Mit Hilpoltsteiner Technik nach Hollywood?
29.7.2020, 11:18 UhrBereits in den frühen Morgenstunden schlägt das 16-köpfige Filmteam der "Jenley Movie Production" ihre Pavillons im sonst eher ruhigen Buchenwald rund um die Burgruine auf. Drehbuchautor und Regisseur Wesley Howard erklärt eine Felsgruppe im Wald zum Drehort für eine Szene aus dem insgesamt zehnminütigen Kurzfilm "Madleen" und schon macht sich Thomas Spitzbart von der gleichnamigen Firma "Spitzbart Filmtechnik" mit seinem Team an die Arbeit.
Stative mit Scheinwerfern werden dem rutschigen Hang hinaufgetragen und aufgebaut. Nach wenigen Minuten surrt auch schon das Notstromaggregat, welches Strom für die Scheinwerfer spendet, um den Drehort in das richtige Licht zu setzen.
So kann ein sonniger Tag simuliert werden, denn gerade jetzt erschwert Regen die Dreharbeiten. Für Kameramann Matthias Fleischmann aber kein Grund zum Komplettabbruch der Arbeiten. "Die unterschiedlichen Witterungsverhältnisse sorgen für wechselndes Licht am Drehort. Dies versuchen wir mit Kunstlicht auszugleichen. Zusätzlich gehen wir mit unserer Kamera einfach näher an die Schauspieler ran und zeigen weniger von der Umgebung", erklärt der erfahrene Amateurfilmer.
Der Beginn einer Leidenschaft
Fleischmann und Spitzbart verbindet eine gut 30-jährige Freundschaft. Regelmäßig arbeiten die beiden bei kleineren Filmproduktionen zusammen. Auf ihr erstes gemeinsames Projekt "Der Sortierer" sind die beiden besonders stolz. Dieser wurde im Jahr 1992 bei den europäischen Filmfestspielen im französischen Cannes gezeigt.
Kennengelernt haben sich die beiden in den ehemaligen Lagerhallen der Landesgewerbeanstalt in Nürnberg, am heutigen Standort des Cinecitta-Multiplexkinos. Dort suchte Fleischmann einen Techniker, der ihm auf Basis eines Holzmodells einen Kamerakran bauen konnte. Für Spitzbart, der in Hilpoltstein Chef einer Firma für Gewindeschleiftechnik ist, war dies keine große Herausforderung.
Spitzbart interessierte sich ab diesem Zeitpunkt immer mehr für Filmtechnik und produzierte hierfür notwendige Gerätschaften selbst oder kaufte diese hinzu. So entstand die Firma "Spitzbart Filmtechnik", welche professionelles Filmequipment verleiht. Sofern es die Zeit erlaubt, legt Spitzbart bei Filmprojekten selbst Hand an und ist für die Aufnahmetechnik verantwortlich. So auch jetzt beim Horrorkurzfilm "Madleen".
Und "Action" hallt es durch den Buchenwald. Vier Schauspieler im Infanteriekostüm flüchten sich vor ihren Verfolgern in die vom Regisseur ausgewählte Felsgruppe. Die Aufnahmeleitung am Set gleicht das Geschehen und die geführten Dialoge mit dem Storyboard sowie dem Drehbuch ab. Regisseur Wesley Howard verfolgt die Kameraschwenks konzentriert am Monitor und ruft "Cut".
Immenser Aufwand
Aufatmen und lobende Worte an das gesamte Team am Set. Die Szene ist im "Kasten". "Für diese kurze Sequenz haben wir gut einen halben Tag eingeplant", erklärt Spitzbart. Insgesamt zwei Drehtage wurden für diese Buchenwaldlandschaft geplant, bis das Team zu einem anderen Drehort weiterzieht.
Der Film spielt zu Zeiten von Napoleon im Jahr 1812. "Vier Deserteure der Grande Armée vergewaltigen die junge Frau Madleen. Mit übernatürlichen Kräften recht sich Madleen an ihren Peinigern", fasst Regisseur Wesley Howard die Handlung zusammen.
Anfang 2021 soll der Kurzfilm auf nationalen und internationalen Filmfestivals gezeigt werden. "Eine erste Anfrage aus Kalifornien liegt bereits vor", so Howard.
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