Landfrauentag: Eine Spur Frust

2.3.2020, 06:00 Uhr
Landfrauentag: Eine Spur Frust

© Foto: Jürgen Leykamm

Trotz vieler geäußerter Bedenken, was die Zukunft der bäuerlichen Betriebe angeht, gab es auch Mutmachendes. So konnte Götz schon traditionell zahlreiche Gemeindechefs und weitere Vertreter aus den Rathäusern des Landkreises begrüßen — dies sei ein Zeichen von Solidarität seitens der Kommunalpolitik, so die Kreisbäuerin.

Mit gut 400 Personen war die Resonanz auf die Veranstaltung auch in diesem Jahr sehr hoch. Eine Premiere waren die an der Saalrückwand aufgereihten Ortsschilder, welche die einzelnen Ortsverbände der Landfrauen darstellen sollten – mit roten Klebepunkten auf den gelben Schildern durften sich die ankommenden Landfrauen dabei lokal zuordnen.

Die größte Präsenz laut dieser Punktestatistik wiesen dabei — wenig überraschend — Delegationen aus Leerstetten und Schwand auf.

Enttäuscht hingegen zeigte sich Annete Götz von einer anderen Dame: Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Sie habe laut der Kreisbäuerin angedroht, die drohenden Strafzahlungen an die EU in Höhe von 800 000 Euro täglich (!) vom Zuschuss des Bundes an die landwirtschaftliche Sozialversicherung abzuziehen. "Das hat gesessen", so Götz. Denn die Gelder müssten dann bezahlt werden, wenn die Klage gegen Deutschland wegen Verstoßes gegen die Nitrat-Richtlinie aufrecht erhalten würde.

Dass dies nicht geschieht, dazu sollen neuerliche Verschärfungen der Düngeverordnung (DÜV) dienen.

Wieder einmal werde also mit dem Finger auf die Landwirtschaft gezeigt, die sich aber immer stärker dagegen wehrt. "Es ist gut, dass die Bauern auf die Straße gehen!", betonte die Kreisbäuerin.

Zurückblickend auf die fünfte Jahreszeit monierte sie, dass "genau dem Traktor, der im Faschingszug nicht wegzudenken ist, im Alltag eben kein Jubel, sondern ein Kopfschütteln folgt". Dabei sei es längst an der Zeit, dass die Regelungen für die Landwirtschaft wieder praxistauglicher würden; sonst müssten die Bauern bald die Tore schließen. "Die Nachbarstaaten reiben sich schon die Hände."

 

Exporte ohne Auflagen

 

Das gelte auch für viele Staaten aus Übersee, die dank des Mercosur-Abkommens ihren Fleischexport nach Europa drastisch erhöhen dürften – ohne strenge EU-Auflagen erfüllen zu müssen, kritisierte Götz.

Diesen Schwierigkeiten zum Trotz beschworen Ehrengäste im Rahmen einer moderierten Grußwortrunde Regionalität als Teil der Problemlösung. Wie etwa Landrat Herbert Eckstein, Initiator der Kampagne "Original Regional". Der gastgebende Bürgermeister Robert Pfann berichtete von einen hier mit Hackschnitzeln betriebenen Nahwärmenetz; und Ingrid Bär, die im Rother Landwirtschaftszentrum die Hauswirtschaftsschule unter sich hat, verwies auf die Vernetzung der dort Studierenden, von deren Fachwissen wiederum Stadt und Land profitierten.

Generell gelte es für die Landfrauen, "ihre Kompetenzen wieder stärker nach außen zu tragen", forderte Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer auf. Eifrig dabei ist bereits Renate Ixmeier, die unter anderem als Ernährungsfachfrau zu Kochvorführungen mit regionalen Produkten regelmäßig einlädt.

Für den Fall, dass all diese Ansätze nicht greifen, bleibt eine düstere Vision, wie ein Plakat verdeutlichte: Denn wenn die regionale Landwirtschaft weiterhin Prügel zwischen die Beine geworfen bekomme, dann könnte schon im Jahr 2040 der Teller mit hierzulande produzierten Lebensmitteln leer sein, hieß es von Seiten des Podiums.

Für buchstäblich positive Klänge sorgte beim Landfrauentag wiederum der Landfrauenchor.

Zwei Sängerinnen wurden zudem geehrt. Anneliese Winkler aus Alfershausen durfte "Silberhochzeit mit dem Chor feiern", wie es Werner Wolf als Leiter des Landwirtschaftszentrums formulierte: Sie singt in dem Ensemble seit 25 Jahren.

Drei Jahrzehnte sind es bereits bei Annelies Ramsenthaler aus Mauk, die ebenso eine Auszeichnung entgegennehmen durfte.

Eine Modenschau krönte die Veranstaltung, die mit einigen pfiffigen Ideen aufwartete: Die Wendejacke, mit der sich ein Fleck schnell kaschieren lässt; die elegante Hose, die es dank ihrer Strapazierfähigkeit der Trägerin auch ermöglicht, mal eben einen Reifen zu wechseln; das praktische Sakko ohne Arm (die edle Version der Weste) oder das so genannte "Hektar-Hemd", dessen Musterung angeblich etwas über die Größe der Agrarfläche seines Besitzers verrät. Zumindest galt dies früher einmal.

Für die Organisation der Schau dankte die Kreisbäuerin ihrer Stellvertreterin Barbara Stürmer mit einem Blumenstrauß.

Auch die Referentin des Tages, die ehemalige Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, bekam ein florales Dankeschön (Bericht dazu siehe unten).

Am Ende erklang der Appell Stürmers an die Damen im Saal: "Unsere Region braucht Eure Hilfe!" Um sie der Nachwelt erhalten zu können. Deswegen gelte auch: "Landfrauen first!"