PFC-Belastung

Giftiger Löschschaum in der Rother Kaserne?

19.8.2021, 11:00 Uhr
Bei einem Tag der offenen Tür führte die Feuerwehr der Bundeswehr eine Löschübung auf dem Flugfeld der Otto-Lilienthal-Kaserne vor: Zum Einsatz kamen nur unbedenkliche Stoffe.  

© Marco Frömter Bei einem Tag der offenen Tür führte die Feuerwehr der Bundeswehr eine Löschübung auf dem Flugfeld der Otto-Lilienthal-Kaserne vor: Zum Einsatz kamen nur unbedenkliche Stoffe.  

Unter anderem ist diese „per- und polyflorierte Chemikalie“ im Feuerlöschschaum enthalten, der weltweit nicht nur bei der Bundeswehr Verwendung findet. Durch den Einsatz gelangen oftmals giftige Stoffe in Boden und Grundwasser.

Allerdings sei es nach aktuellem Stand der Technik die effektivste Bekämpfung von Flüssigkeitsbränden, teilte ein Sprecher des „Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr“ auf Nachfrage unserer Zeitung mit: „Bei einer akuten Brandbekämpfung ist stets eine Abwägung des Schutzes von Menschenleben und Umweltschutz erforderlich.“

Wie zivile Feuerwehren auch, verwendet die Feuerwehr der Bundeswehr in ihren Feuerlöschfahrzeugen derzeit AFFF-Feuerlöschschaum (Aqueous Film Forming Foam), der PFC-haltige Schaummittel enthält – insbesondere bei Einsätzen gegen Flüssigkeitsbrände.
Betont wurde jedoch, dass sich darin nur erlaubte PFC-Substanzen befinden. Daran halte man sich seit vielen Jahren beziehungsweise seit Inkrafttreten einer entsprechenden EU-Richtlinie.

„So gering wie möglich“

„Im Falle eines erforderlichen Einsatzes ergreifen die Bundeswehrfeuerwehren Sofortmaßnahmen, um eine Kontamination so gering wie möglich zu halten.“ Auffangeinrichtungen oder Flüssigkeitssperren stünden parat und würden auch stets verwendet werden.

Für Ausbildungs- und Übungszwecke verzichtet die Bundeswehr zwischenzeitlich – grundsätzlich und unabhängig von den rechtlichen Vorgaben – auf die erlaubten PFC-haltigen AFFF-Feuerlöschschäume; lediglich am „Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr der Marine“ in Neustadt in Holstein werde in zwei extra hierfür angepassten Ausbildungsanlagen mit AFFF-Schaummittel (PFC-haltig) geübt.

„Die Bundeswehr nimmt den Gesundheits- und Umweltschutz sehr ernst und hat daher bereits vor über 25 Jahren ein Altlastenprogramm initiiert. Seither arbeiten wir Verdachtsfälle kontinuierlich auf, beauftragen bei Bedarf die Bauverwaltungen der Länder und beziehen die Umweltbehörden eng ein.“

Bei einer vermuteten Verschmutzung erfasse und bewerte man die Flächen und finanziere die Untersuchung im Rahmen eines dreiphasigen Programms. Ein Verdacht auf eine Kontamination bestünde bereits, wenn durch die Nutzung der Liegenschaft ein Hinweis vorliege, dass PFC-haltige Substanzen gelagert oder verwendet würden oder dies nicht absolut ausgeschlossen werden könne. „Das bedeutet jedoch nicht, dass für jede Verdachtsfläche ein Hinweis auf eine direkte Verunreinigung von Boden oder Grundwasser vorliegt“, betont der Sprecher.

Gefahrenverdacht erhärtet

Im Zuge des „Altlastenprogramms der Bundeswehr“ werde momentan auch die Otto-Lilienthal-Kaserne „bearbeitet“. Konkret geht es in Roth um folgende Bereiche: Die sogenannten „Feuerwehr-Kfz-Standplätze“, die Kfz-Werkstatt, die „neue Feuerwache“ sowie das Feuerlöschübungsbecken.

Bei diesen Flächen habe sich der Gefahrenverdacht bezüglich PFC erhärtet und mache weitere Erkundungsmaßnahmen im Sinne einer Detailuntersuchung erforderlich. Dies bedeutet, dass weitere Maßnahmen zur Eingrenzung der PFC-Belastungen notwendig werden, um eine abschließende Gefährdungsabschätzung vornehmen zu können.

Hierzu habe das „Kompetenzzentrum Baumanagement München des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr“ die Landesbaudirektion Bayern beauftragt. Ein Auftrag zur Planung und Durchführung wurde darüber hinaus an das staatliche Bauamt Nürnberg gesendet.

Auch in Roth macht man sich Gedanken: „Wir sind sehr daran interessiert, das Problem zu lösen. Es fanden bereits etliche Bodenproben und Vor-Ort-Termine statt“, erklärt Kasernenkommandant Hauptmann Stefan Ballak.

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