Juraleitung: Kritik an neuem Vorschlag im Landkreis Roth

31.5.2019, 14:33 Uhr
Juraleitung: Kritik an neuem Vorschlag im Landkreis Roth

© Foto: Julian Stratenschulte (dpa)

Die Planungen von TenneT für den Bau einer Hochspannungsleitung für 380 Kilovolt in einem Bogen südlich von Schwabach sorgten in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses für Gesprächsstoff. Letzte Woche stellte der Netzbetreiber Pläne vor, wonach eine Trassenvariante der "Juraleitung" vorbei an den Orten Wendelstein, Schwanstetten, Büchenbach, Rednitzhembach, Untermainbach, Tennenlohe und Unterreichenbach durch den Landkreis Roth führen könnte. Auch andere Varianten hat der Netzbetreiber bereits dargestellt.

"Neue Betroffenheiten im Landkreis"

Jörg Pfaffenritter vom Umwelt- und Bauamt des Landkreises zeigte die Planungsvariante im Kreisausschuss auf einer Karte und meinte, diese schaffe "ganz neue Betroffenheiten" für die Bürger und Gemeinden im Landkreis Roth. Die von TenneT im Internet veröffentlichten Karten würden außerdem zeigen, dass "die 400-Meter-Abstände zur Wohnbebauung zum Teil nicht eingehalten werden."

Man wisse jetzt noch nicht, welche Trassenvariante realisiert werde und es gebe auch mehrere mögliche Leitungsführungen nördlich von Schwabach, so Pfaffenritter. Aber: "Jetzt ist die Zeit, um Einwendungen zu machen."

"Verfehlte Energiepolitik"

Bürgermeister Walter Schnell (FW) aus Kammerstein machte daraufhin seinem Unmut Luft: Die Stromleitungen "gefährden Menschen und machen Möglichkeiten der Gemeinde-Entwicklung kaputt", sagte er. Die Gemeinden im Landkreis müssten jetzt "den Widerstand geschlossen und gemeinsam organisieren." Von Landrat Herbert Eckstein forderte Schnell die Unterstützung durch den Landkreis ein. Der geplante Trassenbau sei außerdem "Ausdruck einer verfehlten Energiepolitik in Deutschland", meinte Schnell weiterhin. Wendelsteins Bürgermeister Werner Langhans erklärte, er sei "von der neuen Planung überrascht" worden. "Davon wurden wir alle überrascht", antwortete Pfaffenritter. In Kürze sollen weitere Informationsveranstaltungen über die Pläne für Kreis- und Gemeinderäte sowie interessierte Bürger folgen.

Der Landtagsabgeordnete Volker Bauer (CSU) wird zum selben Thema in einer Pressemitteilung zitiert: "Bei uns wird Natur zerstört und Menschen belastet, weil wir erneuerbare Energien nicht in regionalen Netzen ausbauen, sondern durch Deutschland leiten." Das Vorgehen des Netzbetreibers TenneT und der Bürgerinitiative "P53-Schwabach" mit dem Ergebnis, die Trasse womöglich nach Süden zu verschieben, erinnert den Politiker, der als Jugendlicher in Wackersdorf demonstrierte, an die Geburtsstunde des Bund Naturschutz in Schwanstetten.

"Konstruktiver Widerstand"

Dort seien in den 1980er Jahren auch Pläne aus dem Hut gezaubert worden, viele Hektar des heute als Bannwald geschützten Waldes für einen Rangierbahnhof zu roden, so Bauer. Nach heftigem Widerstand wurde das Projekt verworfen. Eben solchen "zivilisierten und konstruktiven Widerstand" erhofft sich nun auch der Landtagsabgeordnete.

Die 55 Meter hohen Masten würden nicht nur die Landschaft zerstören, sondern sich in Kombination mit Schneisen und der übertragenen Spannung bis 380 Kilovolt auch negativ auf heimische Tierarten wie Feldlerche und Rotmilan auswirken.

Bauer kritisiert das St.-Florians-Prinzip der Schwabacher Initiative: "Noch unsinniger wird der Vorschlag, wenn man bedenkt, dass bei der Südalternative eine rund zehn Kilometer längere Trasse gebaut werden soll, für die bis zu 100 Meter breite Schneisen in Bannwald und sogar hochgeschützte Gebiete, wie die Schwander Soos und ihren Märzenbecher-Wald, geschlagen werden sollen."

Gemeinsames Veto

Da es Bauer darum geht, einzelne Stimmen zu einem "Nein zur Südalternative zu bündeln, hat der Abgeordnete die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden, den LBV sowie und Vertreter der betroffenen Jagd, Forst- und Landwirtschaft für kommenden Dienstag zur Erarbeitung eines gemeinsamen Veto-Papiers in die Soos eingeladen.

Protest gegen die Verschiebung der Stromleitungstrasse nach Süden kommt auch aus Schwanstetten. Bürgermeister Robert Pfann sieht massive negative Folgen für Mensch, Natur und Landschaft. Für die 380-kV-Leitung würden hohe Strommasten mit 35 Meter breiten Auslegern benötigt. Mit dieser Trasse werde die noch weitgehend freie und unberührte Landschaft um Schwanstetten durchschnitten, zusammenhängende Waldgebiete durch breite Schneisen zerstört und der Lebensraum heimischer Tierarten massiv beeinträchtigt.

Abstand unterschritten?

Zusätzlich werde in Teilabschnitten der vorgeschriebene Abstand von 400 Metern zur Wohnbebauung Schwanstettens unterschritten, mit nicht absehbaren Folgen und unkalkulierbaren Gesundheitsrisiken für die Anwohner, so der Bürgermeister.

Zielsetzung von Bürgern, Politik und Verwaltung in Schwanstetten müsse es sein, gemeinsam gegen den geplanten Trassenverlauf entlang des Ortes einzutreten und sich für den Erhalt des liebens- und lebenswerten Schwanstettens stark zu machen.

Bis 31. Juli bestehe im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung vor Eröffnung des sogenannten Raumordnungsverfahrens noch die Möglichkeit, Hinweise und Alternativvorschläge für die Trassenführung einzubringen.

Die Bürgermeister der aktuell betroffenen Kommunen des Landkreises Roth würden sich deshalb zeitnah zusammensetzen, um die Möglichkeiten für einen gemeinsamen Widerstand gegen die geplante Trasse abzustimmen, kündigt Pfann an. Anschließend werde auch der Marktgemeinderat Schwanstetten über weitere Schritte beraten.

Zusätzlich lädt der Markt Schwanstetten fachkundige Mitstreiter aus den Bereichen Umwelt, Natur, Energie und Landwirtschaft zu einem runden Tisch am Donnerstag, 13. Juni, 19 Uhr, ins Rathaus ein. Dabei können eine Strategie entwickelt, Informationen gesammelt und ausgetauscht sowie Lösungsvorschläge erarbeitet werden. Wer sich einbringen will, meldet sich im Rathaus per E-Mail bei Bürgermeister Robert Pfann unter robert.pfann@schwanstetten.de oder telefonisch unter (0 91 70) 289-15.

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