Schulstart in Roth/Schwabach

Mehr Lehrer als erwartet und "so viel Präsenzunterricht wie möglich"

14.9.2021, 06:04 Uhr
Die lästigen Stäbchen-Schnelltests werden in den Grundschulen nach der ersten Woche durch die Lolli-PCR-Pooltests ersetzt.

© Roland Weihrauch / dpa, NN Die lästigen Stäbchen-Schnelltests werden in den Grundschulen nach der ersten Woche durch die Lolli-PCR-Pooltests ersetzt.

Präsenzunterricht soll wieder die Regel werden. Diese Zusage steht. „So viel Präsenzunterricht wie irgendwie möglich“, verspricht die leitende Schulamtsdirektorin Antje Döllinger zusammen mit ihren Kollegen Alexander Schatz und Karlheinz Pfahler für die Grund- und Mittelschulen im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach.

„Wir müssen darauf vertrauen, dass wir alle Voraussetzungen haben, damit das Schuljahr sicher gelingen kann.“ Flächendeckende Schulschließungen möchte niemand mehr erleben. Dass im Fall stärkerer Ausbrüche an Schulen einzelne Klassen einige Tage zuhause bleiben müssen, will trotz aller Vorsichtsmaßnahmen aber niemand ausschließen.

Das Schulamtsteam betont: Neben Politik und Schulverwaltung können auch Eltern einen wesentlichen Beitrag für einen sicheren Schulbetrieb leisten. „Je mehr Erwachsene sich impfen lassen, desto sicherer wird es für die Kinder, die sich noch nicht impfen lassen können.“

Lolli-Tests im Akkord

Ein wichtiger Punkt in Sachen Gesundheitsvorsorge sei auch das Testmanagement. Die ungeliebten Stäbchen-Schnelltests werden zumindest an den Grundschulen ab 20. September flächendeckend durch Lolli-PCR-Pooltests ersetzt. „Sehr dankbar“ ist Antje Döllinger, dass man diesem oft geäußerten Elternwunsch jetzt entsprechen könne. Nur noch in der allerersten Schulwoche müssen sich auch Grundschüler noch Schnelltest-Stäbchen in die Nase stecken.

In den Mittelschulen ist das anders: Dort bleibt es bei den zweimal wöchentlichen Stäbchen-Tests. Das Landratsamt und die Stadt Schwabach haben vorgesorgt. Alle Materialien stehen bereit, um das Schuljahr unter Corona-Bedingungen reibungslos beginnen lassen zu können.

Einige Tage Übergangszeit braucht es jedoch , um die mit den Pooltests verbundene Logistik ins Rollen zu bringen. Denn die ist viel komplizierter als man denkt. Wie funktioniert’s? Zweimal die Woche bekommt jedes Grundschulkind zwei Wattestäbchen zum Lutschen. Eins davon wird mit denen der ganzen Klasse zusammengeworfen, in einen gemeinsamen Behälter verpackt und beschriftet.

Jede Schule lüftet anders

Das andere Stäbchen kommt in ein Einzelröhrchen und wird mit einem persönlichen Aufkleber des Kinds beschriftet. Ein Fahrdienst sammelt auf einer durchgetakteten Tour alle Proben verschiedener Schulen ein und schafft sie ins Labor. Dort werden zunächst nur die tagesaktuellen Pooltests (also die der ganzen Klassen) ausgewertet.

Erst wenn ein solcher anschlägt, nimmt sich das Labor die Einzeltests vor. Am Folgetag ab 6 Uhr – also deutlich vor Schulbeginn – sind die Ergebnisse für die Lehrkräfte in einer Datenbank einsehbar. Auch die Eltern betroffener Kinder werden informiert. Idealerweise bleibt ein Kind mit einem positiven Testergebnis dann gleich daheim. Falls die Informationskette nicht klappt und ein infiziertes Kind in der Schule auftaucht, muss die Lehrkraft dafür sorgen, dass es nicht in die Klasse geht und abgeholt wird.

Getestet wird nach einem festen Plan von Montag bis Donnerstag, jede Klasse ist zweimal wöchentlich dran. Sollten Eltern dieser Methode die Zustimmung verweigern, muss das Kind vom Unterricht im Klassenzimmer ausgeschlossen werden. Dennoch greift die Schulpflicht. Es wird dann behandelt wie ein krankes Kind und mit Materialien versorgt. Schwierig wird es bei Prüfungen. Ohne Test kann man auch daran nicht teilnehmen. Die Konsequenzen haben im Ernstfall die Eltern zu tragen.

