„Mehr Anfragen wegen Abriss als für Sanierung“

6.9.2012, 00:00 Uhr
„Mehr Anfragen wegen Abriss als für Sanierung“

© evs

„2000 Denkmäler im Landkreis Roth sind oft mehr Belastung als Lust. Wir haben mehr Anfragen wegen Abriss als für Instandsetzung.“ Für Landrat Eckstein ist die Situation der Denkmalpflege alles andere als einfach. Manche Denkmalbesitzer könnten sich nämlich eine Instandsetzung gar nicht leisten, denn die staatliche Förderung habe sich nicht proportional zu den Forderungen entwickelt, sondern gegenteilig, bedauerte er. So wurden Instandsetzungen vom Land Bayern im Jahr 1990 mit umgerechnet 23 Millionen Euro bezuschusst, 2011 aber nur noch mit 2,1 Millionen. Es gleiche manchmal einem Abwehrkampf, ein Denkmal durch Notsicherungen so zu erhalten, dass ein Interessent es später einmal instandsetzen kann.

Altorte revitalisieren

Wichtig sei ihm auch, die Dörfer und Altorte zu revitalisieren, denn viele Häuser stünden schon leer, erklärte Eckstein. Voraussetzung für die Instandsetzung sei eine Nutzung der Gebäude. Die regionale Identität hänge auch mit dem Erhalt der Ortsbilder zusammen. Dass Ministerpräsident Horst Seehofer bis 2018 200 Millionen Euro für ein Kulturprogramm nutzen will, sei schon richtig, aber weil das nur für sogenannte Leuchtturmprojekte genutzt werden soll, komme das keinen Einzelmaßnahmen bei uns zugute. Einige Millionen davon im Entschädigungsfond oder Denkmalpflege-Etat hätten eine wesentlich breitere positive Wirkung.

Eckstein freute sich, dass die Holz-Kunstwerke des bekannten Schwabacher Künstlers Clemens Heinl das Anwesen bereichern und wunderbar zum Thema „Holz“ passen. Heinl arbeitet nämlich mit seiner Motorsäge hier beim Sägewerk und war zum Auftakt gekommen.

Kreisbaumeister Ralph Möllenkamp informierte aus fachlicher Sicht über die Denkmalpflege im Landkreis Roth. Das vergangene Jahr sei geprägt gewesen von großen öffentlichen Instandsetzungen. Die Residenz in Hilpoltstein und das Museum in Greding wurden fertiggestellt, die Burgmauer in Hilpoltstein werde gerade repariert und die Arbeiten am Gilardi-Anwesen in Allersberg beginnen.

Neubau ist günstiger

Bei den weniger gewordenen privaten Initiativen freue es ihn, dass das große Anwesen in Aurau einen Käufer fand, der es nun instand setzt. Auch am Wasserschloss Dürrenmungenau kann der Förderverein immer wieder Teile sanieren. Und nicht zuletzt gehe es am Stadtbräustüberl in Roth voran. Für viele Privatleute sei es attraktiver, ein neues Haus zu bauen, das durch gute Dämmung günstiger zu heizen sei als ein Denkmal, dessen Instandsetzung noch dazu teurer komme als ein neues. Zu den viel niedrigeren Zuschüssen als früher merkte er an, dass seit 1990 1,4 Billionen Euro in den Aufbau Ost flossen. „Aber wir brauchen nun hier Geld, um die Altorte zu erhalten“. Ein Beitrag zum Erhalt von Denkmälern sei die Denkmalbörse des Landkreises, an die verkäufliche Denkmäler gemeldet und für die über das Internet Käufer gesucht werden.

Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß stellte zum Schluss anhand des Faltblattes das von den Kreisheimatpflegern zusammengestellte Programm für den kommenden Sonntag vor. Sie dankte allen, die sich auf ihre Anfrage und die ihres Heimatpfleger-Kollegen Manfred Horndasch hin bereiterklärten, die Führungen zu übernehmen. Zur Geschichte des Anwesens erläuterte sie kurz, dass mit Wasserkraft früher nicht nur Holz geschnitten, sondern auch Getreide gemahlen wurde, wie die beiden Mahlsteine vor dem Haus beweisen.

Heimatkundler Kaspar Eigner hatte das Sterbebildchen von „Mühl- und Sägewerksbesitzer Anton Herrmann“ mitgebracht, der im Januar 1916 „infolge eines Unglücksfalles“ starb. Laut einem Zeitungsausschnitt wurde er während eines Fronturlaubs von den Zahnrädern erfasst und zu Tode erdrückt, als er im Sägewerk ein Lager festschrauben wollte.

Familie Meier erwarb das Anwesen 1932. Für die Geschichte Interessierte hatte Helmuth Meier alte Pläne und Kaufverträge aufgelegt.

Keine Kommentare