Gut aufgestellt in der Krise

18.4.2020, 06:50 Uhr
Gut aufgestellt in der Krise

"Wir wurden bisher nicht von eeiner Welle von Infizierten überflutet, und noch haben wir auch genügend Schutzausrüstung, wenngleich sich der Bestand immer wieder mal verknappt", stellt Chefarzt Dirk Asshoff im Gespräch mit unserer Zeitung klar.

Insgesamt sei man im Vergleich zu anderen Ländern viel besser auf eine Krankheitswelle dieses Ausmaßes vorbereitet, was nicht zuletzt an dem Pandemieplan liegt, der in Folge der SARS-Pandemie ausgearbeitet wurde. Nach diesem Plan müssen die Krankenhäuser auch einen großen Bestand an Schutzausrüstung vorrätig haben. "Das hat uns bis jetzt viel geholfen", so Asshoff.

Dennoch habe man aktuell fast alle Arbeitsabläufe in der Klinik umstrukturieren müssen und alle nicht dringenden Operationen aufgeschoben. So würden Patienten mit Corona-Verdacht natürlich streng von den anderen isoliert, damit gewährleistet sei, dass sich sowohl niemand von den anderen Patienten als auch vom Personal ansteckt.

Unter anderem wurde in der geriatrischen Reha eine Station für Verdachtsfälle eingerichtet, eine Art "Clearing-Stelle". Wessen Befund positiv auf das Virus ausfällt, kommt auf die Covid-19-Station, und besonders kritisch Erkrankte auf die Intensivstation, in der sie bei Bedarf auch künstlich beatmet werden.

Im Übrigen würden in Roth nicht nur Corona-Patienten im fortgeschrittenen Alter behandelt, es treffe immer wieder auch deutlich jüngere Menschen. Derzeit würde zum Beispiel auch ein 42 Jahre alter Patient behandelt, der ohne Vorerkrankungen eingeliefert wurde. "Das zeigt deutlich, dass man das Virus nicht verharmlosen darf. Niemand kann sich sicher fühlen", findet Asshoff.

Die Bettenauslastung sei stark, aber nicht am Limit. "Man darf in diesen Zusammenhang aber nicht vergessen, dass es auch noch andere Krankheiten gibt. Viele Menschen mit Beschwerden scheuen derzeit den Weg in die Klinik, weil sie Angst haben sich anzustecken, aber irgendwann müssen sie dann doch kommen", so Asshoff.

Der Arzt legt aber Wert auf die Feststellung, dass das Klinikpersonal auch in "normalen" Zeiten stark gefordert sei. "Es gibt immer wieder Phasen, in denen wir vor großen Herausforderungen stehen, wie zum Beispiel bei der Influenza-Welle 2017/18. Aber wir sind alle professionalisiert und verrichten gewissenhaft unseren Dienst – so wie immer", so Asshoff, der mit dem Begriff des "Helden", womit das medizinische Personal in den Medien immer wieder tituliert wird, nicht recht viel anfangen kann.

Zu diesen so genannten Helden ganz vorn an der "Front" gehört auch der Krankenpfleger Detlef Noderer, der in der Tat von einer schweißtreibenden Arbeit auf der Covid-19-Station berichtet: Rund sechs Stunden steckt er während seines Dienstes in einem Schutzanzug, der alles andere als komfortabel ist. "Ich kenne den Durchfeuchtungsgrad der Kleidung darunter eigentlich nur aus dem Tropenurlaub", so Noderer, der seit Beginn – nach eingehender Schulung in Sachen Hygiene und Anwendung der Schutzausrüstung", seinen Dienst mit den Corona-Patienten verrichtet. Jeder Tag bringe aber auch neue Erkenntnisse, so dass sich der sichere Umgang mit den Patienten als dynamische Entwicklung darstelle. Mit seiner Ausrüstung fühlt er sich sicher, aber die immer im Raum stehende Gefahr, dass diese knapp werden könnte, sorge auch für Beunruhigung bei der Belegschaft.

Laut Pflegedienstleiter Dieter Debus ist es jedoch extrem unwahrscheinlich, dass sich das Personal anstecken würde, denn man habe nicht nur eine strikte räumliche, sondern auch eine personelle Trennung in den Schichten vollzogen.

Zwar hätte es bereits zehn infizierte Mitarbeiter gegeben, diese hätten sich allerdings alle außerhalb der Klinik angesteckt, den Infektionsweg habe man gut nachvollziehen können. Inzwischen ginge es den Erkrankten wieder gut.

Jedenfalls machen, so Dirk Asshoff, die neuesten Zahlen von Bundesregierung und Robert-Koch-Institut "Mut". "Wenn die Tendenz so bleibt, sind wir auf einen guten Weg", glaubt der Chefarzt. Er sei auch optimistisch, was die schnelle Entwicklung eines Impfstoffs angeht. Wichtig sei allerdings nach wie vor, bessere Testmöglichkeiten zu schaffen. An Tests, die im Haus ausgewertet werden, werde gearbeitet, die vor allem schnellere Ergebnisse bringen würden. Statt 24 bis 36 Stunden würde dies dann nur noch vier bis sechs Stunden dauern. "Erfreulich ist auch, dass wir schon zahlreiche Corona-Patienten als geheilt entlassen durften."

Ebenfalls erfreulich nennt er die die Unterstützung seitens der Bevölkerung. "Viele wollten an der Pforte Geschenke für unser Personal abgeben, aber da das derzeit leider nicht möglich ist, hat der Förderkreis der Kreisklinik ein Spendenkonto eingerichtet. Mit dem Geld besorgen wir für die Belegschaft Lebensmittel aus der regionalen Gastronomie – als kleine Stärkung für zwischendurch", berichtet Personalratsvorsitzender Guntram Rudolph.

Und wer eine Nachricht, ein Video oder Bild für die isolierten Corona-Patienten hat, kann dies an die jüngst eingerichtete E-Mail-Adresse grussbote@kreisklinik-roth.de schicken. Dort werden die Grußbotschaften gesammelt und an die jeweiligen Patienten weitergegeben.

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