Hilpoltstein: Hauen und Stechen blieb aus

29.2.2020, 10:10 Uhr
Bei der Podiumsdiskussion der Hilpoltsteiner Zeitung  standen die Hilpoltsteiner Bürgermeisterkandidaten Christoph Raithel (CSU), Stefanie Schmauser (FW) und Amtsinhaber Markus Mahl (SPD) Rede und Antwort.

© Tobias Tschapka Bei der Podiumsdiskussion der Hilpoltsteiner Zeitung standen die Hilpoltsteiner Bürgermeisterkandidaten Christoph Raithel (CSU), Stefanie Schmauser (FW) und Amtsinhaber Markus Mahl (SPD) Rede und Antwort.

Rund 1000 Gäste bildeten schließlich die beeindruckende Kulisse für das mit Spannung erwartete Aufeinandertreffen des amtierenden Stadtoberhauptes Markus Mahl (SPD) mit seinen Herausforderern von CSU (Christoph Raithel) und Freien Wählern (Stefanie Schmauser).

Das Publikum wurde für seine Wetterfestigkeit mit einem kurzweiligen Abend belohnt, der verdeutlichte, dass Politik absolut kein Hauen und Stechen sein muss. In Hilpoltstein waren nur einige wenige Spitzen gegen den Amtsinhaber zu vernehmen, denen Markus Mahl (60) mit der Gelassenheit eines Bürgermeisters begegnete, der im Rathaus das Steuer fest in Händen hält. Stefanie Schmauser (39), selbstsicher und optimistisch, sammelte dank ihres Fachwissens als Handwerksmeisterin und ihrer praktischen Art, den Dingen auf den Grund zu gehen, Fleißpunkte; Christoph Raithel (34) wiederum zeigte Stärke, als er mit Feuereifer die sozialen Aspekte seiner Vorstellungen vom Amt des Bürgermeisters unter der Prämisse, das "C" im Parteinamen gebührend zu würdigen, in die Waagschale warf.

Hilpoltstein: Hauen und Stechen blieb aus

© Foto: Tobias Tschapka

Gewitzt präsentierten sich nicht nur die Kandidaten, sondern auch Moderatorin Claudia Weinig. Die Redakteurin dieser Zeitung machte es den Hauptpersonen vor allem mit ihrer Fragerunde zur Person nicht eben schwer, auch einmal Einblicke ins private Umfeld zu geben. Beim geschickt ausgewählten Themenkomplex hielt die Moderatorin die Zügel straff in den Händen. Das gesamte Projekt, mit Vorstellung der Kandidaten, den kommunalpolitischen Themen, einer Auflockerungsrunde und den Fragen aus dem Publikum, auf zwei Stunden zu begrenzen, war auch ein sportliches Unterfangen.

Mitten in einem Statement von Markus Mahl schrillte eine Alarmglocke. Sekunden später stürmten zwei Dutzend Männer aus der Turnhalle. Spontaner Applaus begleitete den Abgang der Feuerwehrleute zu einem Einsatz. Bürgermeister Mahl nutzte die Gelegenheit, um auch im Namen seiner Mitbewerber ein generelles Lob für das ehrenamtliche Engagement von insgesamt 600 Männern und Frauen in der Stützpunktwehr beziehungsweise den Ortswehren auszusprechen.

Einen Sonderapplaus erhielten auch die beiden von der Stadt engagierten Gebärdendolmetscherinnen, die den Besuchern aus Zell, die Diskussionen und Aussagen übermittelten. Inklusion ist in der Burgstadt bekanntlich weit mehr als nur ein Lippenbekenntnis, was sich auch im Verlauf der Diskussionsrunde bestätigte.

Den lautesten Beifall des Abends bekam die abschließende Aufforderung von Markus Mal an die Besucher, zur Kommunalwahl zu gehen und dabei rechts gerichteten Gruppierungen eine Absage zu erteilen. In diesem Fall sprach Mahl erneut für seine beiden Mitbewerber.

