit einmaligen Projekt sorgte der LBV für Schlagzeilen. In der Lindenstraße entstand der erste Kindergarten, der unter der Trägerschaft einer Naturschutzorganisation stand. Die Plätze im Arche-Noah- Kindergarten waren von Anfang an begehrt. Heute platzt die Kita aus allen Nähten und der LBV hat zusammen mit der Stadt einen Anbau für 2019 geplant.

2002 gab es eine weitere Zäsur beim LBV, die Kollers Schaffen prägen sollte: Die Gründung einer "Stiftung Bayerisches Naturerbe", der aktuell der ehemalige Hilpoltsteiner Notar Rüdiger Dietel vorsteht.

Die "Stiftung Bayerisches Naturerbe" gewann immer mehr an Bedeutung und forderte Geschäftsführer Gerhard Koller immer mehr Zeit ab. Spenden, Mitgliedsbeiträge, Testamente und Vermächtnisse waren jetzt sein Metier. Vor allem Vermächtnisse kommen dem LBV verstärkt zu.

Der LBV ist mittlerweile ein Verband mit 30 Geschäftsstellen und Umweltstationen in Bayern. Er beschäftigt 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Haushaltsvolumen liegt mitsamt den LBV-Gruppen bei zirka 13 Millionen Euro.

In puncto Finanzen sei der "LBV sehr transparent", erklärt Koller. Der LBV wird seit 1984 von unabhängigen Wirtschaftsprüfern geprüft und wir können jeden Cent in jedem Winkel Bayern nachweisen" , betont er.

Optimistischer Zukunftsblick

Kollers Fazit nach 38 Jahren als Geschäftsführer: "Die Rahmenbedingungen sind geschaffen, um optimistisch in die Zukunft zu gehen. Ohne den LBV-Naturschutz wäre es um die Natur noch schlimmer bestellt."

Außerdem ist für ihn am 31. März nicht Schluss. "Ich bin jetzt halt Mitarbeiter mit Sonderaufgaben", sagt er.

Mit Alf Pille (Geschäftsführung Verbandsentwicklung/Finanzen) und Helmut Beran (Naturschutzpolitik/Personal) stehen seine beiden Nachfolger schon fest. "Zwei hervorragende Leute mit LBV-Herzblut". Somit ist ihm vor der Zukunft des LBV nicht bange.

Vor seiner Zukunft übrigens auch nicht. Als "Mitarbeiter" werde er die beiden Anbauten (Landesgeschäftsstelle und Arche-Noah-Kindergarten) begleiten, sich um die Bereiche Spenderbetreuung, Erbschaften kümmern und weiterhin für die "Stiftung Bayerisches Naturerbe" tätig sein.

Keine Kommentare