Hilpoltstein: Protest gegen Trocknungsanlage

18.2.2014, 18:56 Uhr
Hilpoltstein: Protest gegen Trocknungsanlage

© Tschapka

Denn darauf wurde die Trocknungsanlage vor vier Jahren umgestellt. Worauf sich reger Protest formte, der vor allem von Kreisrätin Renate Grädler angestoßen worden sei, wie Kreistagskandidat Felix Erbe aus Hilpoltstein in seiner Begrüßung deutlich machte. Auf der Kandidatenliste zwei Plätze hinter ihm ist Christoph Leikam, der einen Einblick in den aktuellen Stand der Dinge gab, über die er aber auch als stellvertretender Sprecher der Interessensgemeinschaft TOB (Trocknung ohne Braunkohle) Bescheid weiß.

So hörte er besonders gut hin, als das „umweltpolitische Schwergewicht“ Magerl (so Leikam) die Gruppierung und die Genossenschaft aufforderte, sich doch „ohne Bedingungen und ergebnisoffen“ zu Gesprächen an einen Tisch zu setzen. Eine Moderation sei sicher sinnvoll. Auch hier signalisierte Magerl Bereitschaft: „Zur Not komme auch ich nochmal.“

Als Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz wusste der Abgeordnete seine diplomatische Erfahrung als Pfund in die Waagschale zu werfen. Leikam wertete das Angebot positiv. Die Diskussion sei „zu sehr emotionalisiert“. Und auch Erbe sah es sinnvoll an, sich nicht länger „die Köpfe einzurammen“. Diesen Worten gingen aber auch in Hofstetten emotionale Diskussionen voraus. Den Beginn machte Magerl selbst, der fragte: „Wie kann es sein, dass eine Anlage vier Jahre nur im Probebetrieb läuft?“ Tief besorgte Blicke löste bei ihm ein Foto des ortsansässigen Erich Meier aus, das schwärzliche Abluftwolken zeigt, wie sie aus dem Trocknungsschlot qualmen. Das Bild habe er zufällig aufgenommen, so Meier. Eine Stunde, nachdem es geknipst worden sei, sei die Situation aber auch nicht besser gewesen. Was auf dem Bild zu sehen sei, schlage sich nicht selten auf den Fenstersimsen als schwarze Ablagerung nieder.

Bezüglich der Genehmigungen gewinne man den Eindruck, dass über manche Interessen „eine schützende Hand gehalten werde“, monierte Walter Manke. Die Belange der Bürger würden aber vernachlässigt. Christine Rodarius, SPD-Stadt- und -Kreisrätin und eine der TOB-Initiatorinnen aus Hofstetten, formulierte noch schärfer: Sie appellierte zwar zunächst, „gemeinsam Einsicht bei den Verantwortlichen zu schaffen“, mahnte aber, nicht „Profitgier“ über die Gesundheit der Bürger zu stellen.

Das wiederum wollte Peter Stadler nicht so stehen lassen. Er sei zwar als „Privatmann hier“, wie er betonte, wehre sich gegen diesen Vorwurf aber als stellvertretender Vorsitzender der Trocknungsgenossenschaft. Denn die arbeite, wie es die Gesellschaftsform auch vorgebe, nicht gewinnorientiert. Er sehe allerdings ein, dass man „Vertrauen verspielt habe“ und fügte bezüglich der öffentlichen Diskussion hinzu: „Die Stimmung ist verbrannt.“

Mit einem kleinen, aber wichtigen Hinweis gelang ihm dann ein kleiner Aha-Effekt. Die Hofstettener Anlage befinde sich bei der Futtermittelherstellung nämlich nicht in Konkurrenz mit anderen Trocknungen der Region, sondern mit den amerikanischen Produzenten von Soja, der nicht selten gentechnisch manipuliert sei. Ein Reizwort höchster Stufe nicht nur bei Grünen-Politikern, und so kam man im Sportheim überein, dass eine Abschaltung der Anlage in Hofstetten keine Lösung darstellen könne.

Nicht völlig unwahrscheinlich

Was aber keine völlig unwahrscheinliche Option darstellt: In Bayern stehen insgesamt 31 Grünfuttertrocknungen, wie Magerl erläuterte. In Röckersbühl im Landkreis Neumarkt setzt eine auf Braunkohle. Ebenso tat dies eine weitere in Feldkirchen, die erst kürzlich ihren Betrieb eingestellt hat. Ansonsten gibt es keine Anlage im Freistaat, die den fossilen Energieträger braucht. Das müsste man auch in Hilpoltstein nicht, betonte Stadler. „Es wäre jederzeit möglich, wieder auf Erdgas umzusteigen“. Die Preise müssten dann allerdings entsprechend günstig sein.

Bei den diesbezüglichen Verhandlungen sei man seitens der Trocknung aber trotz anderslautender Solidaritätsbekundungen auf sich allein gestellt. Doch sei dies der Königsweg, der beschritten werden müsse, so der Tenor gegen Ende der Veranstaltung. Ein kleiner Schritt in diese Richtung war zuvor bei einem Ortstermin an der Trocknungsanlage selbst gemacht worden. Während man nun also über ein gemeinsames Treffen nachsinnt, arbeitet Magerl eine Anfrage aus, die er ans Umweltministerium richten will.

BR berichtete live

Besuch hatte die umstrittene Trocknungsanlage gestern vom Bayerischen Rundfunk und der „Frankenschau aktuell“. Constanze Schulze und ihr Kamerateam berichteten live von der Anlage bei Hofstetten und ließen Befürworter und Gegner der Tocknung mit Braunkohlestaub zu Wort kommen. Bis 2009 wurde die Anlage mit Erdgas betrieben, aber dann stiegen die genossenschaftlich organisierten Bauern auf den kostengünstigen Braunkohlestaub um. Charakteristisch für die Anlage, die sie gemeinsam betreiben, ist ihr hoher Schornstein, aus dem oft dicker Rauch quillt, der schon von Weitem zu sehen ist.

Die Hilpoltsteiner Interessengemeinschaft Trocknung ohne Braunkohle warnt vor erhöhten Feinstoffwerten wegen dieses in ihren Augen schädlichen Brennstoffs, der unter anderem zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion sowie zu Haut- und Augenkrankheiten führen soll. Hauptforderung der Anlagegegner ist, dass das Landratsamt Roth den Bauern keine weitere Erlaubnis für den Betrieb mit Braunkohlestaub erteilt.

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