Kliniken und Pflegeheime: Noch sind die Besuchertüren offen

29.10.2020, 10:23 Uhr
Besuch ist für kranke Menschen wichtig. In Zeiten von Corona ist dies aber nicht immer möglich.

© imago/imagebroker/Bahnmüller Besuch ist für kranke Menschen wichtig. In Zeiten von Corona ist dies aber nicht immer möglich.

Geschlossen! Von März bis Mai mussten in Krankenhäusern und Pflegeheimen die Türen für Besucher zu bleiben. Die Erinnerung daran schmerzt immer noch. Und jetzt, da die Infektionszahlen wieder überall nach oben schnellen? Könnte es jetzt wieder dazu kommen, dass Patienten nicht von ihren Angehörigen besucht werden dürfen? Dass alte, demente oder sogar sterbende Menschen ganz allein gelassen werden?

In manchen Kliniken in Bayern ist der Lockdown schon wieder beschlossene Sache. In Schwabach und im Landkreis Roth ist davon bisher noch nicht die Rede.


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20 Minuten Besuchszeit, dann zehn Minuten Pause zum Säubern und Desinfizieren, dann wieder 20 Minuten. So geht es zu im AwoPflegeheim in Schwabach, jeden Tag zwischen 13 Uhr und 15.30 Uhr.

Immer nur ein Besucher oder eine Besucherin darf hinein – nicht mehr als zwei Menschen aus dem Kreis der Angehörigen. Im Sommer diente ein Zelt als Besucherzentrum, jetzt wurde eigens ein Raum dafür umgewidmet.

Dort dürfen sich jetzt ein Bewohner und ein Angehöriger 20 Minuten lang sehen. Immerhin, freuen sich die Familien, die ihre Partner, Mütter oder Väter wenigstens durchs Plexiglas sehen und mit ihnen sprechen können.

Die Tür ist geöffnet

"Das erste Betretungsverbot wurde auch in Schwabach sehr restriktiv umgesetzt", erinnert sich Awo-Vorstandsvorsitzender Hartmut Hetzelein. Seit Besuche nun wieder erlaubt sind, versuche man dagegen, die Regel möglichst abgestimmt auf die jeweilige Einrichtung und "möglichst nah an den Angehörigen" umzusetzen.

Aber andererseits bedeute die komplizierte Besuchsabwicklung "riesigen personellen Aufwand". Zum Beispiel, so klagt Horst Weckerlein, der stellvertretende Leiter des Schwabacher Awo-Pflegeheims, dass "wir zigmal täglich zum Eingang runterlaufen". Denn die Tür ist prinzipiell zu, erst aufs Klingeln wird geöffnet.

Und wenn die Infektionszahlen weiter ansteigen? "Wir gehen von individuelleren und angepassteren Möglichkeiten aus", glaubt Awo-Vorsitzender Hetzelein. "Trotzdem gilt: Wenn in einer unserer 14 Einrichtungen ein Besucher das Virus einschleppt, dann hat das wahnsinnige Konsequenzen. Wenn ein Pfleger angesteckt wird, dann müssen alle in Quarantäne. Sonst verteilt sich das unter allen 24 Patienten."

Auch Horst Weckerlein sieht das "Damokles-Schwert" eines neuen Lockdowns über den Einrichtungen. "Dunkelrot" färbe sich ja schon ein großer Teil der Landkarte. Und zu spüren sei das Wachsen der Zahlen längst: "Eine von zwei Mitarbeiterinnen in meiner Wäscherei kann nicht zur Arbeit kommen, weil ihr Sohn in Quarantäne geschickt wurde."

Das vorsorgliche Daheimbleiben bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit sei ebenfalls richtig und verständlich, reiße aber ein weiteres Loch in die Personaldecke. Weckerlein: "Wir sind die letzten, die Bewohner wegsperren wollen. Aber jeder Mitarbeiter, der ausfällt, fehlt in der Versorgung."

Raus an die frische Luft?

Zwei Besucher täglich, jeweils eine Stunde lang: So lautet die Order für Besucher in der Rother Kreisklinik – einheitlich abgesprochen mit den Krankenhäusern in der Region.

Auch wenn eine zahlenmäßige Begrenzung nicht gilt und die zeitlichen Bestimmungen nicht kontrolliert werden, setzt man darauf, dass auf nicht notwendige Besuche verzichtet wird, wie der Rother Klinikvorstand Werner Rupp erklärt. Alternative: dass man mit den Patienten hinaus an die frische Luft geht.

Dass nur ein einziger Verwandter ins Krankenzimmer kommen darf oder gar ein komplettes Besuchsverbot, wenn die Infektionszahlen weiter steigen? "Das wollen wir vermeiden", meint Rupp. Zumal der Aufwand riesig sei. Und: "Es gibt auch rechtliche Bedenken, ob wir als kommunale Einrichtung einfach ein Verbot aussprechen können.

Die Menschen sind ja nicht im Gefängnis, sie haben ein Recht auf Besuch." Wie die Besuche im Fall nach oben gehender Infektionszahlen geregelt werden, weiß Rupp noch nicht. "Dann schließe ich mich mit dem Gesundheitsamt kurz und halte mich an dessen Empfehlung."


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Das Gesundheitsamt, so ist auf Anfrage zu erfahren, gibt im Moment noch keine andere Empfehlung. "Noch", so Pressesprecherin Andrea Raithel, "bleiben die Besuchsregelungen so".

Klinikvorstand und Gesundheitsamt seien aber im regelmäßigen Austausch: Änderungen gebe es erst, "wenn Entwicklungen es dringend erfordern".

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