Damm muss standsicher bleiben

Kahlschlag im Naturschutzgebiet: Warum wird am Rothsee gerodet?

Harald Rödel

Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung/Schwabacher Tagblatt

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5.2.2022, 18:04 Uhr
Wenn der Bewuchs zu dicht wird, greift das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg auch in den Naturschutzgebieten am Rothsee ein. Auslöser unserer Recherche war ein Schreiben eines Lesers, der einen Kahlschlag entlang des Gewässers monierte.

© Tobias Tschapka, NN Wenn der Bewuchs zu dicht wird, greift das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg auch in den Naturschutzgebieten am Rothsee ein. Auslöser unserer Recherche war ein Schreiben eines Lesers, der einen Kahlschlag entlang des Gewässers monierte.

"Im Uferbereich am nördlichen und westlichen See-Ende bis zur Hauptsperre hin, teils im Naturschutzgebiet und jedenfalls im Vogelschutzgebiet fanden wir um den 22. Januar einen regelrechten Kahlschlag mit noch etlichen am Boden liegenden Stämmen und weiteren rot markierten Bäumen in der Nähe der Hauptsperre vor", teilte uns der Leser per E-Mail mit und wollte wissen, was es damit auf sich hat. "Auch andere Spaziergänger zeigten sich erschrocken über diesen ganz ungewohnten Durchblick entlang des Sees", heißt es in der Zuschrift weiter.

In puncto Vegetation am Rothsee zu recherchieren ist, was potenzielle Ansprechpartner anbelangt, gar nicht so einfach. Der Zweckverband Rothsee ist jedenfalls nicht zuständig, wie Geschäftsführer Thomas Gruber wissen ließ. Der Verband sei zum Beispiel für die Gebäude, aber auch die Spielplätze im Naherholungsgebiet zuständig.

Erste Informationen zur Rodung gab es dann von der Flussmeisterei, die dem Wasserwirtschaftsamt Nürnberg zugeordnet ist. So betont Flussmeister Gunther Haas, dass im Bereich des Dammes Richtung kleines Kraftwerk Bäume gefällt werden mussten, um die Sicherheit des Bauwerks zu gewährleisten.

Für die Sicherheit der Dämme ist übrigens das Wasserwirtschaftsamt Ansbach zuständig, während sich das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg beispielsweise um die Vegetation am Rothsee kümmert. Eingebunden in derartige Maßnahmen seien, so Gunther Haas, die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Roth sowie Landespflegerin Cynthia Hegele vom Wasserwirtschaftsamt Nürnberg.

Offene Flächen für Wasservögel

Cynthia Hegele bekräftigt die Aussage von Gunther Haas, dass das Fällungen in Dammnähe aus "Standsicherheitsgründen" erfolgen musste und auch in Zukunft nötig seien. Auch im Naturschutzgebiet "entnehmen wir immer etwas", meint die Landespflegerin vom Wasserwirtschaftsamt - vor allem, wenn bestimmte Bereiche regelrecht zugewachsen seien. Damit schaffe man auch "offene Flächen für Vögel, die am Wasser brüten" und trage so einen Teil zum Artenschutz am Rothsee bei.

Mit den Pflegemaßnahmen weniger glücklich zeigt sich Artenschutzbeauftragter Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). "Ich frage mich, ob am Dammfuß wirklich so viele Büsche entfernt werden müssen." Hier seien Hecken regelrecht auf Stock gesetzt worden.

LBV wäre gern eingebunden

In diesen Hecken und Büschen würden sich gern Vögel niederlassen, und auch für einige Libellen sei diese Vegetationsform wichtig. Denn wenn die Tiere geschlüpft sind, verlassen sie das Wasser, um sich an Büschen trocknen zu lassen. Zu seinem Bedauern werde der LBV in diese Planungen nicht mit einbezogen, so von Lindeiner.

Am Dienstag (8. Februar) geht es mit den Pflegemaßnahmen weiter, wie Cynthia Hegele erklärt. Dann rücke auch ein Bagger an, um Feuchtmulden unterschiedlicher Art zu ziehen. Die Pflege-Expertin hat übrigens Verständnis dafür, wenn Spaziergänger nach Rodungen erst einmal entsetzt sind. "Das schaut natürlich radikal aus, wächst aber relativ schnell wieder."

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