Cutter Klaus Rogoll: So war es beim Geisterspiel in Hoffenheim

19.5.2020, 12:41 Uhr
Cutter Klaus Rogoll: So war es beim Geisterspiel in Hoffenheim

© Foto: Privat

Wobei: So sehr viel vom Spiel und vom am Ende klaren 3:0-Sieg der "Alten Dame" Hertha bekam Rogoll nicht mit. Denn sein High-Tech-Arbeitsplatz ist versteckt in einem großen Übertragungswagen, der am Stadioneingang parkt. Vom Inneren des Trucks aus hat Rogoll Zugriff auf alle 20 Kameras im Stadion und schneidet für die ARD-Sportschau den Sieben-Minuten-Spielbericht zusammen, den dann der ARD-Reporter – in diesem Fall Florian Naß – kommentiert.

So war das vor Corona, und so ist es auch während der Pandemie und während des am Samstag gestarteten Notbetriebs der Fußball-Bundesliga.

Dabei war vieles neu, nicht nur für die Spieler, sondern auch für diejenigen wie Klaus Rogoll, die dem Geschehen auf dem Platz relativ nahe kommen: das Fiebermessen am Stadioneingang, das Ausfüllen eines zweiseitigen Fragebogens (unter anderem, ob man in den vergangenen zwei Wochen wissentlich mit einem Covid-19-Patienten Kontakt hatte) und vor allem die absolute Maskenpflicht am Arbeitsplatz oder auch während der Pausen. Rogoll und seine Kolleginnen und Kollegen wurden dadurch nicht ausgebremst: "Bei einer Körpertemperatur von 36,2 Grad war ich bereit für den Re-Start", sagt der 52-Jährige.

Technisch schwieriger

Das Arbeiten selbst empfand Rogoll im großen und ganzen in Ordnung, technisch aber ein bisschen schwieriger als sonst. Nicht weil zwischen den einzelnen Arbeitsplätzen im Übertragungswagen Glas- und Plexiglaswände eingezogen waren.

Cutter Klaus Rogoll: So war es beim Geisterspiel in Hoffenheim

© Foto: Patrick Reichardt/dpa

Auch nicht, weil das Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung das Atmen erschwert (wie in vielen Berufen derzeit auch). "Sondern weil du jetzt mehr auf die Töne achten musst", sagt der Technik-Experte.


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Ein Beispiel: "Wenn ein Trainer vier Sekunden etwas seinen Spielern zuruft, der Regisseur oder Moderator aber nur zwei Sekunden den Trainer eingeblendet haben will, dann haben wir das vor Corona-Zeiten immer ein bisschen mit Athmospäre-Bildern von Fans verblendet", so Rogoll. "Wenn aber keine Fans im Stadion sind, dann geht das natürlich nicht mehr." Zudem hätten sich die Töne, die aus dem großen Stadion in Sinsheim nach draußen gedrungen seien, angehört wie "Schreie aus einer überdimensionalen Blechdose".

Allerdings, erklärt Rogoll, sei es am Wochenende gar nicht darum gegangen, eine technische perfekte Übertragung hinzubekommen. "Hygiene kam vor Qualität", so der Cutter, der als Freiberufler seit vielen Jahren mit dem und für den Profi-Fußball unterwegs ist.

Neue Arbeitsbedingungen 

Weil hier aus Sicht der Deutschen Fußball-Liga keinesfalls etwas schief gehen durfte, wurde das ausgetüftelte Hygiene-Konzept peinlich genau eingehalten. Das heißt: Mitarbeiter des Gesundheitsamtes kontrollierten jeden Arbeitsplatz und zählten auch penibel die Anzahl der Desinfektionsspender am und rund um die Übertragungswagen.

An die neuen Arbeitsbedingungen kann sich der 52-Jährige in den nächsten Wochen noch gewöhnen. Am Sonntag schnitt er zwar "nur" vom BR-Studio in Nürnberg aus die Bilder der 0:1-Niederlage des Clubs auf St. Pauli für die abendliche Blickpunkt-Sport-Sendung, doch schon am kommenden Wochenende ist Rogoll wieder auf Tour: Dann nicht mehr für die Bundesliga, sondern für Liga zwei: Darmstadt 98 am Samstag um 13 Uhr gegen den FC St. Pauli.

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