Was die Lüftungstechnik angeht, sieht sich das Schulamt in seinem Gebiet „einem bunten Blumenstrauß“ unterschiedlicher Ausstattungen gegenüber. Von kompletten Lüftungsanlagen in neuen Schulhäusern über mobile Geräte in einzelnen Unterrichtsräumen bis hin zu gar keinen Geräten zur Unterstützung des obligatorischen Fensteröffnens ist alles dabei. „Wir müssen uns natürlich immer anschauen, was individuell vor Ort notwendig ist.“

Reicht die mobile Reserve?

Was die digitale Ausstattung der Schulen angeht, lobt das Schulamt sowohl die Schulen als auch die Kommunen als Sachaufwandsträger: „Wir fühlen uns gut aufgestellt.“

Jenseits von Corona ist die Ausstattung mit Lehrkräften ein Knackpunkt. Damit ist die Schulamtsdirektorin zu Beginn des neuen Schuljahrs sehr zufrieden: „Unsere Lehrerversorgung ist prima, sogar leicht besser als gedacht.“ Vor jeder der 209 Grund- und 93 Mittelschulklassen im Landkreis Roth sowie der 64 Grund- und 36 Mittelschulklassen in Schwabach wird heute eine Lehrkraft stehen. 16 Grundschul- und sechs Mittelschullehrkräfte, vier Fachlehrer, eine Förderlehrerin und 36 Lehramtsanwärter wurden dem Schulamtsbezirk neu zugewiesen.

Zum weiteren Verlauf ist Döllinger vorsichtig: „Die Grundversorgung ist da, aber das Risiko liegt in Krankheitsfällen.“ 61 Lehrkräfte umfasst die mobile Reserve – 37 für die Grundschulen, 21 für die Mittelschulen und drei Fachlehrkräfte. Ob das reicht, daran gibt es zumindest Zweifel. Freudige Ereignisse sorgen dabei für besondere Herausforderungen: Schwangere dürfen wegen Corona vom ersten Tag an nicht mehr in die Klassen. Das kann nicht allein die mobile Reserve auffangen. Zusätzliche Teamlehrkräfte können Lücken schließen, sollen aber nach Möglichkeit nicht in den ersten und vierten Klassen eingesetzt werden.

Die durchschnittlichen Klassenstärken sind im Kreis Roth leicht angestiegen (21,7 in Grund- und 20,5 in Mittelschulen). In Schwabach gibt es hingegen einen dezenten Rückgang (22,1 in Grund- und 19,6 in Mittelschulen). Die Goldschlägerstadt, in der die Klassenstärken üblicherweise eher größer sind, profitiert heuer davon, dass für Klassen mit hohem Migrantenanteil eine kleinere Teilungsgrenze von 25 statt 28 gilt. Im Kreis Roth trifft das zu Beginn des Schuljahrs auf keine Klasse zu.

Viele Frauen auf neuen Stellen

Allerdings sagt die durchschnittliche Klassenstärke insgesamt wenig über die tatsächliche Situation vor Ort aus. Es gibt ländliche Klassen mit weit unter 20 Kindern, andernorts – wie etwa in Hilpoltstein – ausgerechnet im zweiten Corona-Schuljahr auffallend viele große Klassen.

Schon immer war der Lehrerberuf zumindest an den Grund- und Mittelschulen sehr weiblich geprägt. Heuer schlägt sich das auch auf die Neubesetzung der Schulleitungen durch. Nicht ein einziger Mann übernimmt zum Schuljahresbeginn eine Leitungsfunktion. Neue Chefin der Grundschule in Hilpoltstein ist Ute Stengel-Freund. Ihr steht mit Ingrid Hiebiger auch eine neue Stellvertreterin zur Seite. An der Grundschule Nordring in Roth heißt die Vize-Schulleiterin jetzt Stefanie Frieser. Bettina Scharf hat die Leitungsstelle in Thalmässing übernommen. An der Grundschule in Wendelstein ist Ulrike Eurich neue Leiterin. Für die Stellvertretung durfte am Montag noch kein Name genannt werden.

Dasselbe gilt für die neue Leiterin an der Grund- und Mittelschule in Georgensgmünd. Überraschungen seien jedoch nicht zu erwarten, so die Schulamtsleiterin. „Man kann so viel sagen, dass beide Stellen aus dem jeweiligen Schulhaus heraus besetzt werden.“ Der Mittelschulverbund „Roth-West“ hat mit Wolfgang Amler einen neuen Verbundkoordinator. In Schwabach bekommt die Maar-Grundschule mit Karola Henninger eine neue Chefin. Einen neuen Posten hat auch Gina Solla von der Johannes-Kern-Schule. Sie ist jetzt Fachberaterin für das Fach Musik.