Landkreis Roth: Berufsnachwuchs in den Startlöchern

2.9.2018, 14:38 Uhr
Landkreis Roth: Berufsnachwuchs in den Startlöchern

© F.: Regner

Im Moment kommen auf 376 offene Ausbildungsstellen in den Industrie- und Handwerksbetrieben im Landkreis Roth noch 105 Bewerber ohne Stelle. So lauten die August-Zahlen der Rother Agentur für Arbeit, die Ute Ernst auf Nachfrage unserer Zeitung bekannt gab.

"Etliche Arbeitgeber werden dieses Jahr keinen Azubi finden", bedauert Ernst. Zu den Berufen mit dem größten Nachfragemangel gehören Koch, Tischler, Mechaniker für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik, Lagerlogistiker und Handelsfachwirte.

Bei der Kunststoff- und Kautschuktechnik, beim Metallbau, bei Einzelhandelskaufleuten sowie bei Bäckerei- und Metzgerei-Verkäufern sieht es auch danach aus, dass viele Ausbildungsplätze weiterhin unbesetzt bleiben werden.

Praktika funktionieren am besten

Gastronomie und Handwerk hätten die größten Probleme, Nachwuchskräfte zu finden, so Ernst. Das gelte besonders dann, wenn eine Ausbildungsstelle nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sei.

Zu den Glücklichen, die ihren Ausbildungsvertrag für die nächsten drei Jahre schon in der Tasche haben, gehört Christoph Ramsch aus dem Allersberger Ortsteil Heblesricht: Er fängt bei Fliesenlegermeister Rainer Just in Lampersdorf seine Ausbildung an.

Auf den Geschmack gekommen ist der junge Mann durch ein Praktikum bei Just: "Vor dem Praktikum hatte ich noch gar keine Vorstellung, wo ich hin will. Aber ich wollte immer was Handwerkliches machen." Aus Sicht von Karl Scheuerlein von der Rother Unternehmerfabrik ist die Geschichte, wie Ramsch an seine Stelle gekommen ist, fast schon idealtypisch: "Wir wollen den jungen Leuten möglichst frühzeitig eine Berufsorientierung geben." Und das funktioniere am besten durch Praktika noch während der Schulzeit.

Auf der ohne Anmeldung zugänglichen Internetplattform www.schulewirtschaft-rothschwabach.de  kann jeder, der möchte, gefiltert nach Ortschaften, Branchen oder Berufsbildern nach Praktikums- und Ausbildungsstellen Ausschau halten. Es sei am wichtigsten, sagt Scheuerlein, die Ansprechpartner in den Betrieben und die jungen Leute persönlich zusammen zu bringen. Das gelte besonders dann, wenn akuter Mangel an Bewerbern für bestimmte Berufe oder Branchen herrsche.

Bei kleinen Betrieben umschauen

In diesem Fall sollten die Betriebe junge Leute zu sich einladen, die sich eigentlich auf bereits anderweitig vergebene Stellen beworben hatten oder für andere Berufe interessieren, empfiehlt Scheuerlein. Dann könnten die Betriebe nämlich Werbung für Berufe machen, die in der Öffentlichkeit sonst kaum bekannt seien und für die sich womöglich nur deswegen niemand bewerbe, weil die potentiellen Kandidaten noch nie etwas davon gehört haben, dass es den Feinoptiker oder den Kunststoff- und Kautschuktechniker überhaupt gibt.

Umgekehrt könne es sich auch für die Berufseinsteiger lohnen, sich bei Betrieben vorzustellen, die gar keine Stellen ausgeschrieben haben: "Wenn der Richtige kommt, dann bilden die oft auch aus." Der Weg zu einer Ausbildungsstelle führe auch hier oft durch ein Praktikum, so Scheuerlein: Darin könne sich jemand bewähren und selbst für eine Ausbildungsstelle empfehlen.

Und was können jene 105 Bewerber tun, die noch keine Stelle ergattert haben: "Auf unsere Berater in der Arbeitsagentur zu gehen, Stellenbörsen durchforsten und sich Alternativen zum Wunschberuf suchen, die vielleicht auch passen", rät Ute Ernst. Und: "Es lohnt sich auch, sich mal bei kleinen Betrieben umzuschauen."

Keine Kommentare