Nachlese

Hochburgen und Tiefpunkte: Die Bundestagswahl im Wahlkreis Roth

28.9.2021, 11:05 Uhr
"Ampel", "Jamaika", oder doch eine "GroKo"? Auf lokaler und sublokaler Ebene wäre die Entscheidung wohl einfacher, denn die Wahlergebnisse sind in manchen Orten erheblich eindeutiger als auf Bundesebene.

© Michael Taeger via www.imago-images.de, imago images/Jan Huebner "Ampel", "Jamaika", oder doch eine "GroKo"? Auf lokaler und sublokaler Ebene wäre die Entscheidung wohl einfacher, denn die Wahlergebnisse sind in manchen Orten erheblich eindeutiger als auf Bundesebene.

Es war kein Sieg der CSU, es war eher ein Sieg des CSU-Kandidaten. Der neue Bundestagsabgeordnete Ralph Edelhäußer holte in seinem Heimantlandkreis 44,4 Prozent und im Nürnberger Land 33,1 Prozent der Erststimmen. Im Kreis Roth lag er über zehn Prozentpunkte über dem Zweitstimmenergebnis seiner Partei (34,0). Ein Indiz dafür, dass auch eine Bundestagswahl eine Persönlichkeitswahl ist.

Trotzdem sind 44,4 Prozent das bisher schlechteste Ergebnis eines CSU-Bewerbers im Landkreis Roth. Vorgängerin Marlene Mortler hatte vor vier Jahren 47,5 Prozent geholt. Im Vergleich zum sonstigen Abschneiden der CSU ist das Minus von 3,1 Prozent für den Rother Noch-Bürgermeister aber ein sehr gutes Ergebnis.

Besonders gut kam Edelhäußer in Heideck (54,3 Prozent) und Greding (53,7 Prozent) an. Diese beiden Gemeinden im südlichen Landkreis sind seit jeher "schwarze" Hochburgen. Unter 40 Prozent blieb der Sieger nur in Schwanstetten (39,8 Prozent) und Wendelstein (38,3 Prozent). Nicht ganz so rosig sieht es für die Christsozialen bei den Zweitstimmen aus. In Roth blieben sie sogar unter 30 Prozent (29,3). Das beste Zweitstimmenergebnis gab es in Greding (45,4 Prozent).

Vom Standesamt in den Bundestag

Neben Ralph Edelhäußer wird auch der Altdorfer SPD-Vorsitzende Jan Plobner künftig in Berlin Sitz und Stimme haben. Der 29-jährige Standesbeamte rutschte über die Liste als Letzter der 23 bayerischen Sozialdemokraten ins Parlament. Allerdings war es bei Plobner anders als bei Edelhäußer. Er blieb im Landkreis Roth mit seinem Erststimmenergebnis (13,8 Prozent) klar hinter dem Zweitstimmenergebnis seiner Partei (19,4). Selbst bei seinem "Heimspiel" im Nürnberger Land war sein Erststimmenergebnis (19,2 Prozent) schlechter als das der SPD (21,4 Prozent).

In keiner der 16 Landkreis-Gemeinden kam Plobner auf ein Ergebnis über 20 Prozent. In Greding und Heideck blieb sein Resultat einstellig. Die besten SPD-Ergebnisse bei der Zweitstimme gab es in Wendelstein (22,6), Schwanstetten (22,4), Roth (22,0), Büchenbach (21,0), Rednitzhembach (20,8) und Georgensgmünd (20,3).

Die Grünen kamen zwar auf ihr historisch bestes Bundestags-Wahlergebnis. Die Erwartungen (und die Vorhersagen) waren aber noch viel besser. Deshalb machte sich ein wenig Ernüchterung breit. Erstimmenkandidat Felix Erbe konnte im Landkreis Roth 12,3 Prozent der Erststimmen auf sich vereinigen - ungefähr so viele wie seine Partei bei der Zweitstimme erhielt (12,2). Herausragend sein Ergebnis in seiner Heimatstadt Hilpoltstein (20,7 Prozent). In Greding, Röttenbach, Spalt und Abenberg reichte es aber nur für einstellige Resultate. Bei den Zweitstimmen reichte die Spannbreite von 8,3 Prozent (Heideck) bis 15,3 Prozent (Hilpoltstein).

