Kein Käfer, kein Bulli. Aber er rollt und rollt und rollt ...

26.8.2019, 18:00 Uhr
Kein Käfer, kein Bulli. Aber er rollt und rollt und rollt ...

© Foto: Martin Regner

Jetzt fragen Sie sich bestimmt, ob denn der VW LT überhaupt schon ein Oldtimer ist. Der schaut doch so schlicht und glatt aus und fährt außerdem noch überall herum? Wirklich? Können Sie sich erinnern, wann Sie zum letzten Mal einen auf der Straße gesehen haben? Eben. Die Baureihe kam anno 1975 auf den Markt, das ist über 40 Jahre her. Das alte Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) der Feuerwehr Unterheckenhofen lief im März 1987 von den Montagebändern bei Volkswagen und könnte jetzt schon seit zwei Jahren ein H-Kennzeichen für historische Kraftfahrzeuge bekommen. Die gibt es ab einem Fahrzeugalter von 30 Jahren.

Das praktischere Auto

Als Oldtimer gesucht ist der VW LT trotzdem nicht. Im Gegensatz zu seinem "kleinen Bruder", dem parallel gebauten "Bulli" der Baureihe T3: Dessen Preise ziehen schon seit Jahren deutlich an. Dabei hätte der "große" LT durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient, schon allein, weil er das praktischere Auto ist: Der Motor sitzt vorne zwischen den Sitzen, statt wie beim T3 im Heck wertvollen Laderaum wegzunehmen.

Und früher standen die kantigen Transporter an jeder Ecke: Gemüsehändler, Handwerker, Stadtwerke, Bauunternehmer — sie alle setzten auf die zuverlässige Technik des LT. Für die Motoren bediente sich VW damals bei der Schwestermarke Audi.

Viele Kilometer sind im Feuerwehrdienst in Unterheckenhofen seit 1987 nicht auf dem Tacho zusammengekommen: Noch nicht einmal die Marke von 14 000 wurde übersprungen. Gebraucht wird der Wagen neben Übungen und sogenannten Mobilitätsfahrten zur Erhaltung der Beweglichkeit für drei bis sieben Einsätze im Jahr. "Ab und zu" werde die Feuerwehr Unterheckenhofen zur Verkehrsregelung nach Unfällen auf die B 2 gerufen, erklärt Kommandant Georg Katheder. Wenn an der Bahnlinie Nürnberg-Treuchtlingen, die direkt hinter dem Feuerwehrhaus vorbei führt, der Bahndamm brennt, "wäre Allradantrieb was Schönes". Auch 500 Liter Wasser (oder mehr) hätte der Kommandant gern an Bord.

Damals ein großer Fortschritt

Vorläufig müssen er und seine Kameraden darauf aber noch verzichten: Zwar steht in den nächsten Jahren eine Ersatzbeschaffung für den betagten LT an, aber beschlossen ist noch nichts und einen Wassertank hat das TSF nicht. Dabei drängt aus Sicht von Katheder durchaus ein bisschen die Zeit: "Es gibt keine Ersatzteile mehr". Inzwischen müsse man sich bei Spezial-Anbietern für Oldtimerteile umsehen.

Falls irgendwann einmal ein neues Auto nach Unterheckenhofen kommt, dann wird es erst das zweite Fahrzeug in der Geschichte der Feuerwehr dort sein: Im Jahr 1987 löste der neu beim renommierten Feuerwehrausstatter Ziegler gekaufte VW einen Anhänger ab, der von einem Traktor an den Einsatzort gezogen werden musste. Das TSF war damals ein großer Fortschritt: Seitdem geht es aus eigener Kraft mit knapp 90 PS aus einem Benzinmotor zum Einsatz. Hinten im Heck ist eine Tragkraftspritze zum Löschen von Bränden verladen und auch sonst ist der Wagen gut ausgestattet mit allem, was man im Notfall so braucht: Äxte, Schläuche, Absperrmaterial.


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Der Innenraum und der mit grob gemustertem Kunstleder bezogene Fahrersitz haben die Zeit in perfektem Originalzustand überstanden. Reinsetzen, losfahren und für einen Moment wieder in die 1980er-Jahre eintauchen — mit dem alten TSF ist das problemlos möglich. Vielleicht findet sich nach der Außerdienststellung ja noch ein rettender Prinz. Ist ja noch ein bisschen Zeit.

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