Keine Rettung für heilende Hände

19.4.2020, 14:00 Uhr
Keine Rettung für heilende Hände

© Foto: Frank Sorge/Imago Images

Ob sie ihre Praxen zumachen oder offenlassen, ist ihnen selbst überlassen. Seit der Corona-Krise haben sie die Anordnung bekommen, nur noch Notfälle zu behandeln.

Als Notfälle gelten Menschen, die während der Corona-Krise das Rezept für eine Physiotherapie ausgehändigt bekommen haben. Patienten, die schon vorher ein Rezept hatten, müssen selbst entscheiden, ob ihr derzeitiger Zustand als Notfall bezeichnet werden kann. Das dann zu prüfen, bedeutet für die Praxen einen enormen Verwaltungsaufwand. Mieten und Versicherungen sind zudem weiter fällig, allerdings kommt nur noch ein Bruchteil der Einnahmen rein. Kerstin Klink spricht von einer Zwickmühle.

Ihre bereits bekannten regulären Patienten dürfen sie nicht einfach weiter behandeln. Die aussetzende Therapie bedeutet für diese Menschen deshalb oft: Die Schmerzen kommen zurück oder werden wieder stärker. Als mögliche Lösung für das Dilemma wurde eine Hilfe zur Selbsthilfe zur "Behandlung" via Skype geraten. "Das kommt aber nur für wenige Patienten infrage."

"Es ist nicht zu stemmen", erklärt sie am Telefon. Sie hat 20 Mitarbeiter in den beiden Praxen und macht sich Sorgen. Die Hilfe des Gesundheitsministeriums greife in erster Linie für Ärzte, Krankenhäuser und Reha-Kliniken. Heilmittelerbringer fallen nicht darunter. Je nachdem wie viel finanzielle Polster die Physiopraxen haben desto länger können sie durchhalten. Doch mit der verstrichenen Zeit steigen die Geldsorgen.

 

Großer Ansturm erwartet

 

Auch müssen Klink und ihre Kollegen nach einer regulären Wiedereröffnung erst einmal alle neuen Patienten unterbringen. "Wir werden dann wohl samstags auch öffnen müssen. Es wird viele Überstunden geben", erzählt sie.

Dass es in Zeiten der Selbstisolation zu vermehrten Unfällen kommt, ist gar nicht so unwahrscheinlich. Zum einen bewegen sich viele Menschen weniger – viele sitzen vor dem heimischen Computer ohne richtigen Arbeitsstuhl. Zum anderen versuchen sich immer mehr Menschen an Heimwerkerarbeiten, denen sie eigentlich nicht gewachsen sind. Ein steifer Nacken oder ein eingeklemmter Nerv kommt dann schon mal vor, wenn man beschließt, nach Jahren jetzt endlich mal die Garage selbst zu streichen.

Außerdem beklagt die Physiotherapeutin, dass die Vorräte an Desinfektionsmitteln langsam knapp würden und ein Nachbestellen nicht so einfach möglich sei. Mundschutze bekämen die Mitarbeiter von einer engagierten Patientin, die diese nähe und zur Verfügung stelle.

Kerstin Klink tauscht sich mittlerweile aktiv mit Kollegen und Selbstständigen aus. Es wurden bereits Briefe an Gesundheitsminister Jens Spahn und an Melanie Huml, die bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, geschickt, um auf die Situation der "Physios" aufmerksam zu machen – eine Antwort kam noch nicht zurück.

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