Parallele bei der FDP zur SPD

Kristine Lütke von der FDP fuhr im Landkreis Roth mit 6,18 Prozent ein nicht so tolles persönliches Ergebnis ein, das recht deutlich hinter dem ihrer Partei lag (9,11 Prozent). Aber: Weil die FDP in Bayern gut abschnitt und Lütke auf Listenplatz zwölf gut platziert war, zieht sie als eine von 14 bayerischen FDP-lern in den neuen Bundestag ein. Die FDP holte im Landkreis nur in Wendelstein (10,2 Prozent) und in Rednitzhembach (10,1 Prozent) zweistellige Zweitstimmenergebnisse.

Nach dem starken Auftritt vor vier Jahren, geschuldet vor allem den Diskussionen im Zuge der Flüchtlingskrise, ist die AfD auch im Landkreis Roth wieder auf eine Kleinpartei geschrumpft. Bei den Zweitstimmen landete sie wie im Bund hinter CSU, SPD, Grünen und FDP nur noch auf Platz fünf.

Selbst in Greding, wo sie regelmäßig unter großem Tamm-Tamm und großer öffentlicher Aufmerksamkeit ihre Parteitage zelebriert gab es allenfalls ein durchschnittliches Ergebnis für die Rechts-Nationalen (8,43 Prozent). Zweistellige Zweitstimmenergebnisse wurden noch aus Abenberg (10,5 Prozent), Roth (10,3) und Thalmässing (10,2) gemeldet. Direktkandidat Klaus Norgall blieb überall einstellig.

Die Freien Wähler bleiben weiter eine Regionalpartei, die den Bundestag nur von außen kennt. Direktkandidat Felix Locke konnte mit einem Erststimmenergebnis von 8,8 Prozent auf Wahlkreisebene zwar einen Achtungserfolg feiern (und damit sogar die FDP- und AfD-Bewerber hinter sich lassen). Aber was nützt das, wenn die Partei als Ganzes zum wiederholten Mal an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert?

Unter fünf Prozent, aber im Parlament

Das gleiche Schicksal drohte auch der Linken. Die blieb bundesweit bei 4,9 Prozent hängen. Sie profitierte aber von der sogenannten Grundmandatsklausel, welche die Fünf-Prozent-Hürde in einem Fall aushebelt: Weil sie im Osten drei Direktmandate holte, darf sie in Fraktionsstärke in den Bundestag einziehen. Im Landkreis Roth sind die Linken nicht viel mehr als eine Splittergruppe. 3,26 Prozent der Zweitstimmen in Roth - das ist noch das Spitzenresultat.

Schön: Bundestagswahlen zeichnen sich immer durch eine hohe Wahlbeteiligung aus. Im Kreis Roth ging es im Vergleich zu 2017 (81,0 Prozent) noch einmal um knapp eineinhalb Punkte nach oben: 82,43 Prozent der Wahlberechtigten wollten mitbestimmen, wer für sie nach Berlin geht und wie die nächste Regierung aussehen sollte. Die fleißigsten Wähler gab es in der kleinsten Gemeinde im Landkreis, in Kammerstein (Beteiligung 87,1 Prozent), die wenigsten fleißigen in der größten, in Roth (Beteiligung 77,2 Prozent). Bis auf Roth lagen alle anderen 15 Kommunen bei Werten jenseits der 80 Prozent.

Am größten, am kleinsten

60.979 Wählerinnen und Wähler aus den Landkreisen Roth und Nürnberger Land machten ihr Zweitstimmen-Kreuz hinter der CSU. Das entspricht 32,3 Prozent. Das sind zwar über fünf Prozentpunkte weniger als noch vor vier Jahren (37,8 Prozent). Aber die Christsozialen sind damit noch klar der Platzhirsch vor SPD (38.783 Stimmen/20,5 Prozent) und den Grünen (26.196 Stimmen/13,9 Prozent).

Auf der anderen Seite der Skala: Die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) und die Deutsche Kommunistische Partei (DKP). Die einen holten im gesamten Wahlkreis 29 Stimmen (0,02 Prozent), die anderen 21 Stimmen (0,01 Prozent). Merke: Mit den Kommunisten ist auf dem Land derzeit kein großer Staat zu machen.

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