Im Oktober

Kulturhof Aberzhausen lädt wieder zu Biennale

RHV-Redaktion

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23.9.2022, 09:00 Uhr
„Kunst am Kamin 2022 – Freiheit. Ich schreibe deinen Namen“ beginnt im Kulturhof in Aberzhausen mit der Vernissage am Freitag, 30. September, 19 Uhr. 

© Atelier Cognard „Kunst am Kamin 2022 – Freiheit. Ich schreibe deinen Namen“ beginnt im Kulturhof in Aberzhausen mit der Vernissage am Freitag, 30. September, 19 Uhr. 

Der Titel der Ausstellung lässt angesichts herrschender Krisen zunächst nicht vermuten, was vor allem Vanessa Cognard schwer auf dem Herzen liegt: "Niemand um uns herum spricht über die extremen digitalen Technologien, die da anrollen. Es gibt darüber keinen Diskurs im Alltag."

Die Vernissage ist am Freitag, 30. September, 19 Uhr, und die Künstlerinnen möchten die Ausstellung mit einer musikalischen Erinnerung aus 1979 eröffnen, mit einem Lied von Udo Jürgens, das fast alle aus der sogenannten Generation X kennen, und trotzdem unbekannt geblieben ist. "Es wird Zeit…" so Cognard kryptisch.

Gar nicht platt

Wer glaubt, dass platte Parolen zu sehen sind, hat weit gefehlt. Sechs Künstlerinnen und Künstler zeigen wieder ein weites Spektrum künstlerischer Arbeit mit unterschiedlichen Facetten; Lyrik trifft auf persönliche Geschichte und tiefgründige Gedanken, filigrane Holzstrukturen geben ein feines Spiel von Licht und Schatten, humorvolle Arbeiten, wie spontan besprühte Schafillustrationen oder charaktervolle Büsten von lebensgroßen Schweinen zitieren dezent George Orwell. Da ist die Gemeinschaftsarbeit von Sarah Benko und Vanessa Cognard mit 22 Cyanotypien.

Cognard hat dafür das Gedicht "Liberté" von Paul Éluard neu ins Deutsche übersetzt, und die beiden Künstlerinnen haben zusammen für jede Strophe Motive entwickelt, die Benko mit der Belichtungstechnik übertragen hat. Die Cyanotypie stieß bereits auf reges Interesse. Für den Workshop, den Sarah Benko am Sonntag, 2.Oktober, ab 13 Uhr geben wird, empfiehlt sich eine rasche Anmeldung, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist. Impulsgeber für den Titel der Ausstellung war Jürgen Zeller mit seinen Schafportraits.

Er malt ausschließlich Schafe – und eben jenes Schaf, mit dem er das französische Gedicht im Original verarbeitet hatte, avancierte unvermittelt zum Titelbild der Ausstellung. Zeller hat Drucke von diesem Schaf erstellt und jeden Abzug spontan besprüht, sodass jedes ‚geklonte‘ Schaf wiederum zu einem Zitat einer Persönlichkeit oder eines Klischees wurde.

Lebendige Materie

Wolfgang Lynen, der Chief Wood Officer, folgte gerne der Einladung nach Aberzhausen, und schafft mit seinen Holzskulpturen im Zentrum der Ausstellungsfläche einen eigenen Erlebnisraum – von filigran bis monumental – ein Zusammenspiel von harmonischen Formen wie auch abrupten Übergängen. Lynen arbeitet mit Holz, weil es lebendige Materie ist, die weiterarbeitet und neue, überraschende Risse bildet. Die Arbeiten von Nadine Elda Rosani sind teilweise in ihrer Werkstatt unten zu entdecken. Erfreulicherweise sind auch einige ihrer kleinen Terranauten zu Hause, wie auch ihre Nerd Heads.

Extra zur Ausstellung wurden von Rosani die Schweinebüsten gefertigt, die uns klar zu verstehen geben, dass eben doch einige gleicher sind als die anderen. Roswitha Madlon Hölle sagte ja zu "lieber Tee" und zeigt auf Wunsch der Gastgeberinnen eine Auswahl ihrer ausdrucksstarken, erdigen Keramikarbeiten. Am letzten Sonntag kocht Hölle einen dicken Pott Tee und schenkt uns diesen am Nachmittag mottogerecht ein. Im Hintergrund leuchtet ein Textdisplay von Vanessa Cognard. Ein Cursor blinkt. Ein Computertext schreibt ohne Unterbrechung Aufforderungen und Fehlermeldungen. Die Mensch-Maschine-Schnittstelle ist nicht für ein Gespräch vorgesehen. Auf einem Tisch liegt ein Ordner mit ausgedruckten Artikeln zu Hirnimplantaten. "Mal so zur Info" sagt Cognard.

Reif fürs Museum?

In einer Vitrine ist das Grundgesetz wie in einem Museum ausgestellt. In einer anderen Vitrine hängt eine riesige Kette aus Holz mit goldenen Lettern auf den Seiten der Glieder, Gedichtzeilen. Hölderlin 1799. Die Ausstellung bietet hochwertige Arbeiten und reichlich Stoff zum Sinnieren. Die Künstlerinnen wünschen sich, dass ihre Gäste neben den Kunstwerken eben auch Gedanken mit nach Hause nehmen.

"Kunst am Kamin 2022 – Freiheit. Ich schreibe deinen Namen" beginnt mit der Vernissage am Freitag, 30. September, 19 Uhr. An den folgenden drei Wochenenden, Samstag 1.10. / Sonntag 2.10., Samstag 8.10. / Sonntag 9.10., sowie am Samstag 15.10. und Sonntag 16.10. ist die Ausstellung jeweils von 15 bis 20 Uhr geöffnet. Mehr Infos zur Ausstellung und zum Workshop gibt es auf www.projektkulturhof.com

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