"Hallo Auto!" - Der Anhalteweg wird meist unterschätzt

17.9.2019, 08:40 Uhr

© Foto: Marco Frömter

Umgesetzt wird der praktische Anschauungsunterricht von pädagogisch ausgebildeten Moderatoren, die in Nordbayern mit vier Fahrzeugen die Mädchen und Buben für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren. Für die Rother Realschule und das Gymnasium machte das ADAC-Team nun auch wieder "halt" in der Kreisstadt.

Getreu dem Motto "Aus Erfahrung wird man klug", wirkt der ADAC Nordbayern mit "Hallo Auto" bewusst auf die individuelle Erlebniswelt der Kinder ein. Durch wissenschaftliche Untersuchungen hat man festgestellt, dass Kinder die Richtung, aus der ein Geräusch kommt, nicht immer bestimmen können. Weil sie klein sind, fehlt ihnen zudem häufig der Überblick. Am schwersten aber wiegt, dass Kinder das Tempo eines sich nähernden Fahrzeugs nicht abschätzen können. Sie glauben, dass ein Auto wie ein Fußgänger einfach stehen bleiben kann. Deshalb setzt der ADAC Nordbayern e.V. mit seinem Verkehrsunterricht voll auf "Learning by doing". Denn: "Erst was die Kinder in der Praxis hautnah erlebt haben, bringt einen Lerneffekt", erklärt Verkehrserzieher Uwe Hauber.

Gewaltig verschätzt

Über zwei Schulstunden hinweg hatten die Schülerinnen und Schüler daher Gelegenheit, reale Verkehrssituationen handlungsorientiert zu erleben. Zu Beginn von "Hallo Auto!" fangen die Schüler deshalb zunächst bei sich selbst an: Sie stoppen aus vollem Lauf an einer Ziellinie und müssen erkennen, dass sie nicht sofort stehen bleiben können.

Noch länger dauert es, wenn sie auf ein Flaggen-Zeichen hin sofort anhalten sollen. Daraus wird dann gemeinsam mit den Moderatoren die Lehrformel "Reaktionsweg + Bremsweg = Anhalteweg" erarbeitet, die sich fortan wie ein roter Faden durch die weiteren Übungen zieht. Die Erfahrungen, die die Schüler an sich selbst gemacht haben, gilt es nun, auf das Auto zu übertragen. Dazu stellen die Kinder Pylonen an eine Stelle, an der sie das Anhalten eines sich mit 50 km/h nähernden Fahrzeugs erwarten.

Als Ergebnis des vorangegangenen Versuchs unterschätzten sie im ersten Anlauf den Anhalteweg gewaltig. Auf die Frage der Moderatoren, was denn nun im Ernstfall auf der Straße passiert wäre, käme nicht selten die - leider zutreffende - Antwort: "Dann wäre ich tot."

Es geht um die Kinder

In einem weiteren Versuch erlebten die Kinder, dass der Bremsweg nahezu unmöglich einzuhalten ist, wenn während des Laufens eine Nachricht in ein Handy eingegeben wird. "Ein Problem, das nicht nur Kinder betrifft", so Hauber. Geräusche, Situationen und andere Umwelteinflüsse würden deshalb kaum bis gar nicht mehr wahrgenommen werden können. Hauber rät: "Zum Tippen einfach an einem sicheren Platz stehen bleiben."

Für den Schulleiter der Wilhelm-von-Stieber-Realschule Roth, Norbert Valta, ist das Projekt mittlerweile ein wichtiger Bestandteil des Schulunterrichts: "Schließlich geht es um die Gesundheit unserer Kinder – man lernt dabei sehr viel für das Leben." Valta hoffe deshalb, dass "Hallo Auto!" auch in Zukunft weiterhin fortgesetzt werden würde.

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