Mobiler Bücherschrank rollt der Not davon

27.9.2020, 13:58 Uhr
Mobiler Bücherschrank rollt der Not davon

© Foto: privat

Das hätte gründlich schief gehen können! "Und so völlig", sagt Marc Kreidl vorsichtig, "sind wir auch noch nicht raus aus der Gefahrenzone." Kreidl ist Initiator des caritativen Vereins "Buch rettet Leben", der mit dem Handel gebrauchter Bücher kranke und gehandicapte Kinder in der Region unterstützt. Aber diese Hilfe fällt gerade flach. Anfang Mai seien die Vereinsmitglieder sogar davon ausgegangen: "Buch rettet... – bald gar nix mehr!" Doch Not macht mobil...

Und das kam so: Mai wie Oktober sind die Monate, in denen er an den Start geht – "Frankens größter Buchflohmarkt". Normalerweise. Zweimal pro Jahr lädt "Buch rettet Leben" zu diesem "Mega-Event" in die Abenberger DJK-Halle. Auf rund 450 Quadratmetern gelte dann jeweils ein Wochenende lang die Devise: ein Buch, ein Euro – und damit "full house!", erzählt Marc Kreidl.

Mehr als ein Geheimtipp

Für bibliophile Zeitgenossen sei das Gebrauchtbücher-Mekka nämlich längst viel mehr als ein Geheimtipp. Kreidl macht das nicht nur an den Autokennzeichen "von überall her" fest, die den Abenberger Parkplatz dann in der Regel bevölkern – "aus München, Stuttgart, Uffenheim..." – auch der Umsatz stimme: "Nach den Buchflohmärkten haben wir erfahrungsgemäß die Jahres-Miete für unser Bücherlager in Georgensgmünd zusammen."

Aber vor allem: "Mit dem, was da reinkommt, können wir unserem Auftrag gerecht werden." Der lautet seit 2009: Spenden für Kinder in existenzieller Not sammeln, junge Menschen, "die jenseits der Sonnenseite des Lebens stehen" – ihnen werden Hilfsmittel und/oder Therapien ermöglicht, die die Krankenkassen nicht übernehmen. "Normalerweise, wie gesagt", betont Marc Kreidl.

Denn in Zeiten der Pandemie sei "alles anders". – Größere Einnahmen? Fehlanzeige! Der Buchflohmarkt im Mai fiel dem Lockdown zum Opfer, der im Oktober gehe vor den "kaum zu erfüllenden Hygieneauflagen" in die Knie.

Die Rechnung sei somit deprimierend: kein Markt, keine Mietdeckelung, keine Spenden. Zwar würden das kleine "Buch rettet Leben"-Lädchen in Spalt und der Online-Shop bei amazon weiterlaufen, "aber die machen das Kraut nicht fett, wie man so schön sagt", klärt Kreidl auf.

Was tun? Nach eingehender Beratung kam man im Verein überein, einen Spendenaufruf via social media zu starten. Das Feedback? "Einfach toll!", resümiert Marc Kreidl bewegt. Mancher Befürworter hätte spontan einige Notgroschen zugesagt; die Spalter Boutique "Oliveira" spendete 40 Prozent eines Wochenend-Umsatzes. "Das hat uns unglaublich Auftrieb gegeben", so Kreidl.

Statt also weiter Corona-Trübsal zu blasen ("Das hatten wir im Mai ja schon ausgiebig getan"), wurde der Verein aktiv und schaffte mittels Privatkredit einen mobilen Verkaufswagen an. – Ein rollender Buchflohmarkt im Miniatur-Format! Denn das zugehörige Motto, um "wenigstens ein paar zusätzliche Einnahmen" zu generieren, heißt: "Wenn die Leute nicht zu uns kommen dürfen, kommen wir eben zu den Leuten."

Funktionieren tut das in Zeiten wie diesen nun so: Ein bis zweimal pro Woche füllen Marc Kreidl und seine Ehefrau Christine das "Buch rettet Leben"-Mobil mit Lesestoff und machen damit vor einer der 31 dm-Sammelstellen in der Region Halt.

Dazu muss man wissen: Der Drogerie-Filialist "dm" unterstützt das Konzept von "Buch rettet Leben" seit 2011, indem einige dm-Dependancen ein gewisses Kontingent an gebrauchten Büchern von ihren Ladenkunden annehmen.

Die Sache läuft

Um es kurz zu machen: Die Sache mit dem Verkaufsmobil, das seit Juni durch die Lande tourt, läuft. "Ja, es wird – trotz Mundschutzpflicht am Stand – sehr gut angenommen", freut sich Marc Kreidl samt "Buch-rettet-Leben"-Team. So gut, dass man "langsam, langsam wieder Land" sehe und den fahrenden Bücherschrank inzwischen mit einigem Optimismus aufklappe.

Wichtig sei in diesem Kontext aber in allererster Linie: "Die Daseinsberechtigung von ,Buch-rettet-Leben’ hat – vorerst – Bestand". Im Klartext: Egal, ob über die Elterninitiative krebskranker Kinder Nürnberg, die "Kinderschicksale" Mittelfranken, das Kinderhospiz "Tigerauge" Erlangen, den Verein "Herzpflaster" Roth, die "Rollikids" Franken oder die "Jonas-Gabriel-Kinderkrebshilfe" Wassermungenau (sie alle wurden von "Buch rettet Leben" bereits unterstützt) – "wir wollen und müssen diesen Kindern einfach helfen!" Derzeit sieht es ganz so aus, als gehe es weiter...

InfoWer "Buch rettet Leben" finanziell unter die Arme greifen möchte: Spendenkonto bei der Raiffeisenbank Roth-Schwabach, IBAN DE66 764 600 150 1038 22 800, Verwendungszweck "Rettungsschirm Buchflohmarkt" (Es wird darum gebeten, mit JA bzw. NEIN zu ergänzen, ob der/die Spender/in auf der Vereinshomepage namentlich erwähnt werden will; zudem weist der Verein auf seinen Status als "gemeinwohlorientierte" Initiative hin, die keine Spendenquittungen ausstellen darf). Im Übrigen stünden auf dem neuen Verkaufsmobil von "Buch rettet Leben" noch zwei Werbeflächen zur Verfügung. Interessenten wenden sich an Marc Kreidl unter Telefon (01 76) 10 00 44 00.

www.buch-rettet-leben.de

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