Jubiläumsjahr 2022

Leuchtend, aber teuer: Roth feiert 50 Jahre Kreisstadt

15.7.2021, 15:04 Uhr
Dieses Leuchtenfeld, das der Künstler Markus Heinsdorff mit genähten Lampen aus Flüchtlingsschwimmwesten derzeit bei Augsburg aufgebaut hat, soll 2022, im Jubiläumsjahr der Kreisstadt Roth, im Stadtgarten aufgestellt werden. Kostenpunkt für die Stadt: 25000 Euro.

© Foto: Markus Heinsdorff, NN Dieses Leuchtenfeld, das der Künstler Markus Heinsdorff mit genähten Lampen aus Flüchtlingsschwimmwesten derzeit bei Augsburg aufgebaut hat, soll 2022, im Jubiläumsjahr der Kreisstadt Roth, im Stadtgarten aufgestellt werden. Kostenpunkt für die Stadt: 25000 Euro.

Die Rother Stadtverwaltung bereitet schon ein Programm zum Mitmachen vor. Im Finanzausschuss des Stadtrates kamen jetzt noch einmal die Kosten zur Sprache. Das „Leuchtenfeld“, die Kunstinstallation eines Münchner Künstlers, schlägt dabei kräftig zu Buche: Mit 25.000 Euro macht es fast die Hälfte der Gesamtkosten aus.

Ein Jahr von und für Rother: So will Roth das halbe Jahrhundert als Kreisstadt feiern. Aktionen und Highlights mit Veranstaltungen und einem Festwochenende im Juli. Vereine und Bürger sollen eigene Ideen und Projekte einbringen, dazu hat die Stadt schon im Februar aufgerufen.

Gemeldet hat sich unter anderem die Ecclesia-Freikirche, die ein Familien-Wochenende auf die Beine stellen will. Für ein „Roth-Lied“, das der Komponist Heinrich Hartl komponiert hat, wird mit einem Wettbewerb noch ein Text gesucht. Mehrere Ausstellungen sind geplant, unter anderem mit historischen Souvenirs aus Roth oder von den Wilden Patchwork-Weibern und den modern art quilters.

Roth swingt und singt

Die Kulturfabrik feiert mit Kunstausstellung, Konzert und eventuell dem Künstlerfest mit. „Roth swingt und singt“ bei Konzerten, die Stadtbücherei plant eine Pflanzentauschbörse, Glückslose gibt es vom Stadtmarketing, und für den Christkindlesmarkt sollen neue Jubiläumstassen entwickelt werden. Das Festwochenende vom 22. bis 24. Juli wird mit der Raiba-Sommerserenade des Stadtorchesters, mit Familienprogramm und ökumenischem Gottesdienst, mit After-Show-Party in der Kulturfabrik gefeiert. Der Landkreis Roth – der ja auch durch die Gebietsreform am 1. Juli 1972 entstand – wird als Kooperationspartner dabei sein.

Finanziell werden die Aktionen von Vereinen und Künstlern auf 3000 Euro taxiert, das Jubiläumsfest soll 12.000 bis 15.000 Euro kosten, und für Marketing (eine Broschüre, Jubiläumslogo, Banner und Plakate) könnten 5000 Euro anfallen.

5000 bis 7000 Euro wird ein „Inklusionsprojekt“ kosten: Ein Tastmodell der Rother Innenstadt aus Bronze dient Sehbehinderten als Orientierung, ist aber auch als Info für Touristen gedacht. Wo es dann aufgestellt wird, steht noch nicht fest, wie Melanie Hanker vom städtischen Veranstaltungsmanagement sagt.

Für Diskussionen sorgte im Finanzausschuss aber ein von einer Rotherin angeregtes Ausstellungsprojekt: 25.000 Euro will die Stadt für ein „Leuchtenfeld“ ausgeben. Die Kunstinstallation des Künstlers Markus Heinsdorff zeigt für zwölf Wochen von Juli bis September Rother im Stadtgarten 144 Stelen mit Leuchten, die aus Schwimmwesten (von Flüchtlingen) genäht sind. Die Stadt Roth sei schon früher eine „Asylstadt“ für Flüchtende gewesen, die Werte der Stadt – sozial und gastfreundlich – könnten damit verknüpft werden.

"Nicht sehr stimmig"

Doch der Bezug und die Höhe der Kosten ist nicht für alle erkennbar oder begründbar. Wolfgang Treitz (Freie Wähler) nannte das Leuchtenfeld „nicht sehr stimmig“ und setzte durch, dass über die Posten einzeln abgestimmt wurde. Zum Stelenfeld wurden zwar noch mehr skeptische Stimmen laut (zum Beispiel SPD-Stadträtin Petra Hoefer und CSU-Fraktionssprecher Dr. Daniel Matulla). Bei der Abstimmung aber blieben Treitz und Dr. Walburga Kumar (FDP) die einzigen Gegner des Projekts.

Matulla setzte noch durch, dass die Historie der Kreisstadt, die politische Entwicklung durch die Gebietsreform höher gewichtet wird. Schließlich sei das „der Kern der Sache“. Matulla: „Der Rest ist Show.“ Eine echte Aufarbeitung in Buch- oder Broschürenform sei allerdings in der kurzen Zeit bis dahin nicht so leicht aus dem Ärmel zu schütteln, warnte Bürgermeister Ralph Edelhäußer. Denn wenn man nicht nur ein paar historische Bilder zeigen, sondern auch Text haben wolle, „dann braucht man auch jemanden, der ihn schreibt“, wie Richard Radle (Grüne) anmerkte. Ergebnis: Für eine „Festschrift“ werden weitere 3000 Euro eingeplant. Macht insgesamt bis zu 58.000 Euro.

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