Tötungsdelikte und Sexualstraftaten

Kriminalstatistik Polizeiinspektion Roth: Straftaten wieder gestiegen - einige Trends erkennbar

27.3.2023, 12:58 Uhr
Die Polizeistatistik der Polizeiinspektion Roth zeigt: In vielen Bereichen steigt die Zahl der Straftaten, doch auch die Aufklärungsquote ist hoch. 

© Michael Gstettenbauer/www.imago-images.de Die Polizeistatistik der Polizeiinspektion Roth zeigt: In vielen Bereichen steigt die Zahl der Straftaten, doch auch die Aufklärungsquote ist hoch. 

Es ist insgesamt eine sehr positive Entwicklung, die die Polizeiinspektion (PI) Roth zu verzeichnen hat, bilanziert Dienststellenleiter Martin Junglas mit Blick auf die Kriminalstatistik von 2022. Allerdings sei bei der Analyse der Zahlen Vorsicht geboten, denn die Jahre 2020 und 2021 waren wesentlich von den Einflüssen der Corona-Pandemie geprägt. Die geltenden Beschränkungen hätten sich merklich auf die Kriminalitätsrate ausgewirkt. Um aus der aktuellen Kriminalstatistik Schlüsse ziehen zu können, sei der Vergleich mit dem Vor-Corona-Jahr 20219 deutlich aussagekräftiger, teilt die PI Roth in einer Presseerklärung mit.

Während die Corona-Einflüsse zurück gingen, beeinflusste hingegen der russische Angriff auf die Ukraine die Kriminalstatistik für 2022. Durch die wachsende Zahl der Geflüchteten, stieg auch die Zahl der Straftaten gegen das Aufenthalts- bzw. Asylverfahrensgesetz. Diese ausländerrechtlichen Verstöße wurden ebenso wie Staatsschutz- und Verkehrsdelikte bei de aktuellen Statistik nicht berücksichtig, so die PI Roth.

Außerordentlich hohe Aufklärungsquote

Die erfassten Straftaten befindet sich annähernd wieder auf dem „Vor-Corona-Niveau“. 2022 wurden 1707 Delikte erfasst, 36 weniger als 2019. 2021 lag die Zahl der Straftaten bei 1498. Mehr als zwei Drittel der Straftaten konnten 2022 aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote lag bei knapp 70 Prozent und damit deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt von 64 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Wert um 2,2 Prozent. „Diese Entwicklung ist zu einem großen Teil dem Anstieg der Fallzahlen im Bereich der Rohheitsdelikte, der Ladendiebstähle und der Rauschgiftdelikte zuzurechnen. In diesen Deliktsbereichen wurde jeweils eine Aufklärungsquote von mehr als 90 Prozent erzielt, sodass die Steigerung der Fallzahlen hier auch eine unmittelbare Auswirkung auf die Aufklärungsquote hatte“, erklärt Junglas. Die außerordentliche hohe Aufklärungsquote sei für die PI Roth sehr erfreulich, so der Dienststellenleiter. "Wir arbeiten mit großer Motivation für die Sicherheit unserer Bevölkerung und wollen auch in Zukunft alles Mögliche dafür tun, die zunehmend anspruchsvolleren und komplexeren Aufgaben erfolgreich zu erfüllen."

Mit 1707 Straftaten wurde 2022 schon fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. 2020 und 2021 haben die Corona-Maßnahmen die Kriminalität stark beeinflusst. 

Mit 1707 Straftaten wurde 2022 schon fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. 2020 und 2021 haben die Corona-Maßnahmen die Kriminalität stark beeinflusst.  © PI Roth, NN

Im Dienstbereich der PI Roth wurden im Jahr 2022 insgesamt 948 Tatverdächtige ermittelt. Die Anzahl der nichtdeutschen Täter macht einen Anteil von 25,4 Prozent an allen ermittelten Tatverdächtigen aus und liegt mit 241 Personen um fünf Verdächtige niedriger als 2019. In der Kinder- und Jugenddelinquenz ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. 2022 wurden 40 Kinder (38 Kinder im Jahr 2019) als tatverdächtig bekannt, davon 31 Jungen und neun Mädchen. Auch bei der Gruppe der Jugendlichen stieg die Zahl von 96 Straftätern im Jahr 2029 auf 106. Auch hier sind die männlichen Tatverdächtigen mit 83 Tätern überrepräsentiert. Bei den jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 21 Jahren wurden 76 Tatverdächtige (96 Tatverdächtige im Jahr 2019) ermittelt.

Die „Häufigkeitszahl“ - das ist die Zahl bekannt gewordener Strafdelikte insgesamt, umgerechnet auf 100.000 Einwohner - liegt im Bereich der PI Roth statistisch gesehen bei 2.607 pro 100 000 Einwohner. Im Vergleich zu Mittelfranken (4.404) und Bayern (4.260) fällt sie damit deutlich niedriger aus.

Anstieg bei Sexualstraftaten

Im Jahr 2022 wurden zwei Straftaten gegen des Leben verübt, bedauert die PI Roth. Bei den Straftaten handelte es sich um ein vollendetes Tötungsdelikt in Birkach und ein versuchtes Tötungsdelikt in Roth. Im Vorjahr wurden keinen Straftaten in diesem Bereich verzeichnet. Ebenfalls muss Junglas vermelden, dass auch die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von 56 Straftaten im Jahr 2021 auf 64 im Jahr 2022 anstieg. Zum Vergleich: In Mittelfranken wurden im Berichtszeitraum insgesamt 330 Delikte mehr als im Jahr 2021 registriert. Dies stellt einen prozentualen Anstieg um 19,1 Prozent dar. Die PI Roth liegt daher dennoch unter dem mittelfränkischen Durchschnitt. Die Aufklärungsquote bei den Delikten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sank bei der PI Roth um 3,6 Prozent auf 87,5 Prozent. Sie bleibt damit aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau, so die PI. Der Zuwachs der Fallzahlen bei der PI Roth lässt sich ausschließlich mit einer Steigerung bei der Verbreitung von pornographischen Schriften erklären. Wurde im Jahr 2021 hier noch 32 Fälle angezeigt, so waren es 2022 schon 42 Fälle.

Auch bei den Rohheitsdelikten hat die PI Roth einem Anstieg der Straftaten zu verzeichnen. Hierzu zählen unter anderem Körperverletzungsdelikte und Raubstraftaten sowie Vergehen der Freiheitsberaubung, Nötigung und Bedrohung. Mit 379 Fällen ist dieser Bereich im Vergleich zu 2019 um 67 Straftaten gestiegen und hat den höchsten Stand im zehn-Jahres-Vergleich erreicht. Gleichzeitig wurde im Bereich der Straßenkriminalität (Köperverletzungsdelikte, Sachbeschädigungen, Diebstahls- und Raubdelikte sowie Sexualdelikte, die sich im öffentlichen Raum zugetragen haben) ein massiver Rückgang der Fallzahlen registriert. Wurden 2019 noch 369 Straftaten angezeigt, so mussten im Jahr 2022 nur 276 Fälle bearbeitet werden.

Die Anzahl der begangenen Körperverletzungsdelikte stieg im Vergleich zum Jahr 2019 von 240 auf 276 Fälle. Durch diese Zahlen wird veranschaulicht, dass sich die Tatbegehung überwiegend innerhalb des eigenen sozialen Umfelds abspielt. „Insbesondere der Bereich der Häuslichen Gewalt wird durch die Polizeiinspektion Roth sehr engmaschig betreut. Nach jedem polizeilichen Einsatz wird die oder der Geschädigte am nächsten Tag durch einen Polizeibeamten kontaktiert. Durch diese Betreuung ist es möglich, das hohe Dunkelfeld in diesem Deliktsbereich aufzuhellen“, erläutert Polizeioberkommissar Andreas Netter, Sachbearbeiter Einsatz.

Mehr Einbrüche, weniger Sachbeschädigungen

Bei den Raubstraftaten wird das niedrige Niveau aus dem Jahr 2019 (fünf Delikte) mit sieben Fällen im Jahr 2022 leicht überboten. Mit einer sehr guten Aufklärungsquote etwa 86 Prozent konnte jedoch ein Großteil der Raubstraftaten aufgeklärt werden.

Die PI Roth bedauert ebenfalls einen weiteren Anstieg der Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte. Nach einem Rückgang im Jahr 2020 auf acht Fälle wurden 2021 elf Straftaten und 2022 zwölf Taten registriert. Damit ist die Anzahl deutlich höher als der 10-Jahresdurchschnitt von sieben Fällen. Die Beamten wurden bei den Angriffen meist nicht oder zumindest nur leicht verletzt. Lediglich ein Beamter erlitt so schwere Verletzungen, dass er für längere Zeit nicht dienstfähig war.

Die Eigentumsdelikte sind in den vergangenen Jahren insgesamt deutlich zurück gegangen. 2022 war erstmals wieder ein Anstieg zu erkennen. 

Die Eigentumsdelikte sind in den vergangenen Jahren insgesamt deutlich zurück gegangen. 2022 war erstmals wieder ein Anstieg zu erkennen.  © PI Roth, NN

Die Eigentumskriminalität ist hingegen mit 419 Delikten im Vergleich zu 2019 stark gefallen und befindet sich im 10-Jahresvergleich auf dem zweitniedrigsten Stand. Eine Ursache für die Entwicklung kann die PI Roth nicht abschließend benennen. Schließlich wurden im Jahr 2021 beispielsweise 34 Ladendiebstähle erfasst, 2022 stieg die Zahl auf 75 an. Dies ist vor allem auf die Beendigung der Corona-Maßnahmen zurückzuführen. Umso erfreulicher sei daher der insgesamt niedrige Stand der Fallzahlen, so die PI Roth.

Im Inspektionsbereich wurden 234 Sachbeschädigungen und damit 46 Fälle weniger als 2019 registriert. Damit liegt der aktuelle Wert noch leicht unter dem 10-Jahresdurchschnitt von 259 Fällen. Die Anzahl der verzeichneten Delikte im Bereich der Fahrraddiebstähle stieg hingegen von 50 Fällen im Vorjahr auf 67 Straftaten im Jahr 2022 an. Dies stellt eine Steigerung um 34 Prozent dar, liegt aber deutlich unter dem Wert aus dem Jahr 2019 (101 Fälle). „Eine konkrete Ursache für diesen Anstieg ist nicht erkennbar, der 10-Jahresdurchschnitt von 84 Delikten wurden dabei jedoch noch deutlich unterschritten. Erfreulicherweise stieg die Aufklärungsquote von 16 Prozent im Jahr 2021 auf 34,3 Prozent im Jahr 2022 an“, erklärt Andreas Netter.

Keine Kommentare