Kuscheln und freuen: Therapiehund Waltraud tröstet in der Not

23.1.2020, 06:03 Uhr
Kuscheln und freuen: Therapiehund Waltraud tröstet in der Not

© Foto: Marco Frömter

Zwar werde Rühl durch den liebevollen Einsatz von Waltraud nicht so schnell wieder gehen können, doch für das allgemeine Wohlbefinden sei der Labrador ein regelrechter Segen, so Sozialpädagogin Susanne Köhler vom Awo-Ortsverband Roth. Erst kürzlich absolvierte sie – natürlich zusammen mit Waltraud – die Zusatzqualifikation "Fachkraft für hundegestützte Pädagogik".

Nochmal die Schulbank gedrückt

Auf den Hund gekommen sei Köhler bereits vor rund fünf Jahren, als sie ihren Vierbeiner einmal mit zum Dienst nehmen musste. "Die Bewohner im betreuten Wohnen sind vor Freude darüber völlig ausgeflippt. Ich war total positiv überrascht", erinnert sich Köhler. Diese Reaktionen wollte die Sozialpädagogin natürlich erforschen. Sie recherchierte und stieß auf die Hundeschule O.S.K.A.R. in der Nähe von Kammerstein: "Mich interessierte, was ich mit meinem Hund so alles machen kann." Bei ihren Vorgesetzten stieß Köhler jedenfalls auf Gehör: "Mir wurde der Kurs genehmigt und auch die Kosten wurden von der Awo übernommen".

Doch so einfach sei die Ausbildung nicht gewesen. Immerhin hatte Köhler rund acht Monate die "Schulbank zu drücken". Auch Hospitieren in anderen Einrichtungen gehörte zum Ausbildungsplan: "Ich musste mich erst wieder an das Lernen gewöhnen. Mein Studium lag ja schon viele Jahre zurück". Doch: "Es hat absolut Spaß gemacht." Für die Ausbildung holte sich Köhler sogar einen Welpen nach Hause, Hundebaby Waltraud.

Frauchen musste viel lernen

Die Zusatzqualifikation verlangte viel von Köhler ab. Der Hundeführerschein in Theorie und Praxis sei nur der Anfang gewesen. "Ich benötigte eine Legitimation, dass ich mich eben mit Hunden auskenne." Mit einer entsprechenden Facharbeit habe sie bestätigt, dass sie das Zeug zur "Fachkraft für hundegestützte Pädagogik" inne hat. Seither herrsche in der Awo-Einrichtung des betreuten Wohnens ein "ganz anderes Klima". Einrichtungsleiterin Liane Wust-Lacher kann dies nur bestätigen: "Waltraud ist nicht nur unser Pausenkasper. Sie hat schon so manche prekäre Situation gerettet. Sie ist ein richtiger Eisbrecher."

Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen würden sich oft zurückziehen oder Berührungsängste haben. Kommt Waltraud ins Spiel, werde viel gelacht. Darüber hinaus seien die Betreuten gezwungen, die Einrichtung zu verlassen: "Waltraud muss schließlich Gassi gehen – das sieht jeder ein. Und wenn das Wetter mal schlecht ist, werden eben Hundekekse gebacken", so Köhler. In einigen Fällen kommuniziert Köhler durch Waltraud mit den Betreuten: "Das klappt immer."

Besuch fühlt sich gut an

Awo-Vorstand Sven Ehrhardt ist von dieser speziellen Therapiemaßnahme ebenfalls angetan: "Tierhaltung spielt bei uns eine große Rolle und gehört in der Einrichtung zum Alltag." Normalerweise würde ein solches Programm eher bei Kindern angewandt werden, informiert Ehrhardt: "Wir gehen einen Schritt weiter und helfen so auch Erwachsenen. Ein Alleinstellungs- und Qualitätsmerkmal des Awo-Ortsverbandes Roth."

Nadja Rühl freut sich über jeden Besuch der Hundedame: "Das fühlt sich richtig gut an und es vieles hat sich verändert.",Sie könne nun viel offener reden und komme in den Therapiegruppen viel besser zurecht. "Wenn ich einmal einen schlechten Tag habe, kuschel ich mit Waltraud – dann geht es mir gleich viel besser."


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