Im Verlauf des Abends zeigte sich generell, dass Bürgermeister und Herausforderer mit ihren Aussagen zu Sachthemen nur selten weit auseinander lagen. Bekräftigendes Kopfnicken oder verbale Zustimmung ("Da kann ich meinen Nebenleuten nur zustimmen") waren keinesfalls eine Ausnahme. Zur Sache ging es aber auch. Dem Umstand, dass im Vorfeld von einer "Todsünde Lay" in Sachen Baugrundstück die Rede war, stellte Mahl seine mit reichlich Fakten angereicherte Sicht der Dinge gegenüber und flugs wurde daraus eine zukunftsweisende Lösung.

Die Unternehmerin Stefanie Schmauser plauderte in Sachen "Gewerbe" aus dem Nähkästchen und plädierte dabei, genauso wie Christoph Raithel, für einen direkteren Draht zwischen Stadt und heimischen Unternehmern. Mahl reicherte seinen Konter einmal mehr mit der Faktenlage an. Unter anderem verwies er auf den guten Kontakt der Stadt zum Gewerbeverein und auf Zahlen der IHK, die das Wachstum von Gewerbe und Industrie in der Burgstadt bestätigten.

Ihre Ohren spitzten die Besucher besonders, als das Thema "Hallenbad" beziehungsweise dessen Bahnlänge zur Sprache kam. Ein Punkt, der die meisten Hilpoltsteiner betrifft. Schmauser und Raithel plädierten für die 25-Meter-Variante, Mahl argumentierte in Richtung "Sechszehnzweidrittel". Der Kosten wegen. Gut 100 000 Euro trennen die beiden Varianten.

Dass sich bei der sportlichen Bahnlänge zum Defizit des Freibades von jährlich 250 000 Euro noch einmal 500 000 "Miese" gesellen würden, war für den Bürgermeister der Grund, um das ausgewogene Finanzkonzept der Stadt zu fürchten. Dass ein neues Hallenbad für Schule, Verein, Sport und die Gesundheitsbewegung in Hilpoltstein begrüßenswert sei, stellte niemand infrage. Christoph Raithel ("ganz klar 25 Meter; überschaubarer Finanzaufwand") sah im jetzigen Zeitpunkt eine einmalige Chance; Stefanie Schmauser brachte beim jährlichen Defizit die Reduzierung der Gewerbesteuerumlage für die Stadt in Höhe von 400 000 Euro ins Gespräch.

Zum eigentlichen Schwerpunkt des Abends avancierte die starke Verkehrsbelastung des Altstadtrings. Dabei kochte das Thema "Umgehung" wieder hoch. Die Lebensqualität der besonders betroffenen Anlieger bereitet allen Sorgen.

Den Verweis des Bürgermeisters auf die geplante intelligente Ampellösung und die vorgesehene Vorfahrt für den Radverkehr, konterte Raithel als "zu kurz gesprungen". Die einzelnen Verkehrsteilnehmer gegeneinander ausspielen sei nicht die Lösung. Schmauser brach eine Lanze für den Öffentlichen Personennahverkehr mit der Schiene als wichtigen Bestandteil und plädierte dafür, den Gedanken einer Umgehung wieder aufzunehmen.

Mahl wiederum verwies auf anstehende Untersuchungen. Die Frage, ob die Überbelastung "hausgemacht" oder mehr eine Folge des Fern- und Schwerlastverkehrs sei, treibt die Planer um. Bei der jüngsten Erhebung wurde der Binnenverkehr bei 48 Prozent, der Schwerlastverkehr bei fünf Prozent gesehen.

Unabhängig von der Statistik. Wenn die Autobahn nahe Hilpoltstein dicht ist (ein Umstand, der sich mehr und mehr häuft), bekommt die Burgstadt – trotz ausgeschilderter Umgehung – die Folgen massiv zu spüren. Bei Stau würden Autobahnnutzer vernehmlich dem Navi vertrauen und die womöglich längere Umleitungsstrecke ignorieren. Zum Leidwesen der Innenstadtbewohner und der Menschen in mehreren Ortsteilen. In der Fragestunde schilderte eine Betroffene, was es für den Einzelnen bedeutet, wenn am Altstadtring nichts mehr geht. Was für ein Riesenprojekt der Bau einer Umgehungsstraße ist, verdeutlichte Mahl am Beispiel Meckenhausen. Eine Zeitschiene von bis zu zehn Jahren und die damit verbundenen Kostensteigerungen, nannte Mahl in diesem Kontext