Zwischen Altenheideck und Tautenwind

Kröten auf Wanderschaft: Helfer verhindern Amphibien-Blutbad

Jürgen Leykamm

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3.4.2022, 15:04 Uhr
Sex ist auch bei Erdkröten etwas Schönes. Gut, wenn man sich dabei in guten Händen weiß, die dafür sorgen, dass er auf der Straße von Altenheideck und Tautenwind nicht tödlich endet...

© Dirk Ullmann, LBV Sex ist auch bei Erdkröten etwas Schönes. Gut, wenn man sich dabei in guten Händen weiß, die dafür sorgen, dass er auf der Straße von Altenheideck und Tautenwind nicht tödlich endet...

Dort sind die Voraussetzungen für ein echtes Gemetzel unter den Tieren leider ideal. Ein Waldgebiet auf der einen, ein Weiher auf der anderen Seite. Und so wurde der Weg zu neuem Leben tragischerweise stattdessen oft eine direkte Reise in den Tod. „Das war wie Sodom und Gomorrha“, erinnert sich Berufsjäger Dirk Ullmann aus Steindl bei einem Pressegespräch an die Zeit zurück, als sich ihm unter anderem auf dem Weg zur Arbeit auf jener Strecke ein Bild des Grauens bot.

Das sollte ein Ende haben. Auf der Suche nach Mitstreitern zum Aufbau und zur Betreuung eines nötigen, rund 400 Meter langen Zaunes zwischen Straße und Waldrand wurde er schnell fündig. Bei Thomas Beyerlein, Ausbildungsmeister beim Forstbetrieb Allersberg der Bayerischen Staatsforsten, rannte er mit dem Ansinnen ebenso offene Türen ein wie beim Heidecker Forstrevierleiter Benjamin Winter. Ullmann holte seine Jägerkollegen mit ins Boot sowie den LBV Roth-Schwabach, wo er Beisitzer ist. Dazu noch die von ihm geleitete Heidecker Hegegemeinschaft.

Mit dem Zaunaufbau waren die Auszubildenden der Staatsforsten einen halben Tag lang beschäftigt, um für die Sicherheit von Erdkröte, Teich- und Bergmolch, Gras-, Teich- oder Seefrosch zu sorgen.

Mit dem Zaunaufbau waren die Auszubildenden der Staatsforsten einen halben Tag lang beschäftigt, um für die Sicherheit von Erdkröte, Teich- und Bergmolch, Gras-, Teich- oder Seefrosch zu sorgen. © Jürgen Leykamm

Mit vereinten Kräften begann man vor weit über zehn Jahren dem Schreckensszenario ein Ende zu bereiten. Ein Zusammenspiel, das sich bis heute bewährt hat. Morgens sehen die Vertreter der Staatsforsten am Zaun nach dem Rechten, abends die Hegegemeinschaftsmitglieder. Es gilt die vom Heidecker Schmidtbäcker zur Verfügung gestellten Eimer zu leeren, in die tagsüber die Amphibien gefallen sind. Zudem will alles für die Untere Naturschutzbehörde dokumentiert werden. Und da kommt ganz schön was zusammen. „Bis zu 1900 Tiere pro Saison werden da gezählt“, so Ullmann.

Eimerweise gewährten die Helfer den Kröten eine sichere Straßen-Überquerung.

Eimerweise gewährten die Helfer den Kröten eine sichere Straßen-Überquerung. © Jürgen Leykamm, NN

Bitte langsam fahren!

Wer wann mit der Wanderung beginnt, ist abhängig von Temperatur und Tierart. „Zuerst marschieren die Molche los, die Kröten brauchen dann schon acht Grad plus“. Bei Regen schnellen die Zahlen der Wandernden natürlich noch einmal in die Höhe, geben Beyerlein und Winter zu bedenken. Mitte April werde dann der Zaun wieder abgebaut – gerade ist also der Endspurt angesagt.

Für den Zaunaufbau haben die Auszubildenden der Staatsforsten Rechnung getragen. Einen halben Tag lang waren sie beschäftigt, um für die Sicherheit von Erdkröte, Teich- und Bergmolch, Gras-, Teich- oder Seefrosch mit ihrem Tun zu sorgen. Die Straßenmeisterei Hilpoltstein half mit dem Baumaterial aus – und die Stadt Heideck als Baulastträger war froh über das Engagement aller.

Die Molche - hier ein Teichmolch - gehen als erste auf Wanderschaft.

Die Molche - hier ein Teichmolch - gehen als erste auf Wanderschaft. © Jürgen Leykamm, NN

Auch über die besagten rund halbstündigen Kontrollen, die bei jedem Wetter durchgeführt werden müssen, „auch wenn es waagrecht regnet“, so Ullmann. Denn es stehen nicht nur Tier-, sondern auch Menschenleben auf dem Spiel. Verkehrsunfälle durch Amphibien sind keine Seltenheit. Deswegen auch sein Appell: „Wenn Sie einen Krötenzaun sehen, bitte immer langsam fahren!“