Lokale Fotogeschäfte fürchten neue Passfoto-Regelung

13.1.2020, 18:00 Uhr
Lokale Fotogeschäfte fürchten neue Passfoto-Regelung

Nina Seidel von Foto Ganzmann in Roth hat ihr Lächeln am Freitagvormittag nicht verloren – auch wenn es für sie ziemlich ungewohnt war, im eigenen Fotostudio ein Foto von sich aufnehmen zu lassen. Normalerweise lächeln ihr schließlich die Kunden entgegen. Für Hochzeitsfotos, Bewerbungsfotos oder Passfotos.

Doch das mit den Passfotos könnte bald der Vergangenheit angehören und das ist auch der Grund, weshalb ihr im Gespräch ein paar Minuten zuvor das Lachen doch ein wenig vergangen war. Passfotos sollen künftig nämlich nur noch in den Behörden "in Gegenwart eines Mitarbeiters" aufgenommen und "elektronisch erfasst werden", heißt es in einem Gesetzentwurf "zur Stärkung der Sicherheit im Pass- und Ausweiswesen". Damit soll laut Bundesinnenministerium (BMI) Bildmanipulationen durch so genanntes "Morphing" vorgebeugt werden.

Lokale Fotogeschäfte fürchten neue Passfoto-Regelung

© Micha Schneider

Lokale Fotogeschäfte fürchten neue Passfoto-Regelung

© Fotomontage: NN

Beim Morphing werden mehrere Fotos digital zu einem Gesicht verschmolzen, sodass es unter Umständen möglich wäre, dass nicht nur der Passinhaber, sondern auch eine dritte Person das Foto zum Grenzübertritt nutzen könnte. "Die Funktion des Passes als Dokument zur Identitätskontrolle ist damit im Kern bedroht", heißt es in dem Entwurf. Geplant sind deshalb "Selbstbedienungsterminals" bei den insgesamt 5500 Pass- und Ausweisbehörden in Deutschland.

Für die lokalen Fotogeschäfte, wie das von Nina Seidel, wäre diese Regelung ein Schlag ins Gesicht. "Wie viele kleine Händler dadurch draufgehen würden, ist nicht abzusehen", sagt Seidel. Am Tag würde sie zwischen zehn und 25 Passfotos schießen, das sei definitiv ein großer Anteil am Gesamtumsatz.

Lokale Fotogeschäfte fürchten neue Passfoto-Regelung

© Martin Regner

Lokale Fotogeschäfte fürchten neue Passfoto-Regelung

© Fotomontage: NN

Bei Foto Ganzmann hätten sie das Glück, mit der Telekommunikation ein zweites Standbein zu haben, aber das hätten eben nicht alle. "Das wäre schon ein größerer Faktor für mich, wenn das wegbricht", sagt auch Jochen Schneider von Foto Schneider in Hilpoltstein. Er wäre zwar flexibel und müsse deshalb sein Geschäft nicht schließen, andere hätten mit dieser Regelung aber sicher größere Probleme. "Die Passfotos bringen ja alleine schon eine gewisse Frequenz in den Laden, das ist wie wenn ich einen Laden in einer größeren Einkaufsstraße habe", sagt Schneider.

Noch sei er aber relativ entspannt hinsichtlich der Neuerung, die nach einer Übergangszeit von zwei Jahren in Kraft treten könnte. Nina Seidel und ihr Team von Foto Ganzmann setzen jedenfalls schon alle Hebel in Bewegung, diese Regelung zu unterbinden.

Das Geschäft sei bei der "United Imaging Group" in Fürth, dem größten Fotoverbund Europas, angesiedelt – und die seien gerade mit offiziellen Stellen in Kontakt, um zu erklären, welche Auswirkungen das hätte. Man habe auch schon persönliche Briefe an Horst Seehofer geschickt und dem bayerischen Landtagsabgeordneten Volker Bauer sowie dem Bundestagsabgeordneten Artur Auernhammer zukommen lassen. "Unser Großhändler ist schon seit Jahren dahinter bei diesem Thema", sagt Seidel.

Viel lieber wäre ihr zum Beispiel ein Versenden der Fotos per "De-Mail". DE-Mails sind auf dem Transportweg immer verschlüsselt und werden verschlüsselt abgelegt. Ein Mitlesen oder Verändern einer De-Mail ist nicht möglich. "Die Software dafür ist programmiert. Das wäre auch viel sinnvoller, als tausende Gemeinden mit dem notwendigen Equipment auszustatten", sagt Seidel. Oder man mache es wie in Österreich. Dort bekomme das Bild vom Fotografen einfach einen Stempel, also ein amtliches, zertifiziertes Siegel. "Das wäre auch eine Möglichkeit", so Seidel.

Die Gemeinden sehen das Thema vorerst relativ gelassen. Da seien noch etliche Fragen zu klären. Man halte sich raus und warte erst einmal ab, so Wolfgang Biel von der Stadt Roth. "Für uns spielt das keine Rolle. Platz wäre da", die Stadt habe ohnehin schon überlegt, eventuell eine Fotokabine einzurichten. "Viele Städte haben das ja schon", sagt Biel. In Hilpoltstein werde es dagegen nicht ganz so einfach, bislang sei man nicht ausgestattet, deshalb bestehe eigentlich kein Bedarf. "Wenn es so kommt, würden wir es aber natürlich umsetzen", sagt Herbert Walter vom Hilpoltsteiner Hauptamt, der aber auch betont, nur ungern in Konkurrenz zu den örtlichen Fotografen treten zu wollen. Nina Seidel wird das gerne hören.

1 Kommentar