Mirjam Schall im eiskalten Bodensee

16.2.2019, 06:30 Uhr
Mirjam Schall im eiskalten Bodensee

In den vergangenen Monaten war es ruhig um die schwimmende Ausdauerspezialistin geworden. Die Folgen einer akuten Vergiftung, die sie sich Mitte Juli 2018 bei ihrem zweiten Versuch der rund 64 Kilometer langen Bodensee-Längsquerung kurz nach dem Start in Ludwigshafen wegen ausgelaufenen Diesels zugezogen hatte, wurde sie wochenlang nicht wirklich los. Erst im Herbst konnte sie langsam wieder ins Training einsteigen.

Die "Pfütze"

Nach der Teilnahme an den Ice Swimming German Open Anfang Januar in Veitsbronn zog es Mirjam Schall wenige Wochen später wieder einmal an den Bodensee. In ihrer "Pfütze", mit der sie mittlerweile eine lange und nicht immer glückliche Beziehung verbindet, fand mit dem Lake Constance Eisman ein weiterer Wettbewerb im Eisschwimmen statt. Bei Wassertemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt standen Distanzen zwischen 25 und 1000 Meter zur Auswahl. Zusammen mit rund 100 weiteren Sportlern stürzte sich die 41-Jährige in die eiskalten Fluten.

Warum man sich so etwas überhaupt antut? In so kaltes Wasser zu steigen, sei schon eine Überwindung, gibt die erfahrene Langstreckenschwimmerin zu. "Da bleibt dir erstmal die Luft weg." Und nach einer gewissen Zeit würden auch die Füße und Finger unweigerlich taub. "Aber das Gefühl, wenn du wieder draußen bist, ist unbeschreiblich. Da spürst du jede einzelne Zelle deines Körpers."

Drei Mal aufs Podium

Am Bodensee war die Obersteinbacherin bei vier Wettbewerben am Start und schaffte es dabei drei Mal in ihrer Altersklasse aufs Podium. Über die 50 Meter wurde sie im Hafenbecken von Radolfzell Dritte, auf der 250-Meter-Strecke schlug sie sogar als Zweite an. Die Zeiten seien für ihre Verhältnisse zwar "nicht so toll" gewesen, "aber im Eiswasser ist die Zeit eigentlich auch egal", meint sie.

Ebenfalls Platz drei sprang in der 4x25-Meter-Freistilstaffel heraus, die sie als Teil von "Team Warmduscher" zusammen mit ihren Schwimmkollegen Ulf Kranikowsky, Tobias Jäckle und Stefan Göritzer absolvierte. Darüber hinaus hätte sie eigentlich auch noch die 500-Meter-Distanz in Angriff nehmen wollen, wegen der Wetterkapriolen, die zu Verschiebungen und umgeworfenen Zelten führten, verzichtete sie jedoch auf den Start.

Auch für dieses Jahr hat sich Mirjam Schall einige ehrgeizige Projekte vorgenommen. Ganz oben auf der Agenda steht ein weiterer Versuch der Bodensee-Längsquerung, die für den Juli geplant ist. Anfang September soll es als Teil einer Staffel um Markus Schattner nach Italien gehen, um dort das Adriatische Meer zwischen dem Stiefelabsatz Italiens und Albanien zu durchschwimmen. "Und wenn alles gut läuft", meint Schall, "will ich Ende August zum Abschluss noch Fehmarn machen."

Offene Rechnung

Auch mit dieser Querung zwischen Deutschland und Dänemark hat sie nämlich noch eine alte Rechnung offen: 2016 musste sie nach über 18 Stunden im Wasser kurz vor dem erfolgreichen Abschluss der Doppelquerung auf Grund heftiger Strömungen aufgeben.

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