Landkreis Roth: Gemeinsam für den Wald kämpfen

18.8.2020, 11:43 Uhr
Landkreis Roth: Gemeinsam für den Wald kämpfen

© Foto: Jürgen Leykamm

Von schlimmen Ereignissen wie Borkenkäferbefall, Sturmwürfen bis hin zur Langzeitaufgabe Waldumbau: Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Roth und Umgebung hat mit dem Rother Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) viele Berührungspunkte. Mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung soll nun die gemeinsame Schlagkraft noch einmal deutlich erhöht werden.

Denn all diese Herausforderungen werden an Zahl und Stärke in Zeiten des Klimawandels weiter zunehmen, so dass es sinnvoll sei, sich ihnen als Teamplayer gemeinsam zu stellen. So der Tenor beim Ortstermin, bei welchem Vertreter des Selbsthilfevereins und der Behörde mit Unterschriften die stärkere Zusammenarbeit besiegelten.

Beide Organisationen seien wie "Puzzleteile, die ineinander greifen", bekräftigten Christian Kölling als Forstchef des Amtes und dessen Vizeleiter sowie Hans Kübler als Vorsitzender des Holzvermarkters: Was der eine nicht leisten kann, vermag der andere – und umgekehrt.

Fäden laufen zusammen

Dieser verstärkte Wille zur Zusammenarbeit ist ein wichtiger Ast des Bayerischen Waldpakts 2018, der zur besseren Kooperation zwischen Freistaat, Waldbesitzern und Verbänden auffordert. Im Falle der besagten Vereinbarung wollen sich die Vertreter der unterzeichnenden Parteien nun regelmäßig treffen. Die Fäden laufen dabei bei Koordinatorin Iris Lang (AELF) zusammen.

Worum geht es: Neben dem Informationsaustausch setzt man künftig etwa auf gemeinsame Fortbildungen. Hierfür wurde bereits ein Jahresarbeitsprogramm für 2020 ausgearbeitet, dessen Umsetzung wegen der Pandemie freilich Lücken aufweist. In Sachen Öffentlichkeitsarbeit wird ebenso der Schulterschluss gesucht.

Auch bei der Walderschließung und bezüglich der Sammelberatungen wollen beide Parteien noch enger zusammenarbeiten. Besonders reizvoll: die Entwicklung neuer Geschäftsfelder wie etwa "Rundum-Sorglos-Pakete" für die Waldbesitzer: von der Pflanzung bis zur Vermarktung.

Wie das vonstatten gehen könnte, macht just ein Beispiel aus den eigenen Reihen der FBG deutlich. Denn deren Geschäftsführer Dieter Winkler ist selbst der Herr eines von Stürmen arg gebeutelten Waldstücks. So wandte er sich in Fragen der Wiederaufforstung an Förster Jonas Herrmann vom AELF.

Kompromisse finden 

Er konnte unter anderem aufgrund genauem Kartenmaterial bezüglich Bodenbeschaffenheit, Wasserversorgung und Lichtsituation Tipps zur Wiederaufforstung geben. Und dazu, welche Baumarten sich in dem Fall eignen und welche Fördermöglichkeiten es gibt. "Es zählt natürlich der Eigentümerwille, aber da finden wir immer Kompromisse", so Herrmann.

Wie groß hier der Handlungsbedarf ist, macht beim Ortstermin Peter Tretter deutlich, beim Amt für den Forst im Landkreis zuständig: Der letztjährige Auguststurm habe dort eine Gesamtschadfläche von 160 Hektar verursacht: "Da sind für eine Wiederaufforstung Hunderttausende von Bäumen nötig" – bis zu 6000 pro einzelnem Hektar! Im stark betroffenen Rother Revier ist rund ein Drittel schon geschafft. Es ist also noch viel zu tun: "Bloße Naturverjüngung reicht nicht", gibt Tretter zu bedenken. Außerdem "wächst nicht immer das nach, was man will," so Kölling.

Bei der Aufarbeitung der Sturmschäden sowie der Vermarktung des Holzes wiederum kommt oft die FBG zum Zuge, die entweder selbst Hand anlegt oder entsprechende Unterstützung vermittelt. Auch hier steht Förderung in Aussicht. Deshalb der eindringliche Appell von Simon Dauer, Förster der Forstbetriebsgemeinschaft: "Waldbesitzer, bitte meldet Euch und habt keine falsche Scheu!" Langfristig kann dann auch gleich ein Waldpflegevertrag abgeschlossen werden.

Millionenschäden 

Wie sehr Kooperationen an Bedeutung gewinnen, zeigt am Ortstermin ein Blick auf den aktuellen Holzmarkt, der darnieder liegt. "Oft kostet die Holzarbeit mehr als sie an Erlösen bringt", sagt Winkler. Selbst nach dem berüchtigten Sturm Wiebke sei die Situation nicht so schlecht gewesen wie derzeit, bekräftigt Kübler.

Besonders bitter: Betroffene alte Bäume, in denen 100 Jahre Arbeit stecken, müssen nun förmlich "verramscht werden", so Tretter, "das führt zu Millionenschäden!" So müsse man alles tun, dass solches nicht noch einmal passiert.

 

 

Was vor allem durch Waldumbau gelinge. "Unterpflanzung mit Laubholz ist das Gebot der Stunde!" , bekunden Vertreter beider Organisationen einmütig. Ihre Kooperation helfe dabei – und auch die Fördertöpfe stünden dafür bereit.

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