Kostenlose Postkartengrüße aus dem Handgelenk

23.1.2019, 15:01 Uhr
Kostenlose Postkartengrüße aus dem Handgelenk

© Foto: Marco Frömter

Es ist ein Irrglaube, dass in der heutigen Zeit weniger geschrieben wird. In der Tat "tippt" die ganze Gesellschaft beinahe rund um die Uhr Nachrichten und Informationen in elektronische Geräte – und das weltweit in Echtzeit. Obwohl sehr viel geschrieben wird, besteht doch die Gefahr, dass die "klassische Handschrift" eines Tages aussterben wird.

Die Qualität der in WhatsApp oder Facebook verfassten Texte lässt oftmals stark zu wünschen übrig, viele verlassen sich bereits blind auf Korrekturprogramme. Rechtschreibung und Grammatik werden in der Realität dabei immer fehlerhafter. Das war früher anders, meint die Buchverkäuferin Anja Spitzer: "Früher hatten viele Menschen Brieffreunde. Um einen ordentlichen Brief zu schreiben, musste man sich konzentrieren und zuvor überlegen, was auf das Papier gebracht werden sollte." Schließlich hatte der Empfänger des Schriftstückes "richtig etwas in der Hand".

Es sei nicht selten vorgekommen, dass Briefe wegen eines Fehlers neu geschrieben werden mussten oder falsch Geschriebenes "kaschiert" wurde. Heute sehe Schriftverkehr völlig anders aus: "Im Internet wird schnell etwas geschrieben, egal ob darin Fehler sind oder nicht". Meist würden die Verfasser bereits wenig später selbst nicht mehr wissen, was während der Wartezeit an der Supermarktkasse oder auf dem Weg zum Auto "gepostet" wurde. Es gebe tatsächlich Menschen, die nicht mehr den Mut hätten, selber zur Feder zu greifen, da sie durch die Anwendung von elektronischen Hilfsmitteln gar nicht mehr wüssten, wie richtig geschrieben werde, erklärt Spitzer.

Für Sonja Freyberger sei der "Tag der Handschrift" ein guter Anlass, wieder einmal einen Stift in die Hand zu nehmen und "richtig geschriebene" Grüße zu versenden. Dafür sponserte die Geschäftsführerin eine große Auswahl an bunten Postkarten und Briefmarken. "Die Idee unserer Chefin wurde sehr gut angenommen", erklärte Anja Spitzer. Bereits am Morgen sind die ersten Postkarten versandfertig gemacht worden – handschriftlich versteht sich. "Eine Dame sandte Geburtstagsgrüße an ihre Enkelin nach München und eine weitere Grußkarte ging in die Schweiz. Die Leute fanden es toll." Eine Kundin begeistert: "Das ist eine tolle Sache, und man kann gleichzeitig jemandem eine kleine Freude machen."

Für "Schreibmuffel" gab es zudem Hilfe vom Genniges-Team. Wem die Inspiration für einen Text fehlte, der konnte Abhilfe in einem Buch mit Sprüchen finden. Und: "Wer nicht weiß, wem geschrieben werden soll, dem kann auch geholfen werden. Wir haben eine Liste mit Adressen von Menschen, die sich über Post freuen."

Anja Spitzer ist sich sicher, dass auch im kommenden Jahr wieder handgeschriebene Postkarten versendet werden. "Wir wollen fördern, dass sich die Menschen wieder mehr Gedanken über das Schreiben machen und das Handschriftliche wieder mehr zum Einsatz kommt."

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