Haustürgeschäfte: So lassen sich Fallen vermeiden

25.10.2020, 15:02 Uhr
Haustürgeschäfte: So lassen sich Fallen vermeiden

© Foto: Sabina van Erp/Pixabay

Es gibt unterschiedliche Methoden, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Manche sind legal, manche bewegen sich in einem Grenzbereich, wieder andere sind komplett kriminell.

"Soeben klingelte an meiner Haustüre ein Vertreter einer Firma aus Fürth, drückte mir eine Karte, adressiert an diese Firma, in die Hand und begann sogleich fast überrumpelungsmäßig mit einem Verkaufsgespräch. Tenor: Meine Fassade wäre ja noch in Ordnung, aber sie machen auch Dachreinigungen und so weiter, und das wäre doch bei mir angesagt", schreibt uns ein Leser.

Er habe kein Problem damit gehabt, den Mann abzuweisen, doch er sorgt sich um die vielen hochbetagten Menschen in seiner Nachbarschaft, für die das sicher schwieriger sei.

Ein Anschlussauftrag

Erster Polizeihauptkommissar Patrick Stiegler, der Stellvertretende Leiter der Polizei-Inspektion hat über die Stadt Schwabach ebenfalls die Karte dieser Firma erhalten. "Wir haben das öfter, dass eine Firma irgendwo arbeitet und dass dann einer von der Firma die Siedlung abklappert und – zum Teil aufdringlich – versucht, für einen Anschlussauftrag zu sorgen. "Wenn sie sehen wollen, wie es aussieht", sage er dann, "wir arbeiten derzeit ums Eck bei Familie soundso und nennt dann die Adresse." Das sei schon beinahe gang und gäbe.

Die Person, die da von Tür zu Tür gehe, sei in der Regel kein Handwerker, sondern ein Verkäufer. Die würden ihr Geschäft mit Mundpropaganda machen. Daran sei auch nicht unbedingt etwas auszusetzen.

Reisende Vertreter, hohe Preise

Solche Personen müsse man klar unterscheiden von "reisenden Vertretern". Die würden klingeln, sagen, dass das Garagendach undicht sei oder das Pflaster gereinigt werden müsse, gleich einen vergleichsweise niedrigen Preis von beispielsweise 460 Euro nennen und sofort mit der Arbeit loslegen. Sei die Arbeit erledigt, heiße es dann, es sei doch mehr Reinigungsmittel als erwartet verbraucht worden, oder die Arbeit insgesamt sei aufwändiger gewesen als erwartet, und die Rechnung betrage dann auf einmal 3500 Euro.

"Das ist grenzwertig. Dieses Vorgehen ist nicht korrekt", sagt Patrick Stiegler. Der Grenzbereich zu wirklichen Betrügern bestehe darin, dass tatsächlich eine Leistung erbracht werde. "Wir haben so etwas derzeit öfters im mittelfränkischen Bereich, und sicher auch bundesweit", so Stiegler.

Immer ein schriftliches Angebot geben lassen

Er rät, niemals ein Geschäft an der Haustür abzuschließen und sich erst ein schriftliches Angebot geben zu lassen. Man sollte sich also bewusst Zeit lassen. Auch sollte man erst mehrere Angebote einholen, bevor man einen Auftrag tatsächlich vergibt.

Völlig kriminell hingegen ist der so genannte "Enkeltrick". Erst vor einigen Tagen ist einen Seniorin in Feucht reingelegt worden: Eine Betrügerin rief bei ihr an und gab sich als deren Enkelin aus. Durch geschickte Gesprächsführung sei es ihr gelungen, von der Seniorin den Namen ihrer Enkelin zu erfahren und sich anschließend als diese auszugeben.

Sie täuschte eine Notlage vor und überredete die Frau, einen hohen Geldbetrag an eine Unbekannte auszuhändigen. Sie erzählte der Seniorin, dass sie einen Autounfall verschuldet hätte. Um den hohen Schaden schnell zu bezahlen, bräuchte sie mehrere zehntausend Euro.

Die Frau aus Feucht ließ sich von der Dringlichkeit der Sache überzeugen und fuhr sofort zur Bank. Dort hob sie mehrere zehntausend Euro von ihrem Konto ab. Das Geld händigte sie am Abend, gegen 21 Uhr, einer Geldbotin aus, die von der angeblichen Enkelin angekündigt worden war.

Zweifel kamen zu spät

Um die Geschädigte nach der Geldübergabe in Sicherheit zu wiegen, rief sogar noch ein anderes Mitglied der Betrüger-Bande bei ihr an und gab sich als Bankangestellte aus. Angeblich wäre das ausgehändigte Geld bereits durch die Enkelin zurücküberwiesen worden und würde am Folgetag auf ihrem Bankkonto gutgeschrieben. Erst einige Zeit später kamen der Frau Zweifel und sie rief ihre "echte" Enkelin an.

Unser Leser schreibt weiter: "Eine junge Dame mit Migrationshintergrund klingelte und fragte nach einer Frau Brenner, obwohl diese A) nicht bekannt ist und B) an meiner Haustüre klar unser Name erkennbar ist. Das ist um so merkwürdiger, als vor zirka drei Wochen schon einmal eine junge Dame klingelte und auch nach einem fremden Namen fragte. Sie sprach nicht sehr gut Deutsch und war schlecht zu verstehen."

Auf den Compagnon achten

Das ist eine weitere beliebte Masche bei Betrügern. Entweder ist es der Versuch zu betteln, wobei der/die Bettler(in) nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen möchte, oder es handelt sich um einen Versuch sich Zutritt zur Wohnung zu verschaffen und dort dann zu stehlen. Dabei stiehlt nicht die Person, die geklingelt hat, sondern eine zweite, die unbemerkt in die Wohnung schlüpft.

Die Tricks, mit denen sich die Betrüger Zutritt verschaffen wollen, sind vielfältig. Manchmal täuschen sie Notlagen vor, zu Beispiel, dass ihnen schlecht sei, oder sie bitten um einen Zettel, auf dem sie etwas für einen Nachbarin notieren wollen, die angeblich nicht zu Hause ist. Oder sie bitten schlicht um ein Glas Wasser.

Keine Fremden ins Haus lassen

Auch hier rät erster Polizeihauptkommissar Patrick Stiegler zu äußerster Vorsicht: "Definitiv keine Fremden ins Haus lassen!" Wenn jemand um ein Glas Wasser bittet, die Tür wieder schließen, und dann das Glas Wasser holen. Wenn jemand um einen Zettel und einen Stift bittet, um etwas für die Nachbarn zu notieren, die Türe schließen und erst dann Zettel und Stift holen.

Dies wirke zwar auf den ersten Blick unhöflich, sei aber sicher. Weitaus sicherer, als eine unbekannte Person ins Haus zu lassen und viel sicherer als eine zweite Person nach der ersten unbemerkt reinschlüpfen zu lassen.

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