Heidecker Kappl feierte großes Jubiläum

18.8.2019, 11:00 Uhr
Heidecker Kappl feierte großes Jubiläum

Thymian, Beifuß, Weideröschen, Lavendel, Schafgarbe, Johanniskraut, Wetterkerze: Rund 120 duftige Kräuterbüschel hatten die Frauen des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) Heideck mit ihrer Leiterin Bianca Fürsich gebunden und zum Verkauf angeboten.

Gerade um den 15. August herum, dem Fest "Aufnahme Mariens in den Himmel", werden den Kräutern besondere Heilkräfte zugesprochen. Für Heideck aber auch aus anderen Gründen ein besonderes Datum: Denn am 13. August 1419, also vor 600 Jahren, hatte Bischof Albertus von Eichstätt die Heidecker Frauenkirche "Kappl" geweiht.

Vom Marktplatz aus bewegte sich daher unter Glockengeläut ein Kirchenzug mit Fahnenabordnungen zur Festmesse ins kleine Gotteshaus. Stühle und Bierbänke wurden eilig herbeigetragen, weil das Kirchlein die Gläubigen kaum fassen konnte.

Stadtpfarrer Josef Schierl begrüßte die zahlreichen Vertreter des öffentlichen Lebens und Mitglieder der katholischen sowie evangelischen Kirche. Ein besonderer Willkommensgruß galt Pfarrer Tobias Göttle, seinem Vorgänger im Amt. Der hatte vor 16 Jahren "maßgeblichen Anteil an der Kirchenrenovierung" gehabt. Organist Franz Stengl saß an der Orgel und leitete den Kirchenchor, der mit seinen Liedern das festliche Gepräge unterstrich.

Patronen und Heilige

"Ich freue mich, dass ich nach langer Zeit wieder bei Ihnen sein darf", begann Pfarrer Tobias Göttle, der als Festprediger und Konzelebrator eingeladen worden war. Zunächst erläuterte er, weshalb Kirchen einen Namen tragen.

Es sei die Zeit römischer Herrschaft gewesen, in der sich Christen nur heimlich in Privaträumen zum Gottesdienst versammeln konnten. Man traf sich oft unter Lebensgefahr.

Später wurden an diesen Stellen Kirchen errichtet und die ehemaligen Hausherren, die Patrone, gaben dazu ihren Namen. Heute sind Heilige die Namensgeber. Auch die Kappl erhielt nicht etwa den Namen der Stifter, nämlich derer von Heideck. Die Kirche wurde der Gottesmutter Maria geweiht. "Man muss schon lange suchen, bis man ein so besonderes Gotteshaus aus dem 15. Jahrhundert findet", so Göttle.

Ökumene gelebt

Die Kirche sei ein Ort des Zusammenkommens, sie solle jedem offenstehen. Viele Jahre lang war dieses Gotteshaus von Katholiken und Lutheranern gemeinsam genutzt worden.

Heidecker Kappl feierte großes Jubiläum

"Ökumene und das gemeinsame Gebet ist etwas Beglückendes gewesen", erinnerte sich Pfarrer Göttle. Die hier gelesenen lateinischen Messen seien kein bloßer Konservatismus, sondern eine Art und Weise die Freundschaft mit Jesus zu finden. Langer Applaus, sicher nicht immer nach einer Predigt üblich, würdigte die Rede.

Am Ende des Gottesdienstes dankte Stadtpfarrer Schierl allen Beteiligten für die Gestaltung der Feier, insbesondere Tobias Göttle. Der habe "für diese Kirche gekämpft." Pfarrer Schierl segnete anschließend die Kräuterbüschel und lud zum gemütlichen Beisammensein rund um die Kirche ein.

Strich durch die Rechnung

Es hätte so schön sein können: Essen, Trinken und Gespräche unter der blühenden Linde, dazu die Musik des Claus-Raumberger-Ensembles. Ganz im Zeichen der Ökumene. Aber leider machte der Regen einen Strich durch diese Rechnung.

Am Sonntag, 15. September, wird ein weiterer kirchlicher Höhepunkt stattfinden, wenn der Eichstätter Bischof an gleicher Stelle einen Pontifikalgottesdienst hält.

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