Kreisklinik Roth: Mitglieder des Kreistages besichtigten Baustelle

7.10.2020, 05:58 Uhr
Kreisklinik Roth: Mitglieder des Kreistages besichtigten Baustelle

© Foto: Robert Gerner

Bislang sieht man vor allem: zwei große Kräne und viel grauen Beton. Seit knapp elf Monaten laufen die Bauarbeiten für den Neubau an der Rother Kreisklinik, direkt neben dem 1984 eingeweihten Altbau. Alleine dieser erste Bauabschnitt wird rund 56 Millionen Euro kosten. Dafür gibt es neue OP-Säle, einen neuen Aufwachraum, eine neue Intensivstation, eine neue Intermediate-Abteilung, eine neue Endoskopie, ein neues Labor, eine neue Klinikküche, eine neue Geburtshilfe und eine neue Technik.

Weil der Landkreis Roth neben dem Freistaat Bayern der größte Finanzier der Maßnahme ist, werden die politischen Vertreter des Landkreises im Kreistag regelmäßig über die Baufortschritte informiert. Es ist aber halt ein Unterschied, ob man in einem Sitzungssaal einen Vortrag erhält – oder ob man selbst am Rande der Baustelle wandeln kann.

Nadine Ortner, Vorstandsassistentin der Klinik, bei der in Sachen Klinikbau viele Fäden zusammenlaufen, Andreas Eckl vom gleichnamigen Regensburger Architekturbüro und Daniela Schorsack vom Rother Architekturbüro Wenzel führten einen Großteil der 60 Kreisräte rund um den 70 mal 70 Meter großen Baukörper, der allmählich aus der Erde wächst. Die Räume im Untergeschoss sind in ihrer Grundstruktur schon zu erkennen, die Decke darauf ist betoniert, Stück für Stück geht es weiter in die Höhe.

Kreisklinik Roth: Mitglieder des Kreistages besichtigten Baustelle

© Foto: Robert Gerner

Zwei, drei Wochen voraus

Kein Faschingsscherz: Die Bauarbeiten hatten mit dem ersten Spatenstich am 11.11.2019 offiziell begonnen. Seither wird fast durchgehend auf dem Bau gewerkelt, Corona hat hier keine großen Spuren hinterlassen. Im Gegenteil. Etliche Arbeiter aus anderen europäischen Ländern konnten während der Pandemie nicht nach Hause, inzwischen ist man dem Bauzeitenplan um zwei bis drei Wochen voraus.

Im Februar/März wird die Kubatur fertig sein, dann soll es auch ein Richtfest geben. Einzug ist im Sommer oder Herbst 2022 geplant.

Ohne Pause weiter?

Weil dann ein Großteil der Funktionsräume vom Alt- in den Neubau zieht, wird im Altbau Platz für die anstehende Generalsanierung. Dieser Bauabschnitt II soll unverzüglich nach Abschluss von Bauabschnitt I in Angriff genommen werden. Etwas ganz Entscheidendes fehlt aber noch: die Aufnahme in das Krankenhausjahresbauprogramm des Freistaates. In einem ersten Anlauf ist die Klinik gescheitert. Beim zweiten Anlauf sollte es klappen. Dann stünde einem Baubeginn 2022 nichts im Weg. Denn grundsätzlich sind die Pläne schon weit gediehen.

Mit Bauabschnitt II ist es nicht getan. Augenfälligste Veränderung im Erscheinungsbild der Klinik wird in Bauabschnitt III der Neubau des Pflegetraktes – und der anschließende Abriss des "Pflegesterns" sein. Dort, wo der Pflegestern steht, wird anschließend in Bauabschnitt IV der Haupteingang und die Verwaltung neu konzipiert. Bis das soweit ist, dürften sich die 20er-Jahre des 21. Jahrhunderts dem Ende entgegen neigen. Unter dem Strich werden am Ende wohl über 120 Millionen Euro investiert werden.

Eigentlich müsste der Landkreis Roth gar nicht mitzahlen. Schließlich ist die Klinik schon seit vielen Jahren ein selbstständiges Kommunalunternehmen. Doch die Politik vor Ort hat immer deutlich gemacht, dass sie bereit ist, für die Sicherung einer Krankenhaus-Versorgung in der Fläche viele Millionen Euro eigenes Geld – besser: das Geld der heimischen Steuerzahler – in die Hand nehmen wird.

Neue Tagesklinik

Weil sich die Kreisräte beim Baustellen-Rundgang ohnehin schon die Schuhe schmutzig gemacht hatten, legten sie bei einem weiteren Bauprojekt einen zweiten Stopp ein, das im Gesundheitssektor die wohnortnahe Versorgung ebenfalls ein gutes Stück voranbringen wird. In unmittelbarer Nähe zur Kreisklinik baut der Bezirk Mittelfranken nämlich eine Tagesklinik für psychisch kranke Erwachsene.

Weg von den Bettenburgen

Dr. Matthias Keilen, Vorstand der Bezirkskliniken Mittelfranken, bezeichnete die Tageskliniken als einen ganz wichtigen Baustein in der Versorgung der Patienten. "Der Trend geht weg von den Bettenburgen und hin zu diesen dezentralen Angeboten."

Solche Tageskliniken für psychisch Erkrankte unterhält der Bezirk an seinen großen Häusern in Ansbach, Erlangen und Engelthal sowie bislang in Neustadt/Aisch und Weißenburg. Roth schließt eine weitere Lücke. Allerdings sollen hier nur erwachsene Patienten behandelt werden, sehr zum Bedauern nicht nur von Kreisrat Cornelius Voigt (Die Linke) von Berufs wegen Jugendpsychotherapeuth. Angebote in einer Tagesklinik für Minderjährige gibt es nur in Neustadt/Aisch.

Attraktiver Arbeitsplatz

In Roth stehen 24 Betten und eine psychiatrische Institutsambulanz zur Verfügung. Arbeit finden werden hier zwischen 20 und 30 Psychologen, Ärzte, Ergotherapeuthen, Sozialpädagogen und Sozialarbeiter. Keilen sah keine Probleme, genügend Personal zu finden. "Die Arbeit in Tageskliniken ist sehr attraktiv, weil Nacht- und Wochenenddienste weitgehend wegfallen." In der Tat arbeitet eine Tagesklinik nur von Montag bis Freitag.

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