Mehrwegboxen: Supermarkt in Roth setzt auf Nachhaltigkeit

5.1.2019, 14:59 Uhr
Mehrwegboxen: Supermarkt in Roth setzt auf Nachhaltigkeit

Wer in Kenia Plastiktüte trägt, der landet im Knast. Oder zahlt. Zehntausende von Euros. Das Gesetz ist drastisch – und wirkt. Demgegenüber ist die Anti-Plastik-Novelle hierzulande eine seichte: Seit 1. Januar gelten in Deutschland neue Verpackungsbestimmungen, die vor allem Hersteller und Vertreiber in die Pflicht nehmen. Denn die Deutschen sind Europameister bei der Produktion von Verpackungsmüll: 18 Millionen Tonnen türmen sich jährlich bei uns, 220 Kilogramm pro Bürger. Das sollen gesetzliche Regeln nun ändern.

Und der Wille der Konsumenten. An deren Lippen hängen Unternehmer wie Florian Fischer ständig. Er hat 1997 eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Edeka begonnen, 2003 seinen Handelsfachwirt gemacht und ist seit 2009 Inhaber des Rother Edeka-Marktes im Eichenweg. Sein Credo: "Man muss auf die Kunden hören!"

Keine Lust auf den Kram

Fischer, 38, macht´s und weiß daher längst, dass viele Verbraucher gar keine Lust auf den ganzen Verpackungskram haben. Immer wieder hätten ihn Käufer auf umweltfreundlichere Lösungen angesprochen. Erfolgreich.

Die großen Plastiktüten an der Kasse? Gebe es bei ihm lange nicht mehr. Obst und Gemüse? Staple er am liebsten regional und unverpackt in die Auslage ("was aber leider nicht immer geht").

Und um diese losen Frischeprodukte nach Hause zu transportieren, setzt er für seine Kundschaft neuerdings auf biologisch abbaubare Einwegbeutel aus Maisstärke statt konventionelle Flattertütchen. Alternativ gebe es auch Papiertüten oder die im Geschäft zu erwerbenden Gemüsesäckchen — vielfach verwendbar und groß im Kommen. "Die Leute haben die Wahl!"


So plastikfrei sind Unternehmen in Nürnberg!


Doch zugegeben: Für die Bedientheke mit ihrem offenen Fleisch-, Wurst- und Käsesortiment habe bislang ein schlüssiges Konzept gefehlt, erklärt Florian Fischer. Warum man sich hier nicht die mitgebrachte Tupperware befüllen lassen dürfe? Das sei eine stets wiederkehrende Frage an ihn gewesen, die der "Edekaner" kurz und knapp mit "Keimbelastung!" kontern musste.

Hoher Aufwand - der Umwelt zuliebe

Gleichzeitig wurmte ihn das: "Ich habe 3000 Euro pro Monat nur für Verpackungsmaterial im Bedienungsbereich ausgegeben!" Dass Edeka jetzt in Kooperation mit dem WWF auf eine ökologischere Variante setzt, freut Florian Fischer umso mehr – auch wenn Beschaffungskosten und Logistik relativ hoch und aufwändig seien. Zunächst.

Noch steckt das Mehrwegdosen-System von Edeka nämlich in den Kinderschuhen, zumal der Probelauf vor gerade mal fünf Monaten in Büsum startete. Gleichwohl würden die Kunden bereits "großes Interesse" zeigen, wie die "Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen" in einem regionalen Pilotmarkt festgestellt habe, der im September nachzog: "Während der ersten Wochen wurden dort über 500 Dosen verkauft", so die Mitteilung.

Auch Florian Fischer setzt Hoffnungen in die durchsichtigen Plastikboxen mit dem quietschgrünen Deckel. Relativ kälte- und hitzeresistent seien sie, spülmaschinenfest. 200 Stück davon hat er bei Edeka Deutschland vorerst geordert, am Montag soll´s losgehen.

Einmalige Gebühr

Dann können auch seine Kunden gegen die einmalige Gebühr von 4,99 Euro eine Plastikdose – wahlweise mit 1,2 oder 2,3 Liter Fassungsvermögen – an der Bedientheke erwerben, um sich Fleisch (nicht mariniert), Wurst oder Käse (ohne Schimmel) darin einpacken zu lassen. Sofern sie das wollen.

Beim nächsten Einkauf werde die leere Box einfach an einem Sammelbehälter bei der Info abgegeben. Und während sich Fischers Team um Reinigung sowie Lagerung der benutzten Behältnisse kümmert, bekommt der Kunde wieder ein sauberes Exemplar an der Theke, um es einmal mehr mit Fleisch, Wurst oder Käse ("Fisch geht nicht") füllen zu lassen.

Ein Kreislauf. Einer, der auch regelmäßig auditiert werde, wie Fischer betont. Damit alles seine keimfreie Richtigkeit habe.

Man reagiere damit im Sinne der Kundenbindung auf Konsumentenwünsche, klar. Andererseits wolle er aber "ganz bewusst einer sein, der die Themen Nachhaltigkeit und Fairtrade hochhält", sagt Fischer über Fischer. Weil das die Zukunft wäre. Und weil langfristige Handelspartnerschaften nur dann funktionieren, "wenn alle Beteiligten gut damit leben können". Aus diesem Grund engagiert sich Fischer seit Kurzem auch in einer Lenkungsgruppe, die forciert, dass der Landkreis Roth demnächst "Fairtrade-Kreis" wird.

Außerdem: "Handel ist Wandel", lautet Florian Fischers Glaubenssatz. "Wer stehenbleibt, wird am Ende verlieren." Drum seien seine nächsten Schritte wohlgesetzt: eckig, praktisch — "und hoffentlich gut!"

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