Klaus Kohler: Das verkannte Genie aus Herrnsberg

25.10.2020, 14:34 Uhr
Klaus Kohler: Das verkannte Genie aus Herrnsberg

© Foto: Yevheniia Frömter

Über viele Jahrzehnte unbekannt, verbarg sich ein wahrer Schatz an Gemälden und Kunstwerken in einer Lehrerwohnung der ehemaligen Volksschule in Herrnsberg bei Greding. Dort lebte der vor zwei Jahren verstorbene Künstler Klaus Kohler inmitten seines Schaffens – und zwar völlig zurückgezogen, zusammen mit seiner zweiten Frau. Selbst auf Fernsehen verzichtete das Ehepaar und mied jeglichen Kontakt zu anderen Menschen.

Kein Wunder, dass kaum jemand vom Schaffenswerk Kohlers erfuhr.Erst nach Kohlers Ableben begann seine Witwe, die vielen Bilder, Zeichnungen und Spielzeugentwürfe zu katalogisieren und Recherchen darüber anzustellen.

Im Zuge der Nachlassgeschäfte offenbarte sich Sohn Peter Kohler schließlich, dass sein Vater bis ins hohe Alter eine große Menge von Kunstwerken geschaffen hatte.

"Wahrscheinlich hätte er das gar nicht gewollt"

Durch diesen Fund animiert, planten die beiden eine Ausstellung, die einen Querschnitt von Klaus Kohlers Schaffen darstellen sollte. Nach aufwendigen und intensiven Vorbereitungen wurde sie nun am Freitag im Schloss Ratibor eröffnet. Der Titel der Werkschau: "Kein Tag sei ohne Punkt und Strich: Die entdeckte Kunst des Klaus Kohler".

Klaus Kohlers Sohn zeigt sich von der Art und Weise der Präsentation äußerst angetan, auch wenn sein Vater "wahrscheinlich eine solche Ausstellung gar nicht gewollt hätte." Er dankte bei der Vernissage insbesondere Museumsleiter Guido Schmid und der Stadt Roth für die Unterstützung. Er bedauere, dass die Witwe seines Vaters der Ausstellungseröffnung nicht mehr beiwohnen konnte. Sie war im Frühjahr gestorben.

Vom Bild bis zur Marionette

Kohler – eigentlich ein studierter Grafiker – beherrschte sämtliche Techniken, die Kunst hergebe, so Schmid in seinen einführenden Worten. Von Ölmalerei bis hin zu selbstgebauten Marionetten und Puppen sind in den Räumlichkeiten des Schlosses nun die unterschiedlichsten Werke zu sehen. "Klaus Kohler hat alle möglichen Techniken ausprobiert und eigene entwickelt. Dies muss ihm viel Geduld und Energie gekostet haben, so Schmid weiter.

"Teilweise weiß ich selber nicht, was ich von manchen Werken halten soll", so Schmid begeistert: "Das ist der Wahnsinn." Die absolute "Reduktion", die Gemälde bis auf den letzten Punkt zu reduzieren, fasziniere ihn besonders: "Noch weniger und es würde nicht mehr funktionieren: "Die Werke sind genial – Kohler beherrschte sein Handwerk."

Zunächst nichts besonderes

Die Kunst seines Vaters sei in Peter Kohlers jungen Jahren nichts Besonderes gewesen. "Ich bin damit aufgewachsen. Erst durch die Ausstellung bekomme ich einen völlig neuen Blick auf diese Exponate."

Aus der ehemaligen DDR geflohen, verschlug es den Künstler zunächst nach München und London, bevor er sich im Landkreis Roth niederließ. Seine Vision war, Kinderspielzeug herzustellen.

Durch die Nähe zur Nürnberger Spielwarenmesse und etlichen Spielwarenherstellen in der Region, versprach sich Köhler einiges. Allerdings ging sein Plan in diesem Bereich nicht auf und er widmete sich wieder seiner "normalen Arbeit": Der Gestaltung von Werbelogos für mittelständische Betriebe, die zum Teil heute noch Verwendung finden.

Neben Kohlers künstlerischen Werken sind auch persönliche Dinge zu sehen: Beispielsweise sein Tagebuch, in dem völlig akribisch tägliche Wetteraufzeichnungen dokumentiert wurden, inklusive der eingenommenen Mahlzeiten. "Eine spannende Ausstellung einer interessanten Vita und außergewöhnlichen Kunst", befand Bürgermeister Ralph Edelhäußer.

Ein ausführlicher Ausstellungskatalog ergänzt die Ausstellung, die noch bis zum 29. November (Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr) geöffnet hat.

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