Marquardsholz: Peter Kroner gibt Amt als Kommandant der Feuerwehr ab

23.1.2014, 00:00 Uhr
Marquardsholz: Peter Kroner gibt Amt als Kommandant der Feuerwehr ab

© Windisch

Seine erste Schirmmütze hat Peter Kroner noch. „KPU“ steht drin: Kroner Peter Untermässing. In Untermässing hatte die Feuerwehrlaufbahn des heute 63-Jährigen begonnen. Hier ist Kroner aufgewachsen, zur Schule gegangen, hat Fußball gespielt (und die DJK Untermässing mitgegründet). Hier hat er außerdem schon als Teenager „immer mal bei der Wehr ausgeholfen“, ist als 18-Jähriger schließlich ganz offiziell Feuerwehrmann geworden und hat nur ein Jahr später seinen ersten großen Einsatz gehabt: 1969 brennen in Untermässing an einem Samstagnachmittag vier Scheunen nieder. Der junge Feuerwehrler hockt am Strahlrohr und beteiligt sich danach auch an der Brandwache, die bis in den Montag hinein dauert.

1972 gibt Peter Kroner seine Untermässinger Uniform ab, zieht nach Pierheim zu seiner Frau Christl und wechselt nahtlos zur Pierheimer Wehr. Seine Untermässinger Schirmmütze nimmt er mit. Zwei Jahre später zieht die junge Familie wieder um, diesmal ins neue Eigenheim nach Marquardsholz. Auch hier engagiert sich der junge Familienvater ganz selbstverständlich bei der Feuerwehr.

Die Marquardsholzer Löschgruppe gehört zu diesem Zeitpunkt noch zur Feuerwehr Hofstetten, war Marquardsholz doch vor der Gebietsreform ein Ortsteil der Gemeinde Hofstetten. Doch uralte Zwistigkeiten machen die Zusammenarbeit schwer. In der Chronik ist von handfesten Auseinandersetzungen zwischen den Feuerwehrmännern zu lesen und von der alten Feuerwehrspritze, die von den Hofstettenern in einer Nacht- und Nebelaktion aus dem kleinen Feuerwehrhaus entführt wurde.

Die Marquardsholzer wollen daher unabhängig werden. 1982 stellt Peter Kroner im Auftrag seiner Feuerwehr-Kollegen bei der Stadt Hilpoltstein schriftlich einen „Antrag auf Selbstständigkeit“. Der Flächennutzungsplan der Stadt sehe eine weitere Bebauung des Ortes vor, „sodass auch Brandschutz und Brandbekämpfung dieser veränderten Situation über kurz oder lang angepasst werden müssten“, heißt es in dem Schreiben vom 10. März 1982 an den damaligen Hilpoltsteiner Bürgermeister Leo Benz.

Die Löschgruppe besteht zu diesem Zeitpunkt aus über 20 aktiven Mitgliedern, die sich laut Antrag alle „schriftlich bereiterklärt haben, in einer selbstständigen Wehr mitzuwirken“. Auch einen Kommandanten hat die neue Wehr in Aussicht: Er wäre bereit, dieses Amt anzunehmen, signalisiert der 31-jährige Kroner. Im Mai stimmt der Stadtrat dem Antrag zu, im darauffolgenden Oktober wird Kroner im Stadthallenrestaurant ganz offiziell zum Kommandanten gewählt. Und die alte Mütze erhält eine Kommandanten-Kordel.

Mit der Gründung erhält die Marquardsholzer Wehr den Tragkraftspritzenanhänger inklusive Tragkraftspritze TS8 von der Feuerwehr Zell, die zu diesem Zeitpunkt ein Löschfahrzeug LF8 erhalten hatte. Die TS8 ist heute noch in Betrieb. Größere Einsätze jedoch sind zum Glück eher selten zu verzeichnen. Der letzte große Brand in Marquardsholz war 1951, als das ehemalige Anwesen Hiemer niederbrannte.

Kleinere Einsätze jedoch gibt es immer wieder mal: einen Traktorbrand auf der Wiese, einen Pkw-Brand mitten im Ort, einen Fettbrand in einem Haus, einen Kleinbrand in einer Scheune. Auch manch kurioser Vorfall ist dabei. So musste im vergangenen Juni eine Blindschleiche aus einem Kellerschacht befreit werden, die Kommandant Kroner erst rauslockte, dann mit einem beherzten Griff packte und schließlich laut Protokoll auf einer Wiese wieder aussetzte.

Zu Herzen gehen Peter Kroner ganz andere Einsätze. Wenn die Feuerwehr jemanden suchen muss, der, wie sich dann herausstellt, den Freitod gesucht hat, dann komme er schon ins Grübeln, warum einer so etwas macht. Dann, so Kroner, sei es später im Feuerwehrhaus auch viel ruhiger.

Im Laufe der Jahre wächst auch die kleine Ortswehr. Die Zahl der Aktiven beläuft sich aktuell auf 25, im 1982 gegründeten Feuerwehrverein sind inzwischen rund 120 Mitglieder. Und das alte Feuerwehrhaus wird langsam zu klein. Immer wieder bringt Kommandant Kroner gemeinsam mit seinem Vorstand daher einen Neubau ins Gespräch, doch Jahre vergehen, bis 1998 endlich der erste Spatenstich erfolgen und zwei Jahre später das neue Gerätehaus samt Spiel- und Bolzplatz eingeweiht werden kann. Auf diesen Bau ist Kroner heute noch stolz, haben Kameraden und Mitglieder doch immens viel eigene Arbeit hineingesteckt und damit „der Stadt viel Geld gespart“. Doch so ist Feuerwehr eben: „Das musst du einfach leben“, sagt Kroner.

Die Familie zieht mit

Das macht er auch. Er durchläuft sämtliche Ausbildungen, legt sämtliche Leistungsprüfungen ab, hat sämtliche notwendigen Führerscheine in der Tasche und ist seit 2004 auch bei der Hilpoltsteiner Stützpunktwehr. Zum Glück macht auch die Familie mit. Ehefrau Christl ist genauso Mitglied im Feuerwehr-Verein wie Tochter Sabine (heute 40 Jahre) und die beiden Söhne Roland (37) und Peter jun. (26). Sohn Roland hat seinem Vater zudem als stellvertretender Kommandant zur Seite gestanden, war 1999 nach eigener Aussage „der jüngste Kommandant im Landkreis“, hat dieses Amt im Jahr 2006 allerdings wegen seines Umzuges von Marquardsholz nach Hilpoltstein dann abgeben müssen.

Heuer muss auch Vater Peter zurücktreten. Die Altersgrenze für aktive Feuerwehrleute liegt bei 63 Jahren. Die hat der gelernte Elektriker, der als Zivilist in der Rother Otto-Lilienthal-Kaserne gearbeitet hat und seit 2010 in Altersteilzeit ist, bereits im November erreicht. Sein Nachfolger ist Martin Eckmann.

Ganz von der Wehr lassen wird der langjährige Kommandant aber sicher nicht, immerhin „war die Feuerwehr mein Leben“. Bei Veranstaltungen ist er weiterhin dabei, bei Einsätzen ab sofort aber nicht mehr. Den Piepser jedenfalls, der in den vergangenen Jahren Tag und Nacht sein Begleiter war, hat er seinem Nachfolger übergeben. Die Uniform wird er diesmal behalten, die Mütze sowieso.

Keine Kommentare