Großweingarten: Solimu gibt Männern perfektes Alibi

3.3.2019, 16:53 Uhr
Großweingarten: Solimu gibt Männern perfektes Alibi

© Foto: Yevheniia Frömter

Und: für eine halbe Stunde regnete es nicht nur Popcorn, Bonbons und allerhand Süßes – auch mundgerecht geschnittener Käse, geräucherte Würste und Sekt reichten die Faschingsbegeisterten dem schaulustigen Publikum. Das dortige Prinzenpaar - Sonja I. und Sebastian II. - hatte somit also wieder einmal allen Grund, auf seinen Hofstaat stolz zu sein. Das bunte Faschingstreiben in Großweingarten hat vor Jahrzehnten übrigens ganz klein angefangen, als der Kindergarten einen kleinen Umzug veranstaltete. Heute steht ganz Großweingarten für einen Tag regelrecht "Kopf".

Großweingarten: Solimu gibt Männern perfektes Alibi

Und was würden die armen Ehemänner aus Großweingarten nur ohne ihren guten, alten "Freund" Solimu machen? Besonders wenn sich die Dorfgemeinschaft alljährlich zum großen Faschingsumzug trifft, kann der gute Geist dem einen oder anderen eine große Hilfe sein und im schlimmsten Fall gekonnt aus der Patsche helfen. Denn nach dem großen Faschingsumzug durch die Dorfstraßen ist nämlich noch lange nicht Schluss mit dem bunten Treiben, dann geht die Faschingsparty in den Wirtshäusern erst so richtig los – und das kann unter Umständen schon bis in die frühen Morgenstunden andauern. Während die braven Ehefrauen ungeduldig daheim auf ihre Herren der Schöpfung warten, lassen sich die Faschingsfreunde noch das eine oder andere Bierchen schmecken. Um den Haussegen nicht zu gefährden, gibt es schließlich den Solimu – mit einem perfekten Alibi.

Eine durchzechte Nacht kann zumindest von den Männern plausibel erklärt werden: In Großweingarten treibt die Gestalt Solimu an Fasching sein Unwesen. Er leitet die armen Männer nach dem Fest auf Irrwegen nach Hause. In der Tat ist der Solimu längst zu einer Kultfigur in Großweingarten geworden. Der Sage nach führt er die betrunkenen Männer mit einem Licht im sogenannten "Soli", einem Flurstück zwischen Ottmannsberg, Hagsbronn und Großweingarten, in die Irre. Stundenlang würden die Männer dort im Kreis laufen und mit allen Kräften und Mitteln versuchen zu den Frauen nach Hause zu gelangen – vergebens.

Kein Wunder also, dass der Solimu dem Faschingsumzug stets vorausläuft. Seit 2008 ist der "Alibi-Geist" nun schon in voller Gestalt dabei. Um den vielen feiernden Männern auch so richtig zu helfen, hat er in den vergangenen zehn Jahren ordentlich Verstärkung bekommen. Mehrere Dutzend Helfer hat er bereits. Die Kostüme und vor allem die Masken werden in liebevoller und detailreicher Handarbeit aus Lindenholz gefertigt. Nach dem Umzug waren viele der Kostümträger dennoch froh, von der Maske befreit zu sein. "Eine solche Maske wiegt um die sechs Kilo, Zeit fürs Wirtshaus", klärte einer der Solimänner erleichtert auf.

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