Kreisklinik Roth: Besuchsverbot und weniger Operationen wegen Corona

8.12.2020, 06:00 Uhr
Kreisklinik Roth: Besuchsverbot und weniger Operationen wegen Corona

© Foto: Paul Götz

Nicht einmal eine Woche Halbwertszeit hatte der Wunsch von Klinikvorstand Werner Rupp, das Kreiskrankenhaus in Roth für Besucher offen zu halten. Mit der Formel ein Besucher pro Tag pro Patient wollte man dem Betrieb einen zwischenmenschlichen Aspekt erhalten, doch einen Tag vor Nikolaus wurde aus dem Wunsch ein Verbot. Seit Samstag sind Besucher ausgeschlossen, die Klinik ist auf den Stand von März zurückgeworfen, was man eigentlich vermeiden wollte.

Die Situation am Weinbergweg hat sich von Freitag auf Samstag zugespitzt. Das Virus ist auch außerhalb der Covid-Station aufgetreten. Alle Menschen auf der betreffenden Station – Mitarbeiter und Patienten – wurden getestet und stehen unter Quarantäne.


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Hatte Werner Rupp beim Pressegespräch am Dienstag noch die niedrige Infektionsrate beim Personal hervorgehoben, wurden nun elf Mitarbeiter positiv getestet und befinden sind in Quarantäne. Dazu kommt weiteres Personal, das Covid-Symptome zeigt.

Aufwendige Versorgung

Die relativ hohe Anzahl von Corona-Patienten, so Landratsamtssprecherin Andrea Raithel, erfordere einen höheren personellen Einsatz im Tag und Nachtdienst als üblich. Mit 33 Betten – davon zwei auf der Intensivstation – bewegt sich das Rother Haus an der Belegungsgrenze. Die Versorgung der Erkrankten werde auf jeden Fall gewährleistet.

Allerdings: Um Personal zur aufwendigen Versorgung der Covid-19-Patienten zu rekrutieren, wird der Betrieb von vier auf zwei Operationssäle in den nächsten Tagen reduziert. Unproblematische Eingriffe werden aufgeschoben. Dieses sogenannte elektive Programm betrifft zum Beispiel ambulante Augen-OP, HNO und Urologie.

In der Montagskonferenz wurde festgelegt, dass schon wenige Stunden später ein Reihentest für alle Mitarbeitenden durchgeführt wird. Der sollte bis Mittwoch abgeschlossen sein.


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"Noch ist alles überschaubar und auch zu organisieren", so Andrea Raithel, "das Besorgniserregende ist jedoch, dass die Kliniken in der Region im Ballungsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen und in der Peripherie alle Kapazitätsprobleme haben. Kommen dann noch weitere Infektionen in einer nennenswerten Zahl dazu (z. B. in Pflegeheimen), kann die Versorgung problematisch werden."

Die neuen Besuchsregeln gelten deshalb bis auf Weiteres. Sprich: Eingelassen werden nur Leute, die Schwerstkranke bzw. Sterbende besuchen. Zu einer Entbindung darf der Partner mit in den Kreißsaal, muss aber unmittelbar nach der Geburt des Kindes die Klinik verlassen. Die Station darf er nicht betreten. Angehörige, die ein Besuchsrecht erhalten möchten, müssen ihr Anliegen am Informationsschalter vortragen. Dort wird über einen Zutritt entschieden.

Die Diakoneo-Klinik in Schwabach hat Besucher schon einen Monat vor den Rothern ausgeschlossen. Hier gelten ähnliche Regeln wie in der Kreisstadt. Die Begleitung von Sterbenden ist eine der Ausnahmen vom Besuchsverbot. Wer dringende Gründe geltend machen möchte, muss mit dem ärztlichen Personal Kontakt aufnehmen.


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Wie Pressesprecherin Christin Kohler mitteilte, werde die Lage bei Diakoneo Woche für Woche neu bewertet. Kriterien für das Besuchsverbot sind etwa die Inzidenzwert und die allgemeine Lage. Vor einem Monat habe man wegen schnell steigender Fallzahlen gehandelt.

Für die für Patienten und Angehörige hochemotionale Phase der Weihnachtsfeiertage ist noch keine Kulanzregelung getroffen worden. "Wir warten noch ab, wie sich die Lage entwickelt", so Christin Kohler. "Es ist nichts festgelegt